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Cardio News Austria

14.10.2024 | Kardiologie

Koronarchirurgie: „Women are paying the price“

verfasst von: Univ.-Prof. Dr. Andrea Podczeck-Schweighofer

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Das Ergebnis dieser größten, jemals durchgeführten Analyse über 10 Jahre Koronarchirurgie war die New York Times eine Schlagzeile wert: „The Heart Surgery that isn´t as safe for older women – Coronary artery bypass grafting, the most common cardiac procedure in the United States, was studied mostly in men. Women are paying the price...“ Die Analyse umfasst den Zeitraum 2011 bis 2020 und inkludierte fast 1,3 Millionen Menschen, bei denen ein isolierter koronarchirurgischer Eingriff durchgeführt wurde. Frauen waren älter (67 Jahre), das durchschnittliche Alter der männlichen Patienten betrug 65 Jahre.

Viele der kardiovaskulären Risikofaktoren und Ko-Morbiditäten – Hypertonie, Diabetes, Lungenerkrankungen sowie CAVK und PAVK – waren bei Frauen signifikant ausgeprägter. Ebenso erfolgten die chirurgischen Eingriffe bei Frauen signifikant häufiger in der klinischen Situation wie instabile Angina pectoris und NSTEMI – damit erfolgte die Operation viel häufiger als „urgent“. Interessant auch die Unterschiede in der Koronaranatomie: Bei Frauen lag häufiger eine Eingefäß- (5,4 vs. 3,3 %) sowie eine 2-Gefäß-Erkrankung (21 vs. 18 %), ebenfalls eine signifikant niedrigere Rate von Hauptstamm-Stenosen (19,88 vs. 20,5% ) vor. Als wesentliches Ergebnis wurden die operative Mortalität sowie Mortalität und Morbidität postoperativ analysiert. Diese Ergebnisse zeigten für Frauen eine Mortalität von 2,8 % gegenüber 1,7 % für Männer; auch die Morbidität und Mortalität zusammengerechnet betrug 22,9 % für Frauen gegenüber 16,7 %. Zu betonen ist, dass das Operationsrisiko für Frauen über die analysierte Zeit zunahm – von 2,9 % im Jahre 2011 auf 3,3 % (2020).

Was sagen uns diese Daten? Alle in der vorliegenden Studie zitierten anderen Studien zeigen eine signifikante Abnahme der postoperativen Mortalität über die Zeit, trotz einer Verschlechterung des präoperativen Risikoprofils der Patient:innen.

Warum diese Verbesserungen im Outcome für Frauen nicht zutreffen, dafür gibt es keine eindeutige Antwort – bekannte Unterschiede wie anatomische und auch klinische Charakteristika spielen sicher eine Rolle, die auch unterschiedliche „technische“ Herausforderungen für den/die Chirurg:in bedeuten. Auch die Tatsache, dass Frauen häufiger erst in einer Phase klinischer Instabilität operiert werden – möglichweise erst (zu) spät medizinische Hilfe suchen – ist zu beachten. Daneben zeigt eine US nationenweite Untersuchung an sowie mittels PCI als auch CABG-intervenierten Patient:innen (3,6 Millionen Untersuchte), dass die Krankenhaus-Mortalität für Frauen unabhängig von der eingesetzten Prozedur höher war.

Die Autor:innen dieser Analyse schlagen letztlich einen „multifaktoriellen“ Zugang zu dem Problem vor, vor allem aber eine intensivere Untersuchung der „weiblichen KHK“ angesichts der Tatsache, dass nach wie vor diagnostische und therapeutische Strategien vorwiegend auf Daten männlicher Patienten basieren.

Literatur:

M Gaudino et al, JAMA Surg.2023;158(5):494

MK Mahowald et al, AM J Cardiol. 2020;132:1

M Gaudino et al, J Am Coll Cardiol. 2022;79:407

A Hassan et al, Can J Cardiol. 2005; 21:757

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Metadaten
Titel
Koronarchirurgie: „Women are paying the price“
Schlagwörter
Kardiologie
Gendermedizin
Publikationsdatum
14.10.2024
Zeitung
Cardio News Austria
Ausgabe 6-7/2024