Die falsche Armposition während der Blutdruckmessung kann zu einer erheblichen Überschätzung des Blutdrucks und damit zu häufigen Fehldiagnosen der Hypertonie führen. Das ist das Ergebnis einer randomisierten Studie.
Den Arm auf einen Tisch abgestützt und die Manschettenmitte auf Herzhöhe: diese leitliniengerechte Positionierung für die Messung des Blutdrucks (BD) werde in der klinischen Praxis häufig ignoriert, schreibt ein Team um Dr. Hairong Liu von der Johns Hopkins Universität. Die falsche Position, wie etwa mit dem Arm im Schoß oder ungestützt an der Seite, könne jedoch zu einer erheblichen Überschätzung des Blutdrucks führen (JAMA Intern Med 2024; online 7. Oktober) .
In einer Studie analysierte das Team 133 Erwachsene im Alter von 18 bis 80 Jahren (53 % Frauen), die auf eine Reihe von dreifachen BD-Messungen mit verschiedenen Armpositionen randomisiert wurden: (1) Arm gestützt auf einem Tisch, (2) Hand im Schoß und (3) Arm ungestützt an der Seite. Die primären Ergebnisse waren die Differenz der mittleren systolischen (SBP) und diastolischen Blutdruckwerte (DBP) zwischen der Referenzposition (Tisch) und den beiden Armstützpositionen (Schoß und Seite).
Die BD-Messung mit dem Arm im Schoß und an der Seite führte zu statistisch signifikant höheren BD-Werten im Vergleich zu den Tischpositionen. Beim Arm im Schoß war der systolische Blutdruckwert um 3,9 mmHg erhöht, der diastolische Blutdruck um 4,0 mmHg. Wenn der Arm an der Seite gehalten wurde, war der systolische um 6,5 mmHg und der diastolische um 4,4 mmHg erhöht.
Diese Muster waren bei Hochrisikogruppen sogar noch stärker ausgeprägt: Bei Personen mit Hypertonie wurde der SBD bei Armpositionierung an der Seite um etwa 9 mmHg überschätzt.
Schulung erforderlich
Häufig verwendete Armpositionen wie im Schoß oder hängend an der Seite führen zu einer erheblichen Überschätzung der Blutdruckwerte, womit Fehldiagnosen und Überschätzungen von Hypertonie verbunden sein könnten, warnen die Kollegen. Diese Ergebnisse unterstrichen die Notwendigkeit einer standardisierten Positionierung.
Mehrere physiologische Mechanismen könnten die Befunde erklären: Erstens vergrößere sich bei Armposition im Schoß oder an der Seite der vertikale Abstand zwischen Herz und Manschette (im Vergleich zu Arm am Schreibtisch), was den Anstieg des hydrostatischen Drucks in der Arteria brachialis bedinge.
Zudem verringerten niedrigere Armpositionen den venösen Rückstrom und verursachten so eine kompensatorische Vasokonstriktion und damit eine Erhöhung von Gefäßwiderstand bzw. Blutdruck; und schließlich könne ein ungestützter Arm Muskelkontraktionen und damit ebenfalls vorübergehende Blutdruckanstiege auslösen.
Laut Berechnungen der Kollegen führte eine unsachgemäße Armposition dazu, dass bis zu 22 Prozent der US-Amerikaner fälschlicherweise als Personen mit Hypertonie eingestuft würden. Die entsprechende Schulung von Klinikpersonal und Patienten hinsichtlich der Blutdruckmessung sei daher essenziell für die korrekte Kontrolle des Bluthochdrucks.