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03.11.2024 | Gesundheitsministerium

Codierung: später, dafür besser

verfasst von: Josef Broukal

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Kassenärzte werden schon in einigen Monaten verpflichtend ihre Diagnosen in einem Code festhalten müssen. Das lange favorisierte Diagnosesystem ICD-10 bekommt Konkurrenz: SNOMED-CT läuft ihm den Rang ab.

Seit mehr als 30 Jahren werden in Österreichs Krankenanstalten die Entlassungsdiagnosen nach stationärer Behandlung in genau vorgeschriebenen Codes festgehalten. Dieses von der WHO entwickelte System ist derzeit als ICD-10 in Verwendung. ICD-10 wird vor allem für drei Aufgaben verwendet: Erfassung von Diagnosen für statistische Zwecke, Abrechnung von Spitalsleistungen und Erhebung von öffentlichen Gesundheitsdaten. Das ICD-10 kategorisiert Krankheiten und Gesundheitsprobleme in relativ breiten Kategorien. So werden zum Beispiel 14 verschiedene Allergien mit derselben Bezeichnung codiert.

SNOMED-CT kann einfach mehr

Lange Zeit hat es so ausgesehen, als würde das im Spital bewährte ICD-10 auch den Kassen- und WahlarztOrdinationen vorgeschrieben werden. Dagegen regte sich Widerstand in der Österreichischen Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin. Dr. Helmut Dultinger und Dr. Christoph Powondra, Allgemeinmediziner in Niederösterreich, und Prof. Dr. Stefan Schulz von der Medizinischen Universität Graz arbeiten an einem großen Ziel: Es soll gleich das deutlich umfassendere und flexiblere System SNOMED-CT eingeführt werden.

Warum? Weil es in seinen Fähigkeiten und in der praktischen Handhabung überlegen ist. Dultinger nennt ein Beispiel: „In SNOMED-CT heißt der Zustand nach einer Blinddarmentfernung ‚history of appendectomy‘. Das passt. In ICD-10 dagegen würde das festgehalten als ‚Zustand nach Verlust anderer Teile des Verdauungstraktes‘. Und zwar welcher? Das musst du vom Patienten erfragen. In ELGA steht die detailfreie Diagnose.“

SNOMED-CT sei eine große Datenbank, ein wörtlich „kleines Google für den medizinischen Bereich“. Es bildet ab: ärztliche Diagnosen, Laborcodes, Medikamente, Implantate, Leistungscodes. Ein weiterer Vorteil von SNOMED-CT ist das automatische Mapping auf ICD-10. Es ist daher eine Datenkontinuität für die Forschung gegeben. Und noch eines spricht laut Dultinger für SNOMED-CT: „Die medizinische Sprache ist ein Gewurstel, letztlich aus Griechisch, Lateinisch, Deutsch, Englisch und in den unglaublichsten Kombinationen und Abkürzungen zusammengefasst. Mit der Suchdatenbank von Prof. Schulz sollen das Codieren und das Einlesen von Texten oder Diktaten automatisiert werden. „Letztlich sollen alle medizinischen Daten maschinenlesbar in der ELGA abgelegt werden. Unser Ziel ist: NICHT MEHR ABSCHREIBEN. Daten, die einmal digital im Gesundheitssystem erfasst wurden, müssen automatisch ausgetauscht werden können.“

Fragt man im Gesundheitsministerium nach, erhält man kryptische Auskünfte. Noch im September 2024 gab man eine Broschüre heraus, in der es kurz und knapp hieß: „Die vorliegende ICD-10 BMSGPK 2025 ist ab dem Berichtsjahr 2025 für die Diagnosendokumentation in österreichischen Krankenanstalten und dem extramuralen Bereich heranzuziehen.“ Ende Oktober 2024 war man dann schon vorsichtiger: „Keiner der relevanten Stakeholder hat sich bis dato explizit gegen SNOMED- CT ausgesprochen. Daher kommt SNOMED-CT als mögliche Diagnosedokumentation infrage, die Entscheidung wurde allerdings noch nicht final getroffen.“ Ganz offenbar wackelt aber der 1. Jänner 2025 als Starttermin. Zitat: „Der genaue Zeitpunkt des Inkrafttretens der Diagnosecodierungsverordnung … ist noch offen. Der Fokus aller beteiligten Akteur:innen liegt dabei darauf, den Ärzt:innen eine möglichst unbürokratische und zugleich qualitätsvolle Codierung zu ermöglichen.“

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Metadaten
Titel
Codierung: später, dafür besser
Publikationsdatum
03.11.2024

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