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Deutlich mehr Corona-Fälle, veränderte Symptome und Medikamente, die nicht mehr wirken: Die Omikron-Welle stellt Ärzte vor Herausforderungen. So sind Infizierte nicht nach den gleichen Mustern zu erkennen wie bei der Delta-Variante.
Die Omikron-Variante von SARS-CoV-2 wird den Umgang der Ärzte mit Corona und COVID-19 in Diagnostik, Prävention und Therapie verändern. „Die klinische Symptomatik ist leicht verschoben: Fatigue steht weit im Vordergrund, Dysosmie und Parageusie gibt es weniger, die ja sonst ein Warnsignal waren, sich testen zu lassen“, erläuterte Professor Clemens Wendtner, Chefarzt der Infektiologie und Tropenmedizin sowie Leiter der Spezialeinheit für hochansteckende lebensbedrohliche Infektionen von der Klinik Schwabing in München.
Der Infektiologe diskutierte gemeinsam mit zwei Kollegen bei einer virtuellen Veranstaltung des „Science Media Center“, vor welchen Schwierigkeiten das medizinische Personal vor der sich anbahnenden fünften Welle steht: Aufgrund der veränderten Symptome sei es denkbar, dass weniger Infizierte einen Anlass sähen, sich testen zu lassen. Gleichzeitig wird die Zahl der Infizierten durch die größere Infektiosität von Omikron zunehmen.
„Keine Chance mehr“
Außerdem wirken Therapeutika, die im vergangenen Jahr gegen COVID-19 entwickelt wurden, nicht gegen die Omikron-Variante. Wendtner nannte als Beispiel die Antikörper-Kombination Casirivimab/Imdevimab, die gegen die Omikron-Variante wirkungslos ist.
Das betrifft neben der Therapie auch die Prävention: „Hier haben wir keine Chance mehr, sowohl in der Prä- als auch in der Postexpositionsprophylaxe tätig zu werden oder bei Risikopatienten in der Frühphase der Erkrankung therapeutisch zu intervenieren.“
Hoffnungsträger neue Präparate
Hoffnung setzt Wendtner auf die Antikörper der zweiten Generation, und beispielsweise in der vierten oder fünften Kalenderwoche in Deutschland an spezialisierte Zentren ausgeliefert werden sollen. Er nennt hier etwa den neutralisierenden Antikörper Sotrovimab, der auch die Omikron-Variante detektiert und neutralisiert.
Bei der vorbeugenden Therapie von Risikopatienten, etwa bei Tumorpatienten, die bereits mehrfach geimpft wurden, aber keine ausreichenden Antikörpertiter entwickeln, sei die Kombination Tixagevimab/ Cilgavimab wichtig.
Vorteil der Tabletten
Bei den oralen Präparaten Molnupiravir und Nirmatrelvir/Ritonavir betonte Wendtner die Bedeutung der Einnahme der Präparate in der Tablettenform. Für moderat erkrankte Patienten mit Risikofaktoren ist die Einnahme der Tabletten zu Hause möglich. Das erspart den Gang ins Spital und reduziert somit zusätzlich Kontakte zu Infizierten und schont das Klinikpersonal.