Zusammenfassung
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1.
Vorschlag einer neuen Bezeichnung, nämlich „Paratrachom“ für alle jene Erkrankungen, die durch das genitale Einschlußvirus hervorgerufen werden.
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2.
Infektionen von Trachom mit Paratrachom des Neugeborenen (Einschlußblennorrhöe) bewirken meist eine sehr geringe, oft kaum merkbare Entzündung. Bei älteren Trachomfällen können solche Infektionsversuche fallweise klinisch und mikroskopisch ganz ohne unmittelbaren Erfolg sein.
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3.
Im Gegensatze dazu ergaben Infektionen von zwei an Follikulose erkrankten Augen eines Patienten mit Paratrachom des Neugeborenen ganz akute Bindehautentzündungen, ein weiterer Beweis dafür, daß Trachom und Follikulose völlig verschiedene Erkrankungen sind. Der klinische Infektionserfolg war an beiden Augen der gleich starke, obwohl das eine Auge massig, das andere hingegen nur mit einer Sekretspur infiziert worden war.
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4.
Ein therapeutischer Erfolg durch Infektion älterer Trachome mit Paratrachom des Neugeborenen (Einschlußblennorrhöe) scheint nur ganz selten und in geringem Ausmaße einzutreten, was bei dem kaum merkbaren klinischen Infektionserfolg kaum anders zu erwarten war. Ob nicht ein akuterer, unmittelbarer Infektionserfolg zu einer besseren Heilwirkung führt, der bei Infektion eines Trachoms ganz zu Anfang der Erkrankung zu erwarten wäre (s. Fall 19), bleibt noch eine offene Frage.
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5.
Die unter 3. angeführten Infektionsergebnisse stehen in vollem Einklang mit den seinerzeitigen gekreuzten Infektionsversuchen mit Trachom und Paratrachom an der Pavianbindehaut. Sie zeigen, daß die Trachomerkrankung vor allem in ihren späteren Stadien einen gewissen Schutz gegen Infektion mit Paratrachom gewährt, der jedoch nicht lange anhält. Es ist dies eine weitere Stütze dafür, daß beide Virusarten sehr nahe miteinander verwandt sind.
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Herrn Prof. Dr.Anton Ghon, Prag, zum 70. Geburtstag gewidmet.
Vorgetragen in der Sitzung der Wien. ophthalm. Ges., 10. Dez. 1934.
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Lindner, K. Infektionsversuche von Trachom mit Paratrachom des Neugeborenen (Einschlußblennorrhöe). Graefes Arhiv für Ophthalmologie 133, 479–504 (1935). https://doi.org/10.1007/BF01853926
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