Anzeige
06.05.2025 | Endokrinologie | Gynäkologische Endokrinologie
Schilddrüsenfunktionsstörungen erkennen und behandeln
verfasst von: Prof. Dr. med. Dr. h.c. Christian Wüster
Erschienen in: Journal für Gynäkologische Endokrinologie/Schweiz
Einloggen, um Zugang zu erhaltenZusammenfassung
Thyreopathien sind häufig. L‑Thyroxin ist das am vierthäufigsten verschriebene Arzneimittel in den sog. DACH-Ländern. In diesen werden ca. 6-mal häufiger Schilddrüsenoperationen durchgeführt als in anderen vergleichbaren westlichen Ländern. Die Schilddrüse wird auch als „Lebensdrüse“ bezeichnet, hier gilt es, einen ganzheitlichen Blickwinkel zu behalten. Bei normaler Schilddrüsenfunktionslage sollte der Patient internistisch differenzialdiagnostisch weiter untersucht werden. Häufig wird der ganzheitliche Ansatz übersehen und Befindlichkeitsstörungen mittels Dosisänderungen der L‑Thyroxin-Dosis behandelt, wobei Befundbesserungen meist auf den Placeboeffekt zurückzuführen und nicht nachhaltig sind. Wenn die Schilddrüsenfunktion länger als 4 Wochen normal ist, sind persistierende Symptome nicht thyreogener Natur. Schilddrüsenknoten sind häufig, oft Zufallsbefunde und selten maligne. Schilddrüsenkarzinome haben eine gute Prognose und eine sehr geringe Mortalität, wenn sie früh genug erkannt werden. Die meisten Autoimmunthyreopathien (AIT) sind atrophische Thyreoiditiden und kein „Hashimoto“. Autoimmunthyreopathien verursachen keine Schmerzen am Hals. Schmerzen am Hals können durch die sogenannte subakute Thyreoiditis de Quervain verursacht werden. Schilddrüsenautoantikörper („Hashimoto“) ohne Schilddrüsenfunktionsstörungen machen ebenfalls keine Beschwerden und werden in 10-18 % normalerweise in der Bevölkerung erhöht gemessen. Die Erhöhung ist reversibel, d. h. erhöhte Werte normalisieren sich von selbst wieder. Sie verhindern keine Schwangerschaften. Schilddrüsenüberfunktionen sind bedingt durch Autoantikörper (Morbus Basedow) oder Schilddrüsenautonomie. Thyreostatika normