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14.10.2024 | Kardiologie

Wann Antihypertensiva einnehmen?

verfasst von: Dr. Dirk Einecke

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Einnahmemodus-- Wann ist die beste Zeit, Antihypertensiva einzunehmen? Die einen sagen abends, die anderen sagen, es ist egal. Wer hat nun recht? Studien zu dieser Fragestellung wurden beim ESC-Kongress besprochen.

Nachts fällt der Blutdruck normalerweise ab; erhöhte nächtliche Werte steigern die Risiken für Schlaganfall und Herzinfarkt mehr als erhöhte Werte tagsüber. Ist es deshalb günstiger, die antihypertensive Medikation abends einzunehmen?

Zwei Publikationen spanischer Autor:innen ( MAPEC , HYGIA ) waren genau zu diesem Schluss gekommen, sie beschrieben signifikant niedrigere Risiken für harte klinische Endpunkte bei abendlicher Einnahme. Hingegen hatte die britische TIME-Studie keinen Unterschied zwischen morgendlicher und abendlicher Einnahme gefunden.

Zu diesem Resultat kommen jetzt auch die beim ESC-Kongress 2024 präsentierten offenen und pragmatischen Studien BedMed und BedMed Frail sowie eine Metaanalyse aller Studien zu dieser Fragestellung bisher, alles vorgetragen von kanadischen Autor:innen. Ihr klares Fazit: Bei einmal täglicher Einnahme können Hypertensiva so eingenommen werden, wie es für Patientin oder Patient am besten passt, um langfristig die Therapietreue zu gewährleisten.

Neue Daten

Für die BedMed -Studie waren 3.357 Hochdruckpatient:innen in Allgemeinarztpraxen (Altersschnitt 67 Jahre) ausgewählt und randomisiert worden zwischen morgendlicher und abendlicher Medikamenteneinnahme, für die BedMed-Frail -Studie kamen noch einmal 776 Bewohner von Seniorenheimen hinzu (Altersschnitt 88 Jahre). Primäre Endpunkte waren Tod oder Krankenhausbehandlung wegen Herzinfarkt, Schlaganfall oder akutem Koronarsyndrom. Doch in beiden Studien zeigte sich nach median 4,6 Jahren bzw. 415 Tagen ( BedMed-Frail ): Die abendliche Einnahme hatte für die Patient:innen weder Vor- noch Nachteile.

Metaanalyse

Anschließend wurde eine Metaanalyse aller fünf zu diesem Thema vorliegenden Studien präsentiert, die zusammen mehr als 46.000 Personen umfasste. Diese zeigte in Summe einen numerischen, aber keinen signifikanten Vorteil für die abendliche Einnahme. Reduzierte man die Analyse auf die, wie es hieß, drei höherwertigen Studien TIME , BedMed und BedMed-Frai l, so waren die Ergebnisse bei abendlicher und morgendlicher Einnahme nahezu gleich. Dies galt nicht nur für harte kardiovaskuläre Endpunkte, sondern auch für die Risiken Fraktur, Glaukom oder kognitiver Abbau.

Unklar bleibt, warum die Ergebnisse der spanischen HYGIA -Studie mit 19.000 Teilnehmenden und gegenteiligem Ergebnis, publiziert im European Heart Journal , als qualitativ weniger hochwertig eingestuft wurde.

Fazit für die Praxis

Zur Frage des optimalen Einnahmezeitpunkts von Antihypertensiva ist die Studienlage widersprüchlich. Zwei Studien zeigen einen deutlichen Vorteil für die abendliche Einnahme. Drei Studien ergeben diesbezüglich keinen Vorteil. Anscheinend kann man es den Patient:innen überlassen, wann sie ihre Medikation einnehmen möchten

Quelle-- ESC Congress 2024, London, UK, und online, 30. August bis 2. September, Hotline 2

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Metadaten
Titel
Wann Antihypertensiva einnehmen?
Schlagwort
Kardiologie
Publikationsdatum
14.10.2024