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Erschienen in: Journal für Gynäkologische Endokrinologie/Schweiz 2/2021

Open Access 04.06.2021 | Schon gewusst…?

Estradiolserumspiegel in Abhängigkeit von Estrogentyp und -dosierung

verfasst von: Prof. Dr. Petra Stute

Erschienen in: Journal für Gynäkologische Endokrinologie/Schweiz | Ausgabe 2/2021

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Nachdruck mit freundlicher Genehmigung aus dem „Newsletter“ der Deutschen Menopause Gesellschaft e. V. und der Schweizerischen Gesellschaft für Gynäkologische Endokrinologie und Menopause.

Hinweis des Verlags

Der Verlag bleibt in Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutsadressen neutral.
Originalpublikation
Kim SM, Kim SE, Lee DY, Choi D (2021) Serum estradiol level according to dose and formulation of oral estrogens in postmenopausal women. Sci Rep 11(1):3585. https://​doi.​org/​10.​1038/​s41598-021-81201-y
Hintergrund.
Die Bestimmung von Estradiol (E2) im Serum (i. S.) unter einer Hormonersatztherapie (HRT) ist im Allgemeinen nicht nötig. Wenn aber z. B. unter HRT nicht die zu erwartende klinische Response eintritt, stellt sich oft die Frage, ob das gewählte Präparat ausreichend resorbiert wird. Hierfür wird dann E2 i. S. bestimmt. Das Ziel der Studie war es, die E2-Serumkonzentration nach oraler HRT-Gabe verschiedener HRT-Präparate zu messen und zu vergleichen.
Zusammenfassung.
In einer retrospektiven transversalen Kohortenstudie wurden E2 i. S. (Immunoassay, Intra- bzw. Inter-Assay-Variationskoeffizient 5,6 % bzw. 1,9 %) und follikelstimulierendes Hormon (FSH) i. S. (Immunoassay, Intra- bzw. Inter-Assay-Variationskoeffizient 2,0 % bzw. 1,2 %) bei 344 gesunden, postmenopausalen, 57-jährigen Frauen, die im Mittel während 27 Monaten eine HRT anwandten, gemessen (orale HRT-Einnahme vor dem Zubettgehen, Blutabnahme nüchtern am Folgemorgen). Tab. 1 zeigt die eingesetzten HRT-Präparate. Die klinischen Charakteristika der Frauen zeigten keine Gruppenunterschiede.
Tab. 1
Übersicht der HRT-Präparate
Estrogentyp
Estrogendosierung (mg)
Anzahl (n)
Darreichungsform
Estradiolhemihydrat (EH)
1
89
EH mono
EH + Dydrogesteron
EH + Drospirenon
EH + Norethisteronacetat
2
19
EH mono
EH + Norethisteronacetat
Estradiolvalerat (EV)
1
10
EV mono
EV + Norethisteronacetat
2
54
EV mono
EV + Cyproteronacetat
Konjugierte equine Estrogene (CEE)
0,45
58
CEE + Bazedoxifen
0,625
114
CEE mono
CEE + mikronisiertes Progesteron
Da die E2-Serumspiegel nach Estradiolhemihydrat(EH)- und Estradiolvalerat(EV)-Gabe keinen Unterschied zeigten, wurden die jeweiligen Gruppen zusammengefasst. Konjugierte Estrogene (CEE) sind eine Mischung aus diversen Estrogenen (u. a. 17beta-E2), Phytoestrogenen und nichtestrogenen Steroiden, die aus Pferdeurin extrahiert werden.
Die Tab. 2 zeigt die korrespondierenden E2-Serumspiegel.
Tab. 2
E2-Serumspiegel nach Gabe verschiedener Estrogenpräparate
Estrogentyp und -dosierung
E2 i. S.
EH + EV (1 mg)
65,8 pg/ml (241,5 pmol/l)
EH + EV (2 mg)
107,6 pg/ml (394,9 pmol/l)
CEE (0,45 mg)
60,1 pg/ml (220,6 pmol/l)
CEE (0,625 mg)
76,8 pg/ml (281,9 pmol/l)
EH Estradiolhemihydrat, EV Estradiolvalerat, CEE konjugierte equine Östrogene
Man erkennt, dass die Verdopplung der E2-Dosierung nicht zu einer Verdopplung der E2-Serumspiegel führt (nur +60 % Anstieg). „Standarddosierte“ CEE (0,625 mg) erzielen nicht die gleichen E2-Serumspiegel wie „standarddosiertes“ E2 (2 mg). Die FSH-Serumspiegel sind nach Applikation der jeweils höheren E2- (2 mg) bzw. CEE-Dosierung (0,625 mg) tiefer als nach der jeweils niedrigeren Dosierung (E2 1 mg, CEE 0,45 mg). Unabhängig von der Dosierung von E2 (1 mg, 2 mg) waren die FSH-Serumspiegel signifikant niedriger als nach CEE-Gabe (0,45 mg, 0,625 mg).

Kommentar

Auch wenn CEE – zumindest in Europa – sehr viel seltener eingesetzt werden als Estradiol, ist es doch interessant, den Einfluss von beiden Estrogentypen auf die E2-Serumspiegel im direkten Vergleich zu sehen. Da CEE eine Mischung aus verschiedenen Estrogenmetaboliten darstellen, kann man aus dem E2-Serumspiegel nicht die klinische Wirksamkeit ableiten. So muss CEE 0,625 mg/Tag klinisch nicht weniger wirksam sein als E2 2 mg/Tag. Wichtig ist auch die indirekte Bestätigung früherer Daten, dass die Progestogenkomponente keinen Einfluss auf den E2-Serumspiegel hat [1]. Zu den Stärken der Studie zählen die hohe Fallzahl, die Verwendung des gleichen Laborkits und die strenge Auswahl der Teilnehmerinnen. Zu den Schwächen der Studie zählen die Messmethode (Immunoassays sind weniger sensitiv als Massenspektrometrie) und die Bestimmung von E2 zu nur einem Zeitpunkt, was der unterschiedlichen Pharmakokinetik der verschiedenen Präparate nicht gerecht wird.

Interessenkonflikt

P. Stute gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Open Access Dieser Artikel wird unter der Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz veröffentlicht, welche die Nutzung, Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und Wiedergabe in jeglichem Medium und Format erlaubt, sofern Sie den/die ursprünglichen Autor(en) und die Quelle ordnungsgemäß nennen, einen Link zur Creative Commons Lizenz beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenommen wurden.
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Weitere Details zur Lizenz entnehmen Sie bitte der Lizenzinformation auf http://​creativecommons.​org/​licenses/​by/​4.​0/​deed.​de.

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Metadaten
Titel
Estradiolserumspiegel in Abhängigkeit von Estrogentyp und -dosierung
verfasst von
Prof. Dr. Petra Stute
Publikationsdatum
04.06.2021
Verlag
Springer Vienna
Erschienen in
Journal für Gynäkologische Endokrinologie/Schweiz / Ausgabe 2/2021
Print ISSN: 1995-6924
Elektronische ISSN: 2520-8500
DOI
https://doi.org/10.1007/s41975-021-00195-y

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