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Ärzte Woche

24.01.2022 | Innere Medizin

„Impfstoff-Produktion ist auch in Afrika möglich“

verfasst von: Mit Reingard Grabherr hat Philip Klepeisz gesprochen

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Die ungerechte Verteilung von Impfstoffen auf der Welt könnte der Vergangenheit angehören, wenn die patentfreie Vakzine Corbevax™ in armen Ländern des Südens verimpft wird. Reingard Grabherr forscht an Viren. Sie schätzt an diesem neuen Protein-Impfstoff seine schnelle und kostengünstige Herstellung.

Wodurch zeichnet sich dieser Impfstoff – oder diese Art von klassischem Impfstoff – aus? Welche Nachteile hat diese Vakzine?

Grabherr: Es handelt sich um einen rekombinanten Protein-Impfstoff. Das heißt, das SARS-CoV-2-Oberflächenprotein wird in Hefezellen hergestellt, gereinigt und mit einem passenden Adjuvant formuliert. Nachteilig wirkt sich dabei häufig aus, dass die Immunantwort nicht so ausgeprägt ist wie bei Lebendimpfstoffen oder partikelbasierten Impfstoffen oder eben auch bei Vektor- und mRNA-Impfstoffen. Hier muss man sich die Daten ansehen.


Anders gefragt: Was sind die Vorteile bei dieser Art der Herstellung? Worauf muss man bei der Herstellung achten, welche Gegebenheiten müssen erfüllt sein?

Grabherr: Die Herstellung ist relativ einfach. Hefezellkulturen können auch in großem Maßstab gezüchtet werden, das macht die Produktion preiswert. Außerdem ist es ein sehr sicherer Impfstoff, weil kein infektiöses Material verwendet wird, so wie beispielsweise bei klassischen „Whole Virus“-Impfstoffen. Die Lagerung ist meist auch nicht so kritisch, vergleicht man sie mit der von mRNA- und Lebend-Impfstoffen.


Welches Potenzial sehen Sie generell bei solchen lizenzfreien Impfstoffen? Welche Vorteile? Eine Zusatzfrage: Wäre ein lizenzfreier mRNA-Impfstoff ebenso adäquat herstellbar?

Grabherr: Ein lizenzfreier Impfstoff hat natürlich zahlreiche Vorteile, die Technologie ist relativ einfach, und molekularbiologische Labors und Biotechnologie-Institute weltweit können ihn herstellen, und zwar relativ kostengünstig sowie in großen Mengen. Die mRNA-Impfstoffe sind da schon komplexer, allerdings nicht in der Herstellung der mRNA selbst, sondern bei der Verpackung in Liposomen.


In Indien wird dieses Vakzin bereits mit dem Handelsnamen Corbevax von der Firma Biological E produziert – nach einer Schnellzulassung. Dort gibt es jedoch genügend Experten und Industrie für eine Produktion solch eines Maßstabs. Gibt es solche Vor-Ort-Möglichkeiten in anderen, ärmeren Ländern der Welt? Ich denke da generell an die südliche Hemisphäre. Und wie sollten diese organisiert sein? Eher mehrere kleine Standorte oder wenige, dafür aber größere?

Grabherr: Die Produktion ist das eine, also die Zellkultur und die Proteinexpression, man darf aber nicht vergessen, dass das Protein auch noch gereinigt werden muss und dann gemeinsam mit Adjuvantien formuliert und abgefüllt werden muss, das alles unter sterilen Bedingungen. Aber ich denke, dass das beispielsweise in afrikanischen Staaten sicher möglich ist, auch dort gibt es einige große Biotechnologie-Institute und pharmazeutische Industrie, besonders in Südafrika und Ägypten.

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Metadaten
Titel
„Impfstoff-Produktion ist auch in Afrika möglich“
Publikationsdatum
24.01.2022
Zeitung
Ärzte Woche
Ausgabe 4/2022

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