Karl Mahrer, Spitzenkandidat der ÖVP Wien, lässt kein gutes Haar an der Gesundheitspolitik der Stadt-SPÖ.
Wiener Landesparteiobmann Stadtrat Karl Mahrer, ÖVP
Volkspartei
„In den letzten Jahren ist das Wiener Gesundheitssystem zu einem Sorgenkind geworden“, sagt Mahrer. Der ÖVP-Spitzenkandidat bei den Landtagswahlen sprach von einem „Gesundheitsnotstand“ und kritisierte monatelange Wartezeiten auf Operationen, Personalmangel, überfüllte Ambulanzen und fehlende Kinderärzte. Als Lösung für diese Probleme schlägt er Modernisierung durch Digitalisierung, effizientere Nutzung bestehender Ressourcen, bessere Arbeitsbedingungen für das medizinische Personal und eine deutliche Stärkung der wohnortnahen Versorgung vor ( siehe auch S. 25 ).
In der Klinik Donaustadt müssten die Patienten 259 Tage auf eine Hüftoperation warten, in der Klinik Landstraße 133 Tage auf eine Bandscheibenoperation. „Vor fünf Jahren haben die Patienten 19 Tage auf eine Bandscheibenoperation gewartet, heute sind es 19 Wochen“, sagt Ingrid Korosec, Gesundheitssprecherin der Wiener Volkspartei. „Doch die Wiener Stadtregierung verharmlost die Krise oder ignoriert sie einfach“, teilt Mahrer mit. Stattdessen seien in den letzten Jahren 39,6 Millionen Euro an externe Berater für die Gesundheitsreform ausgegeben worden. Auch die Umbenennung der Wiener Spitäler habe 860.000 Euro gekostet.
Die Wiener ÖVP hat ihre Forderungen an die Wiener Gesundheitspolitik in sieben Punkte gegossen ( siehe Kasten ). „Wir fordern den Ausbau der Gesundheitshotline 1450 als die zentrale Anlaufstelle für medizinische Beratung.“ Insbesondere müsse es künftig möglich sein, Termine in Krankenhausambulanzen, aber vor allem bei niedergelassenen Kassenärzten über 1450 zu buchen. Auf diese Weise würden die Patienten an die für ihre Behandlung optimale Stelle im Gesundheitssystem geleitet und schneller, zielgerichteter sowie effizienter versorgt werden. Laut einer Studie der Wirtschaftskammer könnten alleine durch diese Maßnahme neun Millionen Ambulanzbesuche jährlich vermieden werden. Dadurch steige zwar der finanzielle und personelle Aufwand im niedergelassenen Bereich, aber im Gesundheitssystem als Ganzes wären durch den effizienteren Mitteleinsatz Einsparungen von jährlich 2,4 Milliarden Euro möglich.
Mahrer fordert Maßnahmen gegen den Mangel an Ärzten und Pflegepersonal, den er an den unbesetzten Ausbildungsstellen festmacht: in der Kinderpsychiatrie sind 65 Prozent der Ausbildungsstellen unbesetzt, In der Frauenheilkunde 35 Prozent. Er spricht sich für gezielte finanzielle Anreize aus, etwa durch höhere Zulagen und durch attraktivere Gehaltsmodelle, um diese Mangelfächer attraktiver zu machen. Weiters pocht Mahrer auf den Ausbau der Primärversorgungseinrichtungen – mit dem Ziel „Krankenhausqualität in Wohnortnähe“ zu schaffen. Derzeit gibt es laut Österreichischer Gesundheitskasse (ÖGK) 31 Primärversorgungseinheiten in Wien, davon acht Kinder-PVE. Bis Ende 2025 sollen es laut Plan der ÖGK insgesamt 36 sein. Dass es bereits acht Kinder-PVE in Wien gibt, ringt sogar Korosec Anerkennung ab.
Um Kosten zu senken, plädiert die Gesundheitssprecherin der Wiener Volkspartei auch vehement für eine effizientere Nutzung von Ressourcen. Sie verweist auf Zeitungsmeldungen, demnach am Standort Penzing der Klinik Ottakring die Operationssäle ab 14 Uhr 30 leer stehen: „In der Privatwirtschaft ist es eine Selbstverständlichkeit, dass teure Geräte durchgehend genutzt werden“, sagt Korosec: „Es ist nicht zu glauben, dass Menschen monatelang auf einen Operationstermin warten, weil nach 14 Uhr 30 nicht mehr operiert wird.“ Die Politikerin fordert auch die Forcierung der Digitalisierung, insbesondere den Ausbau der Telemedizin und den Einsatz von KI.
Besonders am Herzen liegen den beiden ÖVP-Politikern der Ausbau der Prävention und die Aufwertung der Vorsorgeuntersuchung: „Prävention muss ein Kernstück des Gesundheitssystems werden“, sagt Mahrer. „Das Geld, das wir jetzt in Vorsorge investieren, sparen wir doppelt und dreifach ein, wenn die Menschen dadurch im Alter gesünder bleiben.“