Im Möbel Museum in Wien findet die Sonderausstellung „Hedy Lamarr - Hausfrau. Künstlerin. Wildfang.“ statt. Die Schau würdigt die einzigartige Schauspielerin, Erfinderin und Künstlerin anlässlich ihres 110. Geburtstages.
Eines gleich vorweg: Exklusive Möbelstücke, die zeigen, wie Hedy Lamarr residiert hat, sucht man in der Schau vergebens – obwohl sie im Wiener Möbelmuseum stattfindet. Der ungewöhnliche Rahmen eröffnet neue Perspektiven auf das Leben des aus Wien stammenden Hollywoodstars. Nur einen Katzensprung entfernt von dem tristen Baustellenskelett, das einst ein Kaufhaus mit ihrem Namen werden sollte, präsentiert die Kuratorin der Ausstellung, Danielle Spera, eine Schau, die Hedy Lamarrs Leben und Wirken auf eindrucksvolle Weise beleuchtet. Der Anlass: Am Samstag, den 9. November, hätte die geniale Schauspielerin, Erfinderin und Stilikone ihren 110. Geburtstag gefeiert.
Zwischen Glamour und Technik
Mit eindrucksvollen Fotos und pointierten Texten führt der Parcours durch ein bewegtes Leben. Hedy Lamarr – für viele steht der Name in erster Linie für Glanz und Glamour, für Hollywoodfilme der goldenen Ära, in denen sie als „schönste Frau der Welt“ gefeiert wurde. Doch dieser oberflächliche Ruhm ist nur ein Bruchteil dessen, was ihr Vermächtnis tatsächlich ausmacht.
Abseits der Leinwand gehört sie zu einer Generation von Frauen, deren Geist die heutige Welt noch immer prägt. Sie war nicht nur Schauspielerin, sondern auch eine Erfinderin, eine Technikenthusiastin, die eine der Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts mitentwickelte. Lamarr steht stellvertretend für eine ganze Gruppe an Frauen, die im Schatten ihrer Zeit wirkten, aber deren Einfluss bis heute nachklingt. Ihr Leben verdeutlicht, wie widersprüchlich die Wahrnehmung von Frauen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war. Sie wurde 1914 in Wien als Hedwig Eva Maria Kiesler geboren, wuchs in einem wohlhabenden jüdischen Elternhaus auf und zeigte schon früh ein Interesse an technischen und naturwissenschaftlichen Fragen. Doch die Karriere der jungen Frau nahm einen anderen Verlauf, als sie mit 18 Jahren durch die Rolle in dem kontroversen Film Ekstase europaweit bekannt wurde. Die Nackt- und Orgasmusszene sorgte für einen riesigen Skandal und führte sie zugleich in die Maschinerie Hollywoods. Während das Publikum Lamarrs Gesicht bewunderte, beschäftigte sie sich in ihrer Freizeit mit der Wissenschaft. An ihrer Seite stand George Antheil, ein avantgardistischer Musiker, mit dem sie ein „Frequenzsprungverfahren“ entwickelte – eine Methode zur verschlüsselten Funkübertragung. Sie meldeten das Patent 1942 an, doch das Militär zeigte damals kein Interesse. Ihre Innovation fand erst Jahrzehnte später die gebührende Anerkennung und zeigt, wie weit Hedy Lamarr ihrer Zeit voraus war.
Verflucht schöne Wienerin
Bis heute herrscht unter Wissenschaftlern Unstimmigkeit: Die wiederholte Theorie, dass Hedy Lamarrs Erfindung die Grundlage der geheimen Satellitenkommunikation bildet, entspräche eher einer „urban legend“ als der Wahrheit. Und dennoch: In einer Zeit, in der Technik und Fortschritt allgegenwärtig sind, wirken ihre Geschichten besonders inspirierend. Frauen dieser Zeit wurden auf äußerliche Attribute reduziert, während gleichzeitig ihre Köpfe voller Ideen und ihre Hände bereit waren, Neues zu schaffen. Ihre Schönheit bezeichnete Lamarr als Fluch. Lieber wäre sie für Ihren Verstand und ihren Erfindungsgeist geschätzt worden. Glamour und Party waren nicht ihre Sache. Sie blieb gerne zu Hause, um zu tüfteln.
Die Ausstellung „Hausfrau, Künstlerin, Wildfang. Hedy Lamarr 110“ ist so vielfältig wie das Leben dieser Frau, dass heute anders verlaufen wäre. Damit knüpft die Ausstellung an aktuelle Debatten über Female Empowerment, #metoo und das sich immer neu erfinden an. Die Sonderausstellung ist ein Teil des Jahresschwerpunkts „Frauen im Design“, der sich auf das Empowerment von Frauen fokussiert.