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06.02.2023 | Innere Medizin | Studiennews | Online-Artikel

Selten, aber lebensbedrohlich

verfasst von: Dr. Beate Fessler

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© Oleg Elkov / Getty Images / iStock

Immuncheckpointinhibitoren (ICI) sind hochwirksam bei einer Reihe von Malignomen. Immer häufiger wird jedoch von hämatologischen Nebenwirkungen berichtet, die lebensbedrohlich sein können. Das Blutbild sollte deshalb regelmäßig kontrolliert werden, auch nach Absetzen der Medikation.

Unter der Therapie mit ICI werden einen Reihe von immunbedingten Nebenwirkungen (irAE) beschrieben, Hämatologische irAE jedoch eher selten. Die Mortalitätsrate von hämatologischen irAE liegt allerdings bei 12%, mit steigender Tendenz.
In einem aktuellen Review1 wurden nun Kasuistiken, Fallserien sowie Beobachtungsstudien zur Assoziation von Immuncheckpointblockade und hämatologischen Komplikationen ausgewertet.
Immunthrombozytopenie und hämolytische Anämie konnten dabei als die häufigsten hämatologischen irAE identifiziert werden. Unter einer Therapie mit PD-(L)1-Inhibitoren lag die Inzidenz bei 2,84% und 9,8%. Generell werden hämatologische Komplikationen unter der Therapie mit Nivolumab (35%) und Pembrolizumab (33%) häufiger beobachtet als unter dem gegen CTLA-4 gerichteten Antikörper Ipilimumab (16%).
Am häufigsten treten diese Komplikationen 5-15 Wochen nach Beginn der Therapie auf, wobei der mediane Zeitraum individuell verschieden, und sie auch schon früher auftreten können. Und: Auch nach Absetzen der ICI-Therapie bleibt die Gefahr mit einem Risiko von etwa 10% weiter bestehen. Erfolgt nach vorübergehender ICI-Therapieunterbrechung eine erneute Exposition, kommt es häufig wieder zu entsprechenden Problemen. In einer retrospektiven französischen Studie lag die Rezidivrate hämatologischer irAE bei 43%.
Die Therapie stützt sich im Wesentlichen auf Steroide und intravenöses Immmunoglobulin (IVIG), seltener wird Rituximab eingesetzt. In einem Therapiealgorithmus wird bei Verdacht auf eine hämatologischen irAE empfohlen, zunächst die Immuntherapie zu beenden, Steroide zu applizieren und eine Supportivtherapie, etwa eine Bluttransfusion einzuleiten. In einem zweiten Schritt soll dann eine krankheitsspezifische Behandlung begonnen werden.
Fazit: Mit Blick auf die kritische Morbidität und Mortalität ICI-assoziierter hämatologischer irAE, etwa Hirnblutungen infolge einer Immunthrombozytopenie, ist es wichtig, dass sie früh erkannt und behandelt werden. Insbesondere muss daran gedacht werden, dass das Risiko auch nach Absetzen des ICI noch besteht.

Referenz:
1Ghanem P et al. Current challenges of hematologic complications due to immune checkpoint blockade: a comprehensive review. Ann Hematol. 2022; 101(1): 1-10

Quelle:
springermedizin.de

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