Gesundheits-Hotline 1450 als Drehscheibe
Gesundheitsstadtrat Peter Hacker, SPÖ
Bohmann
Um die Wiener Spitäler zu entlasten, soll die regionale Gesundheitsversorgung weiter ausgebaut werden. 61 medizinische Zentren, darunter 21 Primärversorgungseinheiten, zehn Kinder-Primärversorgungseinheiten, sieben Erstversorgungsambulanzen und 23 spezialisierte medizinische Zentren sind in den vergangenen Jahren geschaffen worden. Die niedergelassene kassenärztliche Versorgung soll gestärkt werden. Die Digitalisierung spielt dabei eine zentrale Rolle: Das Gesundheitstelefon 1450 wird als zentrale Gesundheitsdrehscheibe weiterentwickelt und künftig auch für telemedizinische Konsultationen und die elektronische Arbeitsunfähigkeitsmeldung nutzbar sein.
Der Ausbau von Kindergesundheitsangeboten wird vorangetrieben. Von bisher zwölf regionalen Kindergesundheitszentren in Österreich befinden sich zehn in Wien. Zudem haben bereits fünf sozialpsychiatrische Ambulatorien für Kinder- und Jugendpsychiatrie eröffnet. Dieses Versorgungsnetz wird laufend erweitert.
Die Zahl der Gesundheitsteams und School Nurses soll vergrößert werden. Um die Kinder und Jugendlichen optimal zu unterstützen, sollen multiprofessionelle psychosoziale Teams in den Schulen tätig werden. Neben der schulischen Förderung sind die psychologische Betreuung und soziale Unterstützung Kernaufgaben dieser Teams.
Weitertreiben will die SP Wien die Modernisierung der Wiener Spitäler. Bis 2040 sollen die Spitäler des Gesundheitsverbundes (WIGEV) erneuert werden. Die Kliniken Donaustadt, Favoriten, Ottakring, Landstraße und Hietzing werden Schritt für Schritt modernisiert. Ziel ist laut Hacker die bestmögliche Behandlung für Patienten und Patientinnen und optimale Arbeitsbedingungen für das Gesundheitspersonal.
Im WIGEV sollen Maßnahmen zur Attraktivierung der Gesundheitsberufe gesetzt werden. Bessere Arbeitsbedingungen und bessere Entlohnung sollen dabei helfen.
Peter Hacker, Gesundheitsstadtrat (SPÖ)
SPÖ Volltext Wahlprogramm Gesundheit
Digitalisierung erhöht die Effizienz
Ingrid Korosec, ÖVP-Gesundheitssprecherin in Wien
Marcus Deak
Mit einem detaillierten Gesundheitsprogramm zieht die ÖVP Wien in den Gemeinderatswahlkampf. Im Fokus stehen überlastete Spitäler, lange Wartezeiten und akuter Personalmangel. Die Partei fordert strukturelle Reformen und eine Stärkung der wohnortnahen medizinischen Versorgung.
Laut ÖVP waren im August 2024 rund 1.470 Spitalbetten aus Personalmangel gesperrt – das entspricht der Kapazität zweier Großkliniken. Wartezeiten auf planbare Operationen liegen bei bis zu 37 Wochen. Schmerzambulanzen und Facharztstellen seien überlastet. Die Volkspartei fordert daher eine Entpolitisierung des Wiener Gesundheitsverbundes, eine effizientere Verwaltung und ein gezieltes Personalmanagement.
Nur 26 von 36 geplanten Primärversorgungseinheiten (PVE) seien bisher umgesetzt. Die ÖVP fordert den zügigen Ausbau dieser Einheiten und die gezielte Förderung von Hausärzten und Apotheken, vor allem in unterversorgten Grätzln.
Der WIGEV verzeichnet laut ÖVP 578 fehlende diplomierte Pflegekräfte, 84 nicht nachbesetzte Facharztstellen und eine steigende Teilzeitquote. Die ÖVP will mit besseren Arbeitsbedingungen gegensteuern: etwa durch eine Dienstplangarantie, flexible Arbeitszeitmodelle, gezielte Anreize für Mangelberufe und Mentoring-Programme durch erfahrenes Personal.
Online-Terminvergaben, digitales Bettenmanagement und der Einsatz von KI sollen Abläufe optimieren und Wartezeiten reduzieren. Ziel sei ein modernes, patientenorientiertes System mit schlanken Prozessen und effizienter Steuerung.
Die ÖVP fordert den Ausbau gynäkologischer Ambulanzen, die Förderung von Frauenärztinnen in Randlagen sowie ein Zentrum für geschlechtsspezifische Medizin. Aufklärungskampagnen sollen Gesundheitskompetenz stärken und Vorsorge fördern.
