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Ärzte Woche

20.06.2018 | Gesundheitspolitik

„Fühle mich sehr geehrt“

verfasst von: Mit Reinhart Waneck hat Martin Kenek-Burger gesprochen

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Ging nach der Bestellung Eva Dichands zur Unirätin noch ein Raunen durch die Mediziner- und Medienbranchen, so blieb das Avancement des FPÖ-Gesundheitspolitikers Reinhart Waneck fast unbemerkt. Der Radiologe benennt die wichtigsten Projekte der nächsten Jahre, und sagt über seine von der ÖVP nominierte Kollegin: „Sie ist eine studierte und gescheite Frau“.

Wohin soll sich dieMedUni Wien entwickeln?

Waneck: Nachdem ich schon in meiner Zeit als Vorsitzender des Dienststellenausschusses für die Universität Wien das Vorhaben vertreten habe, dass die Wiener Medizinische Fakultät aufgrund ihrer Größe eine eigene Universität sein sollte, und zwar nach dem Vorbild des schwedischen Karolinksa-Instituts, wurde das Gottseidank aufgriffen. Damals war ich Gesundheitsstaatssekretär (

Was sind die nächsten Großprojekte, bei denen der Unirat genau hinschauen muss, dass die Kosten im Rahmen bleiben?

Waneck: Das nächste große Projekt ist das neue Vorklinikum in der Mariannengasse, das ein Volumen von etwa 400 Millionen Euro hat. Der Rektor hat mir versichert, dass die Finanzierung auf Schiene ist. In die Planung können wir nicht mehr eingreifen, die ist abgeschlossen. Man kann sich nur auf dem Laufenden halten, ob die Ausgaben im vorgegebenen Rahmen bleiben, was bei solchen Projekten erfahrungsgemäß immer schwierig ist. Was er (Rektor Müller, Anm.) bisher in die Wege geleitet hat, das hat durchaus Hand und Fuß. Das nächste, noch größere Vorhaben wird die Gesamtrenovierung des AKH sein, die mit ungefähr 1,5 Milliarden Euro, auf zehn Jahre umgelegt, anzusetzen ist. Dafür wird man ein großes Konzept brauchen, das es zwar noch nicht gibt, das aber noch in dieser Funktionsperiode angegangen werden muss.

Aber momentankönnen Sie sich eigentlich entspannt zurücklehnen, oder?

Waneck: Im Prinzip ja, gänzlich entspannt im Lehnstuhl zwar nicht, weil es immer wieder Sitzungen gibt im Unirat. Ich habe mich aber nicht vorgedrängt, als es um den Vorsitz ging.

Sie sind 2004 aus der Spitzenpolitik ausgeschieden und sitzen heute noch in verschiedenen Gremien, u. a. im Vorstand des Verbandes der leitenden Krankenhausärzte. Warum wollten sie noch Unirat werden, wie ist es dazu gekommen?

Waneck: Der Vizerektor, ein guter Freund von mir, ist auf mich zugekommen und hat mir mitgeteilt, er und der Rektor würden sich freuen, wenn ich mich um das Parteiticket bewerbe. Ich habe gesagt, dass ich eigentlich nicht mehr vorhatte, weitere Funktionen zu übernehmen, aber wenn das der Wunsch ist, dann fühle ich mich sehr geehrt. Ich bin dann zur FPÖ gegangen und habe mein Interesse angekündigt. So bin ich dann letztlich geworden.

Skepsis ist Ihnen an der MedUni Wien von Seiten der Hochschülerschaft entgegengeschlagen, vor allem ihre Mitgliedschaft in der Studentenverbindung Wartburg zu Wien war ein Thema. Sind Sie auf die ÖH zugegangen?

Waneck: Mit der Hochschülerschaft habe ich mich mittlerweile arrangiert. Da gab es Bedenken, weil ich dieser Studentenverbindung angehöre. Ich habe ihnen meine Herkunft erklärt (

Ich war auch der erste Protestant, der ein katholisches Ordensspital in Österreich geleitet hat.

Wie attraktiv ist das Medizinstudium an der MedUni Wien noch?

Waneck: Meiner Meinung nach studieren zu wenige Medizin. Wir produzieren zu wenige Ärzte. Das ist der Nährboden für Privatuniversitäten und die Entwicklung einer Zwei-Klassen-Gesellschaft. Die, die sich ein Studium an einer Privatuni um 22.000 Euro pro Jahr leisten können, und jene die das nicht können. Vom Numerus clausus halte ich nichts. Weder ich noch meine Kinder, von denen zwei auch Radiologen geworden sind, hätten aufgrund unserer schulischen Leistungen die Anforderungen erfüllt, um studieren zu dürfen. Alle drei haben wir es aber zu etwas gebracht. In meiner Studienzeit wurde in Schweden der Numerus clausus eingeführt. Und von einem Jahr auf das nächste hat ein anderer Menschenschlag zu studieren begonnen. Der Arzt, der aus reiner Motivation oder auch aus familiärer Tradition studiert hat, der ist schlagartig verschwunden, dafür sind Menschen gekommen, die zu keiner freiwilligen Mehrleistung mehr bereit sind. Bei Dienstschluss wird nach Hause gegangen. Das soll nicht heißen, dass ein Schüler, der die Schule mit Bravour geschafft hat, kein guter Arzt werden kann, aber das Medizinstudium und der Titel sind für sie mehr Prestige als Berufung.

Wie geht es Ihnen als Mediziner dabei, dass die Vorsitzende des Unirates die einzige Nicht-Medizinerin des Gremiums ist?

Waneck : Ich finde das okay, wir sind mit vier Medizinern in diesem Gremium fast überlastig. Die FPÖ hat halt mich genommen und die ÖVP die Frau Dichand, die aber auch eine studierte und gescheite Frau ist. Sie hat noch einen Vorteil. Sie kann Medienwünsche platzieren, was unserer PR sicher nicht schadet.

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Metadaten
Titel
„Fühle mich sehr geehrt“
Schlagwort
Gesundheitspolitik
Publikationsdatum
20.06.2018
Zeitung
Ärzte Woche
Ausgabe 25/2018

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