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Ärzte Woche

01.05.2023

Komprimiert bis zum Verschluss

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Eine 22-jährige Frau erlitt beidseitige, multifokale, periphere Lungenembolien. Die Beinvenen sind frei. Ursache war eine mechanische Kompression der rechten Vena subclavia, die Thromboembolien hervorrief.

Das Thoracic-Outlet-Syndrom, bei dem meist eine Halsrippe, eine Muskelhypertrophie oder eine Kallusbildung nach Rippen- oder Schlüsselbeinfraktur Gefäße und Nerven einengt, ist bekannter als eine Sonderform davon, das Thoracic-Inlet-Syndrom (TIS). Dabei wird die
Vena subclavia komprimiert. Welche Folgen das haben kann, belegt ein Fallbericht vom diesjährigen Pneumologenkongress der DGP.

Dr. Thomas Pladeck, Pneumologie, VAMED Klinik Hagen-Ambrock, Deutschland, stellte auf einem Poster die Geschichte einer 22-jährigen Frau mit atemabhängigen Brustkorbschmerzen rechts und Belastungsdyspnoe vor. Basal war das Atemgeräusch beidseits abgeschwächt, sonst ergab sich klinisch kein auffälliger Befund. Fieber hatte sie keines.

Subpleurale Verschattungen

Im Röntgen waren beidseits mehrere unregelmäßig begrenzte subpleurale Verdichtungen erkennbar, die sich auch im Ultraschall und in der Computertomografie (CT) darstellen ließen. Zentrale Gefäße und Segmentarterien waren unauffällig, die Duplexsonografie der tiefen Beinvenen ergab keinen Anhalt für eine tiefe Beinvenenthrombose. Allerdings zeigte das CT als Nebenbefund venöse Umgehungskreisläufe bei mechanisch komprimierter Vena subclavia rechts. Die Blutgasanalyse war unauffällig, die D-Dimere mit 3423 ng/ml deutlich erhöht. In der Lungenfunktion hatte die Patientin eine restriktive Ventilationsstörung mit eingeschränkter Diffusionskapazität: die totale Lungenkapazität (TLC) war auf 58 Prozent vom Soll reduziert, funktionelle Vitalkapazität (FVC) und pulmonaler Transferfaktor (DLCO) auf je 45 Prozent. Auch die Spiroergometrie ergab ein restriktives Atemmuster.

Schweres Heben möglicher Auslöser

Erst eine Bronchoskopie mit transbronchialer Zangenbiopsie sicherte histologisch frische periphere Lungenarterienembolien. „Unter oraler Antikoagulation waren die Parenchymläsionen vollständig rückläufig“, sagte Pladeck. Ein Thrombophilie-, Vaskulitis- und Kollagenose-Screening waren negativ.

Ursache war ein Thoracic-Inlet-Syndrom. Wie Pladeck berichtete, erkranken gehäuft 20- bis 30-Jährige. Es sei eine der häufigsten Gefäßerkrankungen bei Profi- und Freizeitsportlern und entstehe ausschließlich durch mechanische Kompression von außen – sei es, dass Knochen, Muskeln oder Bänder darauf drücken, oder weil jemand einen schweren Rucksack getragen oder Gewichte gestemmt hat.

Zu den häufigsten Symptomen gehören Schulter-/Armschmerzen, lokale Ödeme und erweiterte oberflächliche Venen. Eine Phlebografie ist nur in 44 Prozent pathologisch. „Unklar ist, ob diese Thrombosen durch eine einzelne komprimierende Situation oder durch repetitive Verletzungen der Venenwand mit reaktiver Fibrose oder Phlebitis ausgelöst werden“, sagt Pladeck.

Quelle: Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) 2023, 29. März bis 1. April 2023

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Metadaten
Titel
Komprimiert bis zum Verschluss
Publikationsdatum
01.05.2023
Zeitung
Ärzte Woche
Ausgabe 18/2023

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