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31.05.2022 | Innere Medizin | Studiennews | Online-Artikel

Niedrigere Prostatakrebs-Mortalität unter 5-Alpha-Reduktase-Hemmern

verfasst von: Dr. Beate Schumacher

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Die Sorge, unter 5-Alpha-Reduktase-Hemmer steige das Risiko, an Prostatakrebs zu sterben, hat sich in einer schwedischen Studie nicht bestätigt – die Mortalität war sogar vermindert. Ob das an der Therapie lag, bleibt jedoch offen.

Die Behandlung mit 5-Alpha-Reduktase-Inhibitoren (5-ARI) kann bekanntlich das Risiko reduzieren, an Prostatakrebs zu erkranken. Das ist durch die randomisierten kontrollierten Studien PCPT (für Finasterid) und REDUCE (für Dutasterid) belegt worden. Verantwortlich für das geringere Risiko war allerdings in beiden Studien ein Rückgang von Karzinomen mit niedrigem und mittlerem Risiko; Hochrisiko-Prostatakarzinome wurden dagegen unter 5-ARI häufiger festgestellt als ohne. Diese Beobachtung hatte die Befürchtung genährt, die BPH-Medikamente könnten die Prostatakrebsmortalität erhöhen, und 2011 eine entsprechende Sicherheitswarnung der FDA veranlasst. Tatsächlich war in einer nachfolgenden epidemiologischen Studie, die allerdings nur Männer mit bestehenden Prostatakarzinomen einschloss, eine signifikante Zunahme krebsspezifischer Todesfälle unter 5-ARI beobachtet worden. Andere Analysen ließen jedoch vermuten, dass ein Detektionsbias vorliegen könnte; zudem deuteten Langzeitdaten der PCPT-Studie sogar eher in Richtung einer verminderten Prostatakrebssterblichkeit. Entwarnung signalisiert nun auch eine große Registerstudie aus Schweden: Männer ohne Prostatakrebs in der Anamnese hatten mit einer 5-ARI-Behandlung eine geringere Prostatakrebsmortalität als Männer ohne solche Medikamente.

Krebsspezifisches Sterberisiko bis zu 56% geringer

Das Studienteam um Lars Björnebo vom Karolinska-Institut in Stockholm hat sich für die Untersuchung zunutze gemacht, dass alle Schweden eine persönliche Identifikationsnummer haben und damit in verschiedenen Registern erfasst werden, und die Daten solcher Register miteinander verknüpft. Die Studienpopulation umfasste 349.152 Männer ohne Prostatakrebs, von denen 26.190 eine BPH-Therapie mit 5-ARI begannen, im Median für eine Zeit von 4,5 Jahren. Die 5-ARI-Patienten waren im Schnitt älter (66 vs. 57 Jahre) und hatten, wenig überraschend, deutlich höhere PSA-Spiegel und eher schon eine Prostatabiopsie hinter sich gebracht als die Kontrollgruppe.
In der Beobachtungszeit von median 8,2 Jahren ereigneten sich 35.767 Todesfälle, davon 855 infolge von Prostatakrebs. Bei der Gesamtmortalität gab es zu keinem Zeitpunkt statistisch relevante Unterschiede zwischen den Gruppen mit und ohne 5-ARI. Das prostatakrebsspezifische Sterberisiko dagegen ging in der der 5-ARI-Gruppe mit steigender Expositionsdauer zurück: In den ersten zwei Jahren betrug der relative Rückgang statistisch nicht relevante 11%, nach acht Jahren hatte er sich auf signifikante 56% vergrößert. Bei allen Mortalitätsberechnungen war für die unterschiedlichen Voraussetzungen der beiden Studiengruppen adjustiert worden. 

5-ARI-Therapie ist sicher

„Die Ergebnisse sprechen dafür, dass die Behandlung mit 5-ARI sicher ist“, resümieren die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen. Die höheren Prostatakarzinomstadien, die bei Männern unter 5-ARI diagnostiziert würden, seien demnach nicht mit einer erhöhten krebsspezifischen Mortalität verknüpft. Studienletztautorin Anna Lantz, ebenfalls vom Karolinska-Institut, betont in einem Podcast von JAMA Cardiology, dass 5-ARI die Lebensqualität von BPH-Patienten mit LUTS deutlich verbessern und dass „es wichtig ist, diese Patienten nicht unterzutherapieren, weil man Angst vor einer erhöhten Prostatakrebsmortalität hat“.

Bessere Ergebnisse durch intensivere Überwachung?

Warum 5-ARI-Patienten sogar seltener als andere Männer an einem Prostatakarzinom starben, lässt sich aus der Studie nicht ableiten. Theoretisch ist ein direkter Schutzeffekt der Therapie möglich, da sie die Umwandlung von Testosteron in das potentere Dihydrotestosteron blockiert. Genauso könnte aber auch ein Detektionsbias den Unterschied erklären: Männer mit 5-ARI hatten während des Follow-up signifikant mehr Kontakte mit Urologen und waren häufiger als nicht-exponierte Männer PSA-Tests und Biopsien unterzogen worden. 

Referenz: 
Björnebo L et al.: Association of 5α-Reductase Inhibitors With Prostate Cancer Mortality. JAMA Oncol 2022;
https://doi.org/10.1001/jamaoncol.2022.1501

Quelle:
springermedizin.de

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