23.03.2018 | Editorial
Geist und Körper sind eins
Wenn ein Säugling Hunger hat, hat er nicht Hunger: er IST Hunger
Erschienen in: Pädiatrie & Pädologie | Ausgabe 2/2018
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Wir Kinderärzte1 haben es leicht, zwischen Geist und Körper nicht zu spalten. Denn, wenn ein Säugling Hunger hat, dann hat er nicht Hunger. Er ist Hunger. Das Kind schreit, weint und ist in keiner Weise dasselbe, wie wenn es satt und zufrieden ist. Noch klarer und stärker ist das bei Schmerz: Im Gegensatz zum erwachsenen Menschen kann das Kind den Schmerz nicht lokalisieren. Dieses Phänomen, dem man den Namen Allodynie gegeben hat, beschreibt eine Situation, in der das Kind Schmerz wird. Es kann (ebenso wie der alte Mensch) nicht spüren, wo und wie es schmerzt. Der Schmerz übernimmt den ganzen Menschen, die Vernunft (so schon vorhanden) wird ausgeschaltet. Deshalb schmunzeln wir, wenn wir Mütter oder Väter sagen hören: Wo tut’s Dir weh? Viele andere Situationen, wie Affektkrämpfe oder unbändiger Zorn, zeigen, dass das Kind der Wortschöpfung Psychosomatik Hohn lacht: Es ist immer das, was es im Moment ist. …Anzeige