Das Team der Med Uni Graz mit nigerianischen Kollegen. MED UNI GRAZ/GHD × Initiative zur Entwicklungszusammenarbeit. „Global Health and Development" ist eine Initiative zur Entwicklungszusammenarbeit der Medizinischen Universität Graz. Das engagierte ehrenamtliche Team aus Studierenden, Pflegepersonen und Wissenschaftern besuchte kürzlich das Sacred Heart Hospital in Abeokuta, Nigeria, um einen Endoskopieturm zu überbringen und den Aufbau eines Kompetenzzentrums für Endoskopien des Magen-Darm-Traktes zu unterstützen. Bereits seit mehr als 40 Jahren herrscht zwischen Grazer Medizinern und dem 1895 gegründeten Sacred Heart Hospital SHH ein guter Kontakt und reger Austausch. „Mehrere Grazer Ärzte und Studierende haben bereits im SHH hospitiert, um ihre Kenntnisse in der Medizin in Schwellen- bzw. Entwicklungsländern zu vertiefen", berichtet Prof. Dr. Johann Pfeifer, Projektleiter von Global Health & Development sowie Chirurg an der MedUni Graz. Die nigerianischen Kollegen besuchen zusätzlich regelmäßig die MedUni Graz, um sich mit den Experen vor Ort austauschen zu können. Das SHH im Südwesten von Nigeria wird von der katholischen Kirche geführt und verfügt insgesamt über 300 Betten in den Abteilungen: Chirurgie, Innere Medizin, Kinderheilkunde sowie Gynäkologie und Geburtshilfe. Außerdem gibt es eine eigene Tuberkulose- und HIV Station. Insgesamt arbeiten 15 Ärzte ganztags, Konsiliarärzte kommen aus dem Bereich der Augenheilkunde, der HNO, der Zahnmedizin und Orthopädie. Vor Ort werden außerdem junge Ärzte zu Allgemeinmedizinern ausgebildet und es gibt eine Schule für Krankenpflege. Neues Kompetenzzentrum In Nigeria gibt es aktuell nur wenige Zentren, die endoskopische Untersuchungen anbieten können und oft bleibt der ländlichen Bevölkerung durch lange Anreisewege der Zugang verwehrt. Daher soll das SHH in Zusammenarbeit mit der Med Uni Graz zu einem lokalen Kompetenzzentrum für die Endoskopie des Magen-Darm-Traktes ausgebaut werden. Zu diesem Zweck spendete das Unternehmen OLYMPUS eine neuwertige Endoskopieausrüstung – ein weiteres Endoskop stellte das LKH Hörgas-Enzenbach aus dem Bestand zur Verfügung. So konnte nun erstmals überhaupt ein Gerät für Videoendoskopie in Westnigeria installiert werden. Durch eine Förderung des Landes Steiermark konnten bereits im Vorfeld wichtige bauliche Maßnahmen vor Ort getroffen werden. Das achtköpfige Team der Med Uni Graz reiste für drei Wochen nach Nigeria, um die medizinischen Geräte einzurichten und in Betrieb zu nehmen. „Neben ÄrztInnen und Pflegekräften komplettierten Studierende der Humanmedizin unser Projektteam", berichtet Pfeifer. Vor Ort erfolgten die Inbetriebnahme der Ausrüstung sowie die Einschulung des nigerianischen Krankenhauspersonals durch die Grazer Experten, sodass zukünftig selbstständig Endoskopien durchgeführt werden können und das erworbene Wissen auch an andere Kollegen weitergegeben werden kann. „Auch in den kommenden Jahren soll regelmäßiger Austausch eine Unterstützung bieten und die optimale Versorgung der Bevölkerung in der Umgebung von Abeokuta gewährleisten", sagt Pfeifer. Globaler Blick auf den Arztberuf „Studierende der Med Uni Graz sind ein wichtiger Träger der Initiative GHD", betont Pfeifer. Sie sammelten im Vorfeld finanzielle Mittel, um das Projekt realisieren zu können. „Dass Studierende auch aktiv am Einsatz in Nigeria teilnahmen, stellt eine Besonderheit in der Lehre und Ausbildung von MedizinerInnen dar", so Pfeifer. Die GHD möchte neben der theoretischen Ausbildung vor allem praktisch aus- und weiterbilden. „Junge Menschen sollen den so wichtigen globaleren Blick auf die Welt der Medizin bekommen und dabei nicht nur andere Krankheitsbilder kennenlernen, sondern vor allem auch lernen, wie Medizin in unterentwickelten Ländern funktioniert", beschreibt Pfeifer. Die angehenden Mediziner erhalten so nicht nur die Möglichkeit verschiedene Medizinsysteme kritisch miteinander vergleichen und bewerten zu können, sondern auch die für den Arztberuf so wichtige Herzensbildung.