Skip to main content

04.05.2022 | Innere Medizin | Studiennews | Online-Artikel

Hormonrezeptor-positiver Brustkrebs: Ibandronat auf dem Prüfstand

verfasst von: Dr.in Nicola Zink

print
DRUCKEN
insite
SUCHEN

© photophonie / stock.adobe.com

In der randomisierten TEAM-IIB-Studie wurde eine adjuvante orale Ibandronat-Behandlung bei postmenopausalen Patientinnen mit Östrogenrezeptor-positivem Mammakarzinom untersucht. Dabei konnte das Bisphosphonat in Kombination mit einer Antihormontherapie nicht überzeugen.

Bei Brustkrebs sind die meisten Rezidive mit Metastasen im Knochen lokalisiert. Stickstoffhaltige Bisphosphonate wie Ibandronat verändern den Knochenstoffwechsel und können theoretisch das Risiko eines Knochenrezidivs verringern. Deshalb wurden in der TEAM-IIB-Studie, die von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus den Niederlanden ins Leben gerufen wurde, 1.116 postmenopausale Frauen mit Hormonrezeptor-positivem Brustkrebs ohne Metastasen (Stadium I–III) zur Hälfte mit einer adjuvanten Bisphosphonatgabe behandelt. Als Standardtherapie erhielten HER2-negative Patientinnen Tamoxifen, gefolgt von Exemestan, HER2-positiven Patientinnen wurde fünf Jahre lang eine Exemestan-Monotherapie verabreicht.
Zwischen Februar 2007 und Mai 2014 wurden die Frauen nach dem Zufallsprinzip in zwei Studienarme randomisiert: 551 bekamen die Standard-Hormontherapie (Kontrollgruppe), 565 zusätzlich täglich 50 mg orales Ibandronat über drei Jahre (Ibandronat-Gruppe). Das mediane Follow-up betrug 8,5 Jahre.
Der primäre Endpunkt war das krankheitsfreie Überleben („disease-free survivial“, DFS) nach drei Jahren, also ohne Brustkrebsrezidiv, zweites primäres Mammakarzinom und duktales Carcinoma in situ (DCIS). Sekundäre Endpunkte waren das 5-Jahres-DFS, das Gesamtüberleben (OS) und das rezidivfreie Intervall (RFI, ausgenommen wurden kontralateraler Brustkrebs und DCIS). Unerwünschte Ereignisse während der ersten drei Jahre wurden ebenfalls festgehalten.

Keine Verbesserung des krankheitsfreien Überlebens

Nach drei Jahren lag die Adhärenz in der Ibandronat-Gruppe bei 67%. Es gab keinen signifikanten Unterschied im DFS zwischen der Ibandronat- und der Kontrollgruppe (Hazard Ratio [HR]: 0,97). Drei Jahre nach der Randomisierung waren unter dem Bisphosphonat 31 Ereignisse des primären Endpunkts aufgetreten (DFS: 94%) und 51 Ereignisse in der Kontrollgruppe (DFS: 91%). Nach fünf Jahren lag das DFS bei 89% beziehungsweise 86% und nach acht Jahren in beiden Gruppen bei jeweils 79%.
Das OS unter Ibandronat war ähnlich hoch wie in der Kontrollgruppe, mit 14 versus 19 Todesfällen nach drei Jahren, 38 versus 46 nach fünf Jahren und 72 versus 67 Todesfällen nach acht Jahren (HR: 1,10). Auch die Todesursachen ähnelten sich in den beiden Studienarmen.
Es gab keine Todesfälle, die mit Ibandronat in Verbindung gebracht wurden. Auch in Bezug auf die kumulative Inzidenz von Brustkrebs-Rezidiven war kaum ein Unterschied in den beiden Gruppen festzustellen. Das Risiko eines Knochenrezidivs war unter Ibandronat zwar um 17% reduziert, die statistische Signifikanz wurde jedoch verfehlt.
Von allen Patientinnen, die eine Behandlung mit Ibandronat angefangen hatten, brachen 30% die Einnahme vorzeitig ab, 17% wegen unerwünschter Wirkungen. Insgesamt meldeten 84% Patientinnen mindestens eine Nebenwirkung, die in beiden Studienarmen gleich häufig beobachtet wurde. In der Ibandronat-Gruppe traten bei deutlich mehr Patientinnen Probleme im Gastrointestinaltrakt auf, hauptsächlich Dyspepsien, im Vergleich zur Kontrollgruppe (16% versus 10%). Elf Patientinnen in der Ibandronat-Gruppe entwickelten Osteonekrosen des Kiefers.

Ibandronat sollte nicht die empfohlene Strategie sein

Die Frage nach der optimalen Klasse, Dosis und Dauer einer Bisphosphonatbehandlung sowie die Frage, welche postmenopausalen Patientinnen für diese Behandlung ausgewählt werden sollten, sind nach wie vor ungelöst. Die hier vorgestellten Ergebnisse legen nahe, dass tägliches Ibandronat über drei Jahre nicht die empfohlene Strategie sein sollte, resümieren die Autorinnen und Autoren um Sonja Vliek vom Niederländischen Krebsinstitut in Amsterdam. Zwar wurde in den ersten drei Jahren ein Unterschied hinsichtlich des DFS zugunsten des Bisphosphonats festgestellt, jedoch verflüchtigte sich dieser Vorteil mit einem längeren Follow-up. Auf längere Sicht ist Ibandronat für postmenopausale Patientinnen nicht von Vorteil.

Referenz:
Vliek SB et al.: Daily Oral Ibandronate With Adjuvant Endocrine Therapy in Postmenopausal Women With Estrogen Receptor–Positive Breast Cancer (BOOG 2006-04): Randomized Phase III TEAM-IIB Trial. J Clin Oncol 2022; https://doi.org/10.1200/JCO.21.00311

Quelle:
springermedizin.de

print
DRUCKEN

Weiterführende Themen

www.gesundheitswirtschaft.at (Link öffnet in neuem Fenster)

Mit den beiden Medien ÖKZ und QUALITAS unterstützt Gesundheitswirtschaft.at das Gesundheitssystem durch kritische Analysen und Information, schafft Interesse für notwendige Veränderungen und fördert Initiative. Die ÖKZ ist seit 1960 das bekannteste Printmedium für Führungskräfte und Entscheidungsträger im österreichischen Gesundheitssystem. Die QUALITAS verbindet seit 2002 die deutschsprachigen Experten und Praktiker im Thema Qualität in Gesundheitseinrichtungen.

zur Seite

www.pains.at (Link öffnet in neuem Fenster)

P.A.I.N.S. bietet vielfältige und aktuelle Inhalte in den Bereichen Palliativmedizin, Anästhesie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerzmedizin. Die Informationsplattform legt einen besonderen Schwerpunkt auf hochwertige Fortbildung und bietet Updates und ausgewählte Highlight-Beiträge aus Schmerznachrichten und Anästhesie Nachrichten.

zur Seite