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29.05.2024 | Menopause
Kontextaffine genderaffirmative Hormontherapie im hohen Alter
Erschienen in: Journal für Gynäkologische Endokrinologie/Schweiz | Ausgabe 2/2024
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Die Transgendermedizin wird oft noch reduziert auf die Phase der „transition“, also die Zeit der genderaffirmierenden Interventionen. Das Interesse für die Zeit nach der „transition“ wächst langsam, auch weil die Transgenderpopulation immer älter wird. Mit dem Alterungsprozess wächst auch für diese Patientengruppe die Vulnerabilität für Erkrankungen, und chronische, altersspezifische Zivilisationskrankheiten werden manifest. Das führt dazu, dass ältere Transgenderpersonen häufiger Arztkontakte suchen. Die spärlich vorhandene Kenntnis und Erfahrung mit den medizinischen Bedürfnissen von Transgenderpersonen verursacht nicht selten Missverständnisse zwischen Ärzteschaft und Betroffenen. Transgendermedizin hat Zielsetzungen, die teils außerhalb des medizinischen Spektrums liegen. Medizinische Argumente für eine eventuelle Adaptation der genderaffirmativen Hormonbehandlung werden von Transgenderpersonen nicht immer angenommen, sei es aus Angst vor einem Auflodern der Genderdysphorie oder dem Verlust der „passability“. Aus medizinischer Sicht gibt es keinen Grund, die Dosierung der genderaffirmativen Hormonbehandlung im hohen Alter noch so fortzusetzen wie im Alter von 20, 30 oder 40 Jahren. Im Gegenteil. Eine umsichtige Therapie bemüht sich um eine altersgemäße und risikoadaptierte Hormontherapie. Gleichzeitig wird sie die Sorge älterer Transgenderpersonen ob des vermeintlichen Verlusts von „passability“ ernst nehmen müssen, um die Compliance und Adhärenz mit der Therapie nicht zu gefährden. Dieser Beitrag beleuchtet den Kontext der Behandlung von älteren Transgender- und genderdiversen Personen, ohne dessen Kenntnis eine sinnvolle medizinische Versorgung dieser Patientengruppe kaum vorstellbar ist.