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Ärzte Woche

17.04.2018 | Tekal

Forschung sticht Datenschutz

verfasst von: Dr. Ronny Tekal, Medizinkabarettist , Dr. Ronny Tekal, Medizin-Kabarettist

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Persönliche Daten sind im Internet-Zeitalter zu einer echten Währung geworden.

Die aktuell beliebtesten Zahlungsmittel im Internet sind weder die Kreditkarte noch die unpersönlichen Bitcoins, sondern die persönlichen Daten. Wer bei der großen Insta-Face-Burger-Challenge im Netz den Hauptpreis (einen Burger) gewinnen möchte, muss Name, Geburtsdatum, Burger-Präferenzen und den Namen des Burger-Meisters in der Heimatgemeinde angeben. Diese Informationen sind in der digitalen Welt ein Haufen Kohle wert. So lassen sich etwa die Kosten für Postwurfsendungen von Metzgereien an Veganer, von Gynäkologen an Männer, oder von Steuerbehörden an Starbucks mit einer näheren Kenntnis über das Userverhalten einsparen.

Die Freizügigkeit, mit denen die Daten freiwillig hergegeben werden steht im krassen Gegensatz zur Empörung darüber, wenn andere diese Daten weitergeben. Gerade erst stand Facebook-Gründer Mark Zuckerberg vor dem US-Kongress, völlig analog, im Büßer-Anzug, weil man es im Unternehmen mit dem Datenschutz nicht ganz so genau nahm. Scheinbar konnten Facebook-Werbekunden (wie Amazon, die NSA, Putin oder das Wahlkampfteam von Donald Trump) Daten und Präferenzen der User kaufen, ohne sich dabei Milliarden an Katzenvideos ansehen zu müssen. Die Kongress-Abgeordneten durften ihre Meinung zum Facebook-Skandal über den Like-Button kundtun. Nun soll stärker kontrolliert werden, an wen die Daten weitergegeben werden dürfen, und Firmen für Tiernahrung müssen sich wieder durch die Filme von Katzen klicken, um an ihre Kunden zu gelangen.

Zeitgleich fordert man in Österreich eine Lockerung des Datenschutzes. Und das gerade auf dem hochsensiblen Gebiet der Medizin. Eine Tageszeitung titelte sogar mit „Regierung will unsere Daten verhökern!“. (Der folgende Artikel „Regierung will uns die Panier vom Schnitzel stehlen“ dürfte allerdings weitaus mehr Leser beunruhigt haben.) Dabei kommt der Wunsch nach Datenfreigabe gar nicht so sehr von politischer Seite, sondern von universitären Einrichtungen. Denn hier geht es um Fortschritt und Forschung und da müssen die Datenschützer wohl das eine oder andere Hühnerauge zudrücken. Denn wie soll man Studienergebnisse international vernetzen, wenn man sie nicht am Forscherstammtisch ausplaudern darf? Das Forschungsorganisationsgesetz soll dafür Sorge tragen, dass Patientendaten der Forschung zur Verfügung stehen. Die Forscher müssen mit Indianerehrenwort schwören, die Daten nicht an Unbefugte weiterzugeben, also Versicherungsfirmen, politische Parteien oder Indianer eines feindlichen Stammes. Natürlich bleibt ein Restrisiko, dass ein Computeralgorithmus in der Lage ist, aus den Daten nicht nur Krankheit, genetischen Code, Alter und Wohnort herauszufiltern, sondern die Fälle mit den Facebook-Profilen der Patienten abzugleichen. Dann wissen wir, ob Katzenvideos die Gesundheit gefährden.

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Metadaten
Titel
Forschung sticht Datenschutz
Schlagwort
Tekal
Publikationsdatum
17.04.2018
Zeitung
Ärzte Woche
Ausgabe 16/2018

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