Ingrid Korosec, ÖVP-Gesundheitssprecherin im Gemeinderat
Garantierter Behandlungstermin
Mit diesem Programm ziehen die Grünen in die Wahl. Ihr Ziel: ein gerechtes, modernes und menschliches Gesundheitssystem für alle. Was die Partei in ihrem Programm präsentiert, ist ein Frontalangriff auf lange Wartezeiten, Zweiklassenmedizin und strukturelle Versäumnisse.
Die Kritik am Ist-Zustand fällt deutlich aus. Zu wenige Kassenärzte, monatelange Wartezeiten, eine wachsende Lücke zwischen Kassen- und Wahlarztversorgung – für die Grünen ist klar: Wiens Gesundheitssystem ist selbst zum Patienten geworden. Frauen, Kinder und pflegebedürftige Menschen leiden unter der schlechten Versorgung. Kernstück des Programms ist die „Wiener Behandlungsgarantie“. Wer einen fachärztlichen Termin oder eine OP braucht, soll ihn innerhalb von 14 Tagen bekommen – kostenlos auf E-Card. Das soll durch den Ausbau von Kassenordinationen und Primärversorgungszentren erreicht werden, in denen Gesundheitsprofis unterschiedlicher Disziplinen zusammenarbeiten.
Starke Verbesserungen versprechen die Grünen in der Pflege. Sie fordern faire Gehälter, finanzielle Anreize für Wiedereinsteiger und gleichwertige Bedingungen für mobile Pfleger. Die Community Nurses – aktuell in Wien zurückgefahren – sollen flächendeckend etabliert werden. Ebenso setzen die Grünen auf bessere Unterstützung für pflegende Angehörige.
Ein Anliegen ist die psychische Gesundheit von Kindern. Das Programm „Gesund aus der Krise“ wollen die Grünen absichern. Frauen sollen leichter Zugang zu gynäkologischer Versorgung bekommen: mehr Kassenordinationen, kostenlose Menstruationsartikel, Eins-zu-eins-Betreuung bei Geburten.
Die Grünen wollen School Nurses in allen Schulen, Gesundheitsbildung ab dem Kindergarten, mehr Sportangebote sowie Hitze- und Klimaschutz in Spitälern und Pflegeheimen. Das Gesundheitssystem der Zukunft soll verhindern, dass Menschen krank werden.
Mag. Barbara Huemer, Grüne Gesundheitssprecherin in Wien
Hinwendung zur Prävention
Dr. Stefan Gara, NEOS
Christian Fürthner
NEOS präsentieren zur Wien-Wahl 2025 ein umfassendes Gesundheitsprogramm mit einem plakativen Ziel: Wien soll die gesündeste Stadt Europas werden. Im Zentrum steht dabei nicht die Reparaturmedizin, sondern ein Paradigmenwechsel hin zu Prävention, digitaler Versorgung und wohnortnahen Angeboten.
Kern des Programms ist das Prinzip „Digital vor ambulant vor stationär“. Gesundheitsleistungen sollen dort stattfinden, wo sie am effektivsten und niederschwelligsten zugänglich sind – etwa in Primärversorgungszentren, per Videokonsultation oder über die Hotline 1450. Diese soll zu einer zentralen Anlaufstelle ausgebaut werden. Auch Künstliche Intelligenz soll bei Diagnose und Monitoring zum Einsatz kommen.
Ein Augenmerk legen NEOS auf Kinder und Jugendliche: Mit flächendeckenden School Nurses, regelmäßigen Gesundheitschecks und psychischer Unterstützung wie dem Programm „Wiener Mutmillion“ will man frühzeitig ansetzen und Chancengleichheit fördern. Schulen sollen mehr Platz für Bewegung bekommen, Gesundheitsbildung soll fixer Bestandteil des Unterrichts werden. Schule soll ein angstfreier Ort werden.
Der Ausbau mobiler Pflegedienste, neue Rollen wie Community Nurses und Advanced Practice Nurses sowie innovative Wohnformen wie generationenübergreifende WGs sollen dazu beitragen, dass ältere Menschen lange selbstbestimmt leben. Pflegekräfte will man mit besseren Bedingungen und mehr Anerkennung zurückgewinnen.
Die Zwei-Klassen-Medizin ist den NEOS ein Dorn im Auge. Sie fordern attraktivere Kassenverträge und mehr Kassenstellen, um die Lücke zwischen Privat- und Kassenmedizin zu schließen.
Sport, Forschung und Digitalisierung sehen NEOS als Säulen eines zukunftsfähigen Gesundheitssystems. Ziel: Ein Wien, das nicht nur Krankheiten behandelt, sondern Gesundheit aktiv fördert.
Dr. Stefan Gara, NEOS-Wissenschafts- und Gesundheitssprecher in Wien
Zu wenige Studienplätze
Wolfgang Seidl, FPÖ-Gesundheitssprecher in Wien
FPÖ Wien
In ihrer aktuellen Wahlbroschüre kritisiert die FPÖ die gesundheitspolitische Bilanz der SPÖ in Wien – und stellt konkrete Forderungen zur Entlastung von Ärzten und Pflegepersonal.
Mit Blick auf die anstehenden Wahlen rückt die FPÖ die Situation im Wiener Gesundheitssystem in den Fokus – und übt deutliche Kritik an den Rahmenbedingungen, unter denen Ärztinnen und Ärzte derzeit praktizieren. In ihrem Programm spricht die Partei von einem „überlasteten System“ und sieht die Ursachen in jahrzehntelanger gesundheitspolitischer Verantwortung der SPÖ auf Landes- wie Bundesebene.
Für das ärztliche Personal in Wien bedeute das: überfüllte Ambulanzen, chronischer Zeitmangel, erschwerte Praxisführung und mangelnde Planbarkeit im Arbeitsalltag. Vor allem für die Ambulanzen fordert die Partei Entlastungen, darunter den Ausbau von Erstversorgungsambulanzen und mehr Kassenstellen – insbesondere in der Kinderheilkunde sowie der Kinder- und Jugendpsychiatrie.
Als Kernproblem identifiziert die FPÖ die unzureichende Zahl an Ausbildungsplätzen für heimische Medizinstudierende. Es fehlten attraktive Bedingungen für den Verbleib im niedergelassenen Bereich: weniger Bürokratie, faire Honorierung und eine gezielte Förderung engagierter Jungmediziner. Auch auf die Pflegekrise geht die FPÖ ein: Pflegeberufe müssten finanziell und strukturell aufgewertet werden, um eine verlässliche interprofessionelle Zusammenarbeit im Versorgungssystem abzusichern. Ein weiterer Punkt betrifft die Versorgung nicht versicherter Drittstaatsangehöriger. Die FPÖ fordert eine Begrenzung auf eine Basisversorgung, um Ressourcen für die in Wien lebende Bevölkerung zu sichern.
Mit ihrer Kritik adressiert die FPÖ gezielt das medizinische Fachpersonal – und fordert grundlegende Reformen in einem System, das laut Broschüre „nicht einmal für eine stärkere Grippewelle gerüstet ist“.
Neue Sozialministerin und Staatssekretärin für Gesundheit
Gesundheit, Soziales, Arbeit, Pensionen—auf Korinna Schumann kommt auf Bundesebene jede Menge Arbeit zu. Im ö1 Morgenjournal (14.3.) skizzierte sie, was sie in Sachen Gesundheit als Erstes angehen will.
Sozialministerin Korinna Schumann, SPÖ
Andy Wenzel
- Wartezeiten verkürzen durch Ausbau der Primärversorgungszentren
- Ausbau der Erstversorgungsambulanzen in den Spitälern
- Mehr Angebote für die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen
- Frauengesundheitspaket
- Kindergesundheitspaket
Schumann sagt: „Das sind ganz wichtige Punkte, um die Gesundheitsversorgung voranzubringen.“ Die Ministerin will diese Schwerpunkte setzen, obwohl ihr Ministerium zum Ministerien-Sparpaket von 1,1 Mrd. Euro beitragen muss.
Sieben dicht beschriebene Seiten lang ist das Kapital „Gesundheit und Pflege“ im neuen Regierungsprogramm. Die für Ärzte und Ärztinnen besonders interessanten Punkte finden Sie hier hervorgehoben:
Kapitel Gesundheit
Für Wahlärzte plant die Regierung „eine Verpflichtung, im Notfall in einem gewissen Ausmaß Patientinnen und Patienten zu Kassenkonditionen zu behandeln".
Eine konkrete Erhöhung der Medizinstudienplätze steht nicht im Regierungsprogramm, lediglich die „Sicherstellung ausreichender Studienplätze"; wie viele das sind und wie viele Ausbildungsstellen es wo in Österreich konkret braucht, soll eine österreichweite Ärzte- und Gesundheitsberufsbedarfsstudie klären. Weiters soll die Zahnmedizinquote wieder eingeführt werden, also die Zahl ausländischer Zahnmedizinstudierender eingedämmt werden.
Die „Finanzierung aus einer Hand" steht nicht als Ziel im Regierungsprogramm, sondern lediglich der „Einsatz einer Expertengruppe" zur Erarbeitung neuer Formen der Finanzierung". Und die Sozialversicherungs-Reform (SV-OG 2018), also die Kassenfusion, die unter Schwarz-Blau erfolgt ist, soll evaluiert werden.
Die neue Staatssekretärin für Gesundheit ist die Niederösterreicherin Ulrike Königsberger-Ludwig.
Ulrike Königsberger-Ludwig, SPÖ-Landesrätin, NÖ
Helmut Fohringer