Skip to main content
Ärzte Woche

11.04.2023 | Gesundheitspolitik

Du bist nicht allein

print
DRUCKEN
insite
SUCHEN

Angesichts des Personalmangels und der hohen Fluktuation dürfe das Gesundheitssystem nicht riskieren, dass sich Ärzte oder Pflegekräfte aus ihrem Beruf verabschieden, nur weil sie sich nicht genug unterstützt fühlen. Das sei eine „Verschwendung von Ressourcen“, sagt der Gesundheitspsychologe Clemens Hausmann. Wie man den Abwärtstrend stoppt, wird in einem Spital im Süden Salzburgs vorexerziert.

Im Pongauer Kardinal Schwarzenberg Klinikum in Schwarzach, wo Clemens Hausmann tätig ist, bewähre sich die Unterstützung in Krisensituationen und führe zu geringerer Personalfluktuation. Erklärung: In dem Krankenhaus mit rund 500 Betten und 1.450 Beschäftigten gibt es das Modell der „Krisenintervention für Mitarbeiter“ (KIMA), und das schon seit 2013. Es setzt in schwierigen Situationen auf strukturierte Entlastungsgespräche mit ausgebildeten Kolleginnen oder Kollegen. Wird mehr Unterstützung benötigt, gibt es das Angebot einer telefonischen Helpline sowie einer Traumatherapie.

  • Wie geht es dir?
  • Was ist passiert?
  • Wie geht es weiter?

Das sind die drei Fragen, die im Entlastungsgespräch gestellt werden. „Die Betroffenen werden wieder handlungsfähig, es ist der Beginn der Bewältigung der Erfahrung“, erklärt Hausmann die entlastende Wirkung solcher Gespräche. In Schwarzach wurden bisher 350 bis 400 Beschäftigte geschult, um solche Gespräche führen zu können. Auch im Zuge der Krankenpflegeausbildung wird die KIMA vermittelt.

Frust einhegen

„In den allermeisten Fällen reicht das Entlastungsgespräch“, sagt Hausmann. Durch das Reden bleibe das Erlebnis begrenzt und führe nicht zu einem generellen Frust, an dessen Ende möglicherweise die Kündigung steht. Allein die Tatsache, dass es im Fall der Fälle eine Unterstützung gibt, führe zu einer stärkeren Bindung an den Arbeitgeber, betonte der Psychologe: „Es gibt das Gefühl, nicht allein gelassen zu werden.“ Mehr Menschen für Gesundheitsberufe zu gewinnen und auszubilden, sei eine Sache, sagte der Gesundheitspsychologe. Viel wichtiger wäre es aber, das vorhandene Personal in den Krankenhäusern zu halten. Früher seien unzufriedene Mitarbeiter in die innere Kündigung gegangen. „Heute führt die innere Kündigung sehr rasch zur echten Kündigung. Die Menschen wissen, dass sie schnell etwas anderes finden.“ Für den Gesundheitspsychologen und Buchautor sind darüber hinaus neben einer angemessenen Bezahlung auch weitere Faktoren spielentscheidend, wenn es darum geht, Personal im Gesundheitsbereich zu halten: Hausmann nennt dabei einen Führungsstil, der das Wir-Gefühl stärkt, sowie echte Wertschätzung und Anerkennung als Beispiele. Wichtig seien auch planbare Arbeitszeiten und eine faire Verteilung der Belastungen.

Tag der offenen Tür

Junge Menschen aus St. Johann im Pongau und Umgebung, die sich für den Pflegeberuf interessierten, kamen zum Open House der Kardinal Schwarzenberg Akademie im März dieses Jahres. Sie schauten nicht nur vorbei, sondern erfuhren alles Wissenswerte rund um das Bildungsangebot in der Ausbildungseinrichtung für Pflegeberufe im Süden Salzburgs. Neben einer Führung durch den Campus, Gesprächen mit Pflegekräften aus der Praxis und virtuellem Entdecken mittels VR-Brillen probierten die Pfleger in spe verschiedene praktische Tätigkeiten wie Gipsen, Blutdruckmessen oder Verbandswechsel selbst aus. „Unser Open House bietet eine günstige Gelegenheit, die Ausbildung, den Campus-Standort sowie die verschiedenen Berufsmöglichkeiten in der Pflege kennenzulernen, immer mehr junge Menschen nützen diese Chance“, sagte Agnes Wimmer, Direktorin der Kardinal Schwarzenberg Akademie.

Die eintägige Veranstaltung an der Akademie bot den Interessenten die Gelegenheit zum unverbindlichen Informieren vor Ort. „Das Open House im vergangenen Jahr war für mich die Bestätigung dafür, dass dieser Beruf genau zu mir passt“, berichtet Johanna Spießberger, heute FH-Studierende im zweiten Semester. „Ich bin zum Pflegeberuf gekommen, weil ich immer schon etwas mit Menschen machen wollte. Der dislozierte Standort der Fachhochschule in Schwarzach kommt mir sehr gelegen, da ich so die Möglichkeit habe, wohnortnah zu studieren. Man genießt hier eine tolle Ausbildung und fühlt sich sehr gut aufgehoben.“
Die Schule für Gesundheits- und Krankenpflege am Kardinal Schwarzenberg Klinikum wurde 1958 gegründet. Seit Bestehen des Ausbildungsstandorts haben hier rund 1.700 Frauen und Männer ihre Ausbildung zum gehobenen Dienst in der Gesundheits- und Krankenpflege absolviert. 2017 wurde die Schule unter das Dach der neu gegründeten „Kardinal Schwarzenberg Akademie“ geholt, um die Pflegeausbildung auf akademisches Niveau zu heben. Seit 2019 ist die Akademie dislozierter Standort der FH Salzburg für den Studiengang „Gesundheits- und Krankenpflege“.

print
DRUCKEN
Metadaten
Titel
Du bist nicht allein
Publikationsdatum
11.04.2023
Zeitung
Ärzte Woche
Ausgabe 15/2023

Weitere Artikel der Ausgabe 15/2023

Redaktionstipp

Gemanagte Sicherheit

www.gesundheitswirtschaft.at (Link öffnet in neuem Fenster)

Mit den beiden Medien ÖKZ und QUALITAS unterstützt Gesundheitswirtschaft.at das Gesundheitssystem durch kritische Analysen und Information, schafft Interesse für notwendige Veränderungen und fördert Initiative. Die ÖKZ ist seit 1960 das bekannteste Printmedium für Führungskräfte und Entscheidungsträger im österreichischen Gesundheitssystem. Die QUALITAS verbindet seit 2002 die deutschsprachigen Experten und Praktiker im Thema Qualität in Gesundheitseinrichtungen.

zur Seite

www.pains.at (Link öffnet in neuem Fenster)

P.A.I.N.S. bietet vielfältige und aktuelle Inhalte in den Bereichen Palliativmedizin, Anästhesie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerzmedizin. Die Informationsplattform legt einen besonderen Schwerpunkt auf hochwertige Fortbildung und bietet Updates und ausgewählte Highlight-Beiträge aus Schmerznachrichten und Anästhesie Nachrichten.

zur Seite