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Altern in fortwährender Migration bei älteren Türkeistämmigen

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Part of the book series: Alter(n) und Gesellschaft ((AUGES,volume 22))

Zusammenfassung

Aufgrund der Einwanderungspolitik der vergangenen Jahrzehnte steigen in Deutschland Anzahl und Anteil älterer Migrantinnen und Migranten. Bereits seit den 1980er Jahren wird diese Entwicklung von Einrichtungen der Wohlfahrtspflege, vor allem der Migrationsberatung aber auch der Altenhilfe beschrieben und als gesellschaftliche und sozialpolitische Herausforderung thematisiert.

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Notes

  1. 1.

    Darunter kann auch die Ruhestandmigration älterer einheimischer Deutscher gezählt werden, die die nacherwerbliche Phase für eine temporäre, oftmals im Pendeltakt gestaltete Migration mit Aufenthalten an sonnigen Küstenregionen Europas nutzen (Sauer & Ette 2007). Eine gemeinsame Betrachtung von Ruhestandsmigration der älteren autochthonen Bevölkerung und den Alternsverläufen von Migrantinnen und Migranten steht noch aus.

  2. 2.

    Dieses statistische Problem ist seit längerem bekannt. Grenzübertritte zwischen Deutschland und der Türkei werden statistisch nicht erfasst, es sei denn, es handelt sich um amtlich bekannte illegale Grenzübertritte oder Visaverletzungen. Die Wanderungsstatistiken der jeweiligen Länder nehmen nur amtliche An- und Abmeldungen auf, die Pendlerinnen und Pendler aus praktischen Gründen nicht vornehmen, sodass sie zwischen den beiden Ländern zirkulieren können. Ermöglicht wird dies bei einer ehemals türkischen, jetzt deutschen Staatsbürgerschaft durch die türkische Einrichtung einer mavi kart (blauen Karte), mit der ehemals türkische Staatsangehörige in fast allen Bereichen mit türkischen Staatsangehörigen gleichgesetzt werden. Haben Pendlerinnen und Pendler eine türkische Staatsbürgerschaft und eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis in Deutschland, können sie sich problemlos in der Türkei und in Deutschland bewegen. Auf Grundlage von SOEP-Daten für die Jahre 1996/2002 schätzen Özcan und Seifert (2004: 36), dass sich 57 000 bis 60 000 Personen mit türkischem Migrationshintergrund im Alter ab 65 Jahren im Zeitraum von zwei Jahren für mindestens drei Monate in der Türkei aufhalten.

  3. 3.

    Beispielhaft können die Leistungen der Grundsicherung im Alter angeführt werden, bei denen die Bezugsberechtigung eine Ortsanwesenheit voraussetzt. So führt eine behördlich bekannte Abwesenheit der Leistungsempfänger von über zwei Wochen am Stück zu Kürzungen der Grundsicherung. Dabei ist es gleich, ob sich eine Person für mehr als zwei Wochen in einer anderen deutschen Stadt oder im Ausland aufhält.

  4. 4.

    Aus Sicht der deutschen Öffentlichkeit scheint vermutet zu werden, dass das Pendeln mit einem hohen finanziellen Aufwand verbunden ist. Viele Pendlerinnen und Pendler, die in einer eigenen Untersuchung befragt wurden, berichten jedoch, dass, bei guter Planung und frühzeitiger Buchung der Flüge, das Pendeln zu einer Kostenersparnis führt. Gerade der Zeitraum in der Türkei könne zum Sparen genutzt werden, um die höheren Lebenshaltungskosten während der Zeit in Deutschland auffangen zu können.

  5. 5.

    Das Dissertationsprojekt trägt den Titel „Auf wen ist Verlass? – Kommunikation von und Konstruktion über Altern im interkulturellen und interreligiösen Kontext“ und ist an der Universität Rostock angesiedelt.

  6. 6.

    Die gesamte Untersuchung bezieht darüber hinaus auch Experteninterviews, Interviews mit Angehörigen und teilnehmende Beobachtungen mit ein. Die Untersuchung verwendet eine Methodentriangulation der Grounded Theory, des Problemzentrierten Interviews und der Dokumentarischen Methode.

  7. 7.

    Entsprechend des gegenwärtigen Standards in mehrsprachigen erzählanalytischen Untersuchungen werden im Folgenden die zitierten Interviewpassagen, so sie denn ins Deutsche übersetzt werden mussten, auch im türkischen Original angeführt. Somit haben beider Sprachen Mäch tige die Möglichkeit die Übersetzungen selbst nachzuvollziehen.

  8. 8.

    Andersherum gibt es bisher keinen Fall, in dem ein Interviewpartner in einem deutschsprachigen Interview zur türkischen Sprache wechselt um eine Pflegesituation zu beschreiben. Jedoch sind nur wenige der Interviews mehrheitlich deutschsprachig. Des Weiteren ist auffällig, dass die deutschen Begriffe nur zur Beschreibung von Situationen in Deutschland verwendet werden.

  9. 9.

    Während der Datenerhebung konnte festgestellt werden, dass Pflegebedürftigkeit im Alter nur bei wenigen der Interviewpartnerinnen und -partner ein tabuisiertes Thema war. Im Gegenteil, viele sprachen ausführlich über Vorstellungen, Wünsche und Ängste bezüglich einer eigenen Pflegebedürftigkeit oder der Pflegebedürftigkeit einer nahestehenden Person.

  10. 10.

    Alle Namen der Interviewten sind anonymisiert und frei erfunden.

  11. 11.

    Für gewöhnlich wird in Deutschland davon ausgegangen, dass für die Pendlerinnen und Pendler das Gesundheitssystem eine strukturelle Ressource ist, die sie in Deutschland nutzen. Nicht alle Interviewpartnerinnen und -partner sind dieser Auffassung. Die Hälfte von ihnen zieht die Behandlung durch türkische Ärzte vor, denen sie eine höhere Kompetenz in der Krankenbehandlung zusprechen.

  12. 12.

    In den türkischsprachigen Interviews verwenden die Interviewpartner mehrheitlich den Ausdruck ‚kuran okumak‘, was wörtlich mit ‚den Koran lesen‘ übersetzt werden kann. Die Tätigkeit des Koran Rezitierens, das Vortragen von Koransuren, gilt im Islam selbst als Gebet, was somit eine andere Bewertung erfährt als das Lesen aus der Bibel im Christentum. Darüber hinaus kennt auch der Islam freie Gebete, auf Türkisch ‚dua‘, sowie die namaz-Gebete, die fünf Pflichtgebete gläubiger Muslime. In deutschen Übersetzungen wird der Ausdruck des ‚Koranlesens‘ häufig direkt mit ‚beten‘ übersetzt, was bereits eine Interpretation- bzw. eine religiös-kultu relle Translationsleistung beinhaltet. Auch in den folgenden Interviewpassagen wird teilweise dementsprechend übersetzt.

  13. 13.

    Eine Interviewpartnerin hat diese Überführungsversicherung für sich und ihre Angehörigen jedoch abgeschlossen, um im Todesfalle von der Türkei nach Deutschland überführt werden zu können.

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Strumpen, S. (2012). Altern in fortwährender Migration bei älteren Türkeistämmigen. In: Baykara-Krumme, H., Schimany, P., Motel-Klingebiel, A. (eds) Viele Welten des Alterns. Alter(n) und Gesellschaft, vol 22. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19011-2_16

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-19011-2_16

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