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Ärzte Woche

02.05.2023 | Gesundheitspolitik

Kindermedizin - alles unter einem Dach

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Neun neue Versorgungseinrichtungen sollen die angespannte Situation in Wien lindern. Für den in interne Zwiste verwickelten Kammervize Huber eine Chance, sich als Macher zu präsentieren.

Die kindermedizinische Versorgung in Wien erhält nach jahrelangem Angebotsrückgang einen gehörigen Schub. Ärztekammer und Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) haben sich auf die Schaffung von neun Versorgungseinrichtungen mit jeweils zwei oder mehr Kinderfachärztinnen oder -ärzten und anderen Gesundheitsberufen geeinigt. Die Ausschreibung läuft bereits, bis Jahresende sollen sie in Betrieb sein. Das außerhalb der Spitäler angesiedelte Angebot wird von den Kassen bezahlt. Präsentiert wurde die Einigung vom Wiener ÖGK-Vertreter Mario Ferrari und dem in den internen Konflikt mit Ärztekammer-Präsident Dr. Johannes Steinhart verwickelten Niedergelassenen-Kurienobmann Dr. Erik Randall Huber. Beide schwärmten von der guten Zusammenarbeit und der Einigung auf ein zukunftsweisendes Modell. Konkret werden fünf kindermedizinische Zentren und vier Primärversorgungseinrichtungen (PVE) geschaffen, mit mindestens zwei bzw. drei Ärzten, erweiterten Öffnungszeiten (40 bzw. 50 Wochenstunden) und ohne Schließtag unter der Woche. Die PVE werden auch am Samstag offen haben.

Was wäre Wien ohne Pilotprojekte?

All das läuft über eine Pilotvereinbarung, die für fünf Jahre gilt und bei der nicht nur die ÖGK, sondern auch die Kassen für öffentlichen Dienst/Eisenbahn/Bergbau (BVAEB), die Selbstständigen-Kasse SVS und die KFA der Stadt Wien dabei sind. Pro Einrichtung – je drei in jeder der drei Wiener Versorgungsregionen – sind im Schnitt 1,8 Mio. Euro pro Jahr vorgesehen. Innerhalb der fünf Jahre sollen auch die kleineren Zentren, die als Starthilfe für ärztliche Neueinsteiger gedacht sind, zu vollwertigen PVE aufstocken. Gedacht ist das als Modellprojekt, das österreichweit eingeführt werden soll, in die entsprechende Bund-Länder-Vereinbarung aufgenommen und letztlich auch im PVE-Gesetz verankert wird - auch um entsprechende EU-Fördergelder lukrieren zu können.

Grundsätzlich sollen in allen Einrichtungen Kinderfachärzte und Kinderfachärztinnen arbeiten, dazu kommen Ordinationsassistenz, diplomiertes Krankenpflegepersonal sowie nach Bedarf Sozialarbeit, Diätologie, Hebammen, klinische Psychologie und Psychotherapie, Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie. All das wird mitfinanziert und damit für die kleinen Patienten bzw. deren Eltern ebenfalls als Kassenleistung angeboten. „Das ist der Riesenvorteil dieser Einrichtungen, dass wir unter einem Dach Kinder so weit wie möglich versorgen können“, freute sich Ferrari. Bezahlt wird dies mittels Pauschale aufgrund des Gruppenpraxen-Vertrags, dazu kommt die Honorierung einzelner Leistungen auf Grundlage des Gesamtvertrags mit den Ärzten.

Prim. Dr. Dr. Peter Voitl, Wiener Fachgruppenobmann für Kinder- und Jugendheilkunde und selbst Bewerber um eine der Einrichtungen, betonte, dass man damit entscheidende Verbesserungen in der Versorgung anbieten könne. „Ich denke, dass wir hier vor einem wesentlichen Umbruch in der Versorgung stehen.“ Für die Patienten gebe es ein vielfältiges Angebot an einem Ort. Den Ärzten komme entgegen, dass sie hier im Team verschiedener Spezialisten arbeiten könnten.

Derzeit gibt es in Wien 88 Kassenplanstellen für Kinderärzte, sechs davon konnten zuletzt schon nicht mehr besetzt werden –, weil die Einzelpraxen für die Ärzte nicht mehr attraktiv genug waren bzw. die Privatmedizin als Wahlärztin oder -arzt lockte. Auch solche Mediziner will man mit dem neuen Modell anlocken. Die Zahl der Planstellen soll laut Ferrari nicht steigen. Huber betonte, man habe zeigen wollen, dass man als Ärztekammer konsensbereit und lösungsorientiert unterwegs sei und großes Interesse an der Versorgung der Bevölkerung habe: „Dass wir nicht blockieren, was den Ärzten ja oft vorgeworfen wird.“ Zu seiner eigenen Zukunft als Standesvertreter gab er sich bedeckt: „Das bespreche ich in den Gremien, nicht in der Öffentlichkeit.“ Zuletzt war kolportiert worden, dass Huber sich im Streit mit seinem Fraktionskollegen Steinhart im Sommer zurückziehen wolle. Nun meinte er, er werde seine Arbeit „auch abseits der Querelen, die es so gegeben hat, weiterführen“.

Steinhart monatelang außer Gefecht

Der zuletzt vermehrt in interne Kritik geratene Ärztekammer-Chef Steinhart hat sich aus gesundheitlichen Gründen vorübergehend aus den Geschäften als Präsident der Wiener und der Österreichischen Ärztekammer zurückgezogen, teilte die Standesvertretung per Aussendung mit. Steinhart muss sich einer Herz-Operation unterziehen und wird rund drei Monate inklusive Reha ausfallen, ließ er ausrichten. Entsprechend den Bestimmungen übernehme in der Wiener Kammer der 1. Vizepräsident Dr. Stefan Ferenci vorübergehend die Geschäfte. In der ÖÄK tut dies der 1. Vizepräsident Dr. Harald Schlögel, Präsident der niederösterreichischen Kammer.

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Metadaten
Titel
Kindermedizin - alles unter einem Dach
Publikationsdatum
02.05.2023
Zeitung
Ärzte Woche
Ausgabe 18/2023

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