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14.10.2022 | Innere Medizin | Studiennews | Online-Artikel

Suizidrisiko bei Krebs

verfasst von: Joana Schmidt

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© Jitalia17 / Getty Images / iStock

Vor allem in den drei Monaten nach einer Krebsdiagnose sind Betroffene gefährdet, sich das Leben zu nehmen, legt eine Studie mit US-Veteranen nahe. Das betrifft besonders bestimmte Krebsarten.

Personen, die eine Krebsdiagnose erhalten haben, sind stärker suizid-gefährdet als die Allgemeinbevölke­rung. Abhängig von Tumorentität, Stadium, Prognose und weiteren Patientenmerkmalen variiert das Risiko. Forschende haben in einer großen Analyse mit Veteranen her­ausgefunden, dass besonders Öso-phaguskarzinome und Krebs im Kopf- und Halsbereich mit einem erhöhten Suizidrisiko einhergehen.1
In die Analyse wurden mehr als 4.926.000 US-amerikanische Vetera­nen einbezogen, die stationär oder ambulant von der Veterans Health Administration versorgt worden wa­ren. Ein Team um Kallisse Dent vom Zentrum für schwere psychische Er­krankungen bei Veteranen in Ann Ar-bor verglich das Suizidrisiko von Per­sonen mit und ohne Krebsdiagnose. Die Nachbeobachtungszeit betrug bis zu sieben Jahre und die Ergebnisse wurden auf potenzielle Störfaktoren wie Alter, Geschlecht und psychische Erkrankungen adjustiert.

Um 47% gesteigertes Suizidrisiko bei Krebserkrankung

Knapp 5% der Untersuchten erhiel­ten eine Krebsdiagnose – in den Jah­ren danach war ihr Suizidrisiko insge­samt um 47% gesteigert. Die mit dem höchsten Risiko assoziierte Krebsart waren Ösophaguskarzinome. Bei dar­an Erkrankten war es um das Sechsfa­che erhöht, bei Personen mit Krebs im Kopf- / Halsbereich um rund das  Dreieinhalbfache. Bei Lungenkrebs war es immerhin noch um mehr als das Doppelte gesteigert. Auch ein fortgeschritteneres         Krebsstadium ging mit einem erhöhten Suizidrisiko einher: Stadium III und IV korrelier­ten jeweils mit einem rund 2,4-fach bzw. 3,5-fach erhöhten Risiko.
In den drei Monaten nach der Di­agnose waren die Suizidraten am höchsten und blieben auch in den folgenden neun Monaten erhöht. Kurz nach der Diagnose waren Suizi­de durch Schusswaffen besonders häufig. Die Forschenden betonen, dass das Suizidrisiko unter Veteranen im Vergleich zur Allgemeinbevölke­rung besonders hoch ist.

Zusätzliche Prävention erforderlich 

Die Autoren der Studie plädieren für zusätzliche Suizidprävention bei Veteranen mit einer Krebsdiagnose. Dazu gehört das Verhindern des Zugangs zu Waffen oder anderen Mitteln zur Selbsttötung, Routineun­tersuchungen der psychischen Ge­sundheit, die Möglichkeit, normal über Suizid sprechen zu können, sowie das Verbessern des Bewusst­seins des medizinischen Personals für das erhöhte Suizidrisiko ihrer Patienten und Patientinnen.
Es gibt weitere Studien, die auf ein gesteigertes Suizidrisiko von Per­sonen mit Ösophagus- oder Lungen­karzinomen, Krebs im Kopf- und Halsbereich und Krebs in späten Sta­dien hindeuten. Dent et al. erklären sich das mit einer verringerten Le­bensqualität durch Sprech-, Schluck- und Atemstörungen, mit der schlechten Prognose der Betrof­fenen sowie möglichen Schuldge­fühlen bei Lungenkrebs, der mit be­kannten, modifizierbaren Verhal­tensweisen assoziiert.

Referenz:
1Dent KR et al., Cancer Medicine 2022; https://doi.org/10.1002/cam4.5146

Quelle: springermedizin.de

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