Open Access 20.11.2024 | Klimakterium und Menopause | Menopause heute und morgen
Arthralgien in der Menopause – was könnte noch helfen?
Erschienen in: Gynäkologie in der Praxis | Ausgabe 4/2024
Obwohl unspezifische Gelenkbeschwerden eine typische und häufige Begleiterscheinung in der Postmenopause sind, wird das Thema oft vernachlässigt. Die Inzidenz der unspezifischen Arthralgien mit Entzündungen und Anschwellen der Gelenke, steifen und unbeweglichen Fingern und eingeschränkter Mobilität und Flexibilität liegt bei ca. 50–70 % aller postmenopausalen Frauen. Bevor die Diagnose einer unspezifischen postmenopausalen Arthralgie gestellt werden kann, muss sichergestellt werden, dass über Fachärzte für Orthopädie und Rheumatologie ernst zu nehmende orthopädische oder rheumatische Erkrankungen wie Arthrosen oder etwa Gicht ausgeschlossen werden.
Unter Therapie mit Aromataseinhibitoren sind Gelenkbeschwerden neben vasomotorischen Beschwerden die häufigsten Nebenwirkungen und können bei mangelhafter Aufklärung der Patientinnen über die zu erwartende Problematik – immerhin sind 35 % unter Arimidex und 30 % unter Tamoxifentherapie betroffen – sogar zu einem Therapieabbruch führen. Es ist bekannt, dass Adipositas aufgrund der erhöhten Basisöstrogenwerte das Risiko dafür erhöht. Mit Sport und Bewegung können sehr gute Erfolge erzielt und die Compliance der betroffenen Patientinnen mit Brustkrebs beibehalten werden.
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Generell sind eine Lifestyle-Modifikation, Schmerzmittel und Entzündungshemmer gute Möglichkeiten, Gelenkbeschwerden in der Postmenopause auf ein erträgliches Ausmaß zu reduzieren. Neben diesen einfachen Möglichkeiten wurden noch andere Optionen untersucht, die einen möglichen Effekt auf postmenopausale Arthralgien haben könnten, und diese werden im Folgenden kurz vorgestellt.
Einhergehend mit Arthralgien wird häufig die Sarkopenie als typisches Nebensymptom genannt und vor allem bei zusätzlichem Vorliegen des Muskelschwunds wurde eine Therapie mit Dehydroepiandrosteron (DHEA) auf positive Effekte untersucht. Da DHEA die Muskelmasse steigert, die Fettmasse reduziert und die Glukose- und Insulinspiegel verbessert, wäre ein Nutzen naheliegend. Jedoch konnte in Studien die Empfehlung zu einer DHEA-Gabe zur Prophylaxie oder Therapie von einer möglichen Sarkopenie und den damit oft einhergehenden Arthralgien nicht ausgesprochen werden. Im Gegensatz dazu lieferte die Therapie mit Isoflavonen, vor allem mit der japanischen Kudzuwurzel, bessere Ergebnisse. Trotz einer kleinen Patientinnenanzahl und einer Studiendauer von nur 28 Tagen konnte eine statistisch signifikante Verbesserung der Biomarker für Knochenresorption und Knorpelabbau demonstriert werden. Außerdem wurden keine relevanten Nebenwirkungen aufgezeichnet.
Die Gabe von 1000 mg Kalziumcarbonat und 400 IE Vitamin D3 täglich zum Zweck einer Verbesserung von Arthralgien zeigte ebenso keinen Nutzen in Hinblick auf Gelenkbeschwerden.
Stellt sich zuletzt die Frage, ob eine kombinierte Hormonersatztherapie (HRT) oder eine Östrogengabe allein postmenopausalen Arthralgien vorbeugen oder diese verbessern kann. Die alleinige Gabe eines equinen Östrogens (0,625 mg/d) zeigte bei einer placebokontrollierten, randomisierten Studie an 10.739 postmenopausalen Frauen nach Hysterektomie, welche in Hinblick auf Gelenkschmerzen und -schwellungen nach einem, 3 und 6 Jahren evaluiert wurden, eine signifikante Reduktion der Gelenkschmerzen im Vergleich zur Placebogabe (76,3 % vs. 79,2 %). Paradoxerweise kam es bei diesen Frauen dafür jedoch zu einer Zunahme der Gelenkschwellungen.
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Weniger eindeutig erscheint die Datenlage für eine kombinierte Hormonersatztherapie.
Beobachtungsstudien ergeben zwar einen Hinweis auf ein reduziertes Risiko für Arthralgien unter HRT, jedoch fehlt es an randomisierten, placebokontrollierten Studien. Eine der wenigen Studien zu diesem Thema untersuchte über vier Jahre an 969 postmenopausalen Frauen die Häufigkeit von Knieschmerzen und damit verbundenen Einschränkungen. Unter einer HRT lag die Prävalenz bei 24,1 % im Vergleich zu 26,1 % in der Placebogruppe, was keinen statistisch signifikanten Unterschied zeigte. In dieser Studie beeinflusste der Body-Mass-Index (BMI) die Häufigkeiten von Knieschmerzen im Kontrast zu anderen Studienergebnissen jedoch nicht.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es an gut designten Studien fehlt, um tatsächlich beurteilen zu können, ob eine HRT zur Therapie von starken Gelenkschmerzen in der Menopause sinnvoll ist. Ansonsten zeigten Isoflavone den meisten Nutzen [1‐9].
I. Holzer gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Für diesen Beitrag wurden von den Autor/-innen keine Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt. Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort angegebenen ethischen Richtlinien.
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