Zusammenfassung
Der Begriff der „Selbststeuerung“, ganz grundsätzlich betrachtet, ist paradox: Wenn ich der Gegenstand der Steuerung bin, wer steuert dann? Steuern ist ein intentionaler Akt, bei dem das Subjekt nicht identisch mit dem Objekt sein kann. Zur Umgehung dieser problematischen Selbstreferenz wenden wir uns einer Formulierung von Intentionalität zu, die in Zusammenhang mit selbstorganisierenden komplexen Systemen und der Embodimentforschung entwickelt wurde: selbstorganisierende Systeme beziehen sich in spezifischer und optimaler Weise auf ihren affordanten Kontext, also die Umwelt, durch die sie energetisch oder motivational angetrieben werden. Dieser besondere Bezug zum Kontext ist analog zum intentionalen Bezug eines Subjekts auf ein Objekt. Wir argumentieren, dass dies auch konsistent mit dem gegenwärtigen Stand der Psychotherapieforschung ist, der nahelegt, dass kontextuelle, unspezifische Faktoren den größten Anteil an therapeutischer Veränderung haben. Wir ziehen insgesamt den Schluss, dass Selbststeuerung wörtlich genommen zwar paradox ist, aber indirekt, durch Beeinflussung des eigenen Umweltkontextes, möglich wird. Ich kann mich also nur via kontextuelle Intervention selbst steuern.
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Tschacher, W., Pfammatter, M. (2019). Selbststeuerung – ein paradoxes Konzept: Wege aus dem Problem der Selbstreferenz. In: Rietmann, S., Deing, P. (eds) Psychologie der Selbststeuerung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-24211-4_6
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Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden
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