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21.08.2019 | Gastroenterologie
Funktionelle Störungen am Enddarm nach Strahlentherapie
Erschienen in: Wiener klinisches Magazin | Ausgabe 6/2019
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Die neoadjuvante Bestrahlung ist fester Bestandteil der multimodalen Therapie des lokal fortgeschrittenen Rektumkarzinoms mit nachgewiesenem Nutzen für die lokale Tumorkontrolle, nicht aber für das krankheitsfreie Überleben. Das Ausmaß des Einflusses der Bestrahlung auf die postoperative Darmfunktion und Lebensqualität bleibt jedoch umstritten. Es gibt zunehmende Hinweise darauf, dass neben der sphinktererhaltenden Resektion auch die präoperative Strahlentherapie isoliert die anorektale und urogenitale Funktion beeinträchtigen, zu anhaltenden dysfunktionellen Symptomen führten und die Lebensqualität erheblich beeinflussen kann. Neben den bedeutsamen Effekten der Strahlentherapie bei der Tumortherapie führt sie zu chronischen Zellschäden benachbarter Gewebe, die sich erst Wochen, Monate oder sogar Jahre nach Abschluss der Bestrahlung manifestieren. Fibrosierende Läsionen des Peritoneums sowie der Submukosa des Darms, und hier insbesondere von Arterien und Venen, sind die Folge und verursachen die langfristig für den Patienten funktionell relevanteren Störungen mit zum Teil erheblichen Auswirkungen auf die Lebensqualität. Die Strahlentherapie am Enddarm erhöht relevant das Risiko für die Ausbildung und Verstärkung anorektaler Funktionsstörungen und der erektilen Dysfunktion. Daher sollte die Indikation zur Bestrahlung wegen der Problematik des Overstagings und die daraus resultierende Überbehandlung mit dem unnötigen Risiko einer funktionellen Störung im Einzelfall kritisch geprüft werden. Bei gegebener Indikation ist die Aufklärung der Patienten über potenzielle postradiogene funktionelle Störungen und deren Behandlungsmöglichkeiten von zentraler Bedeutung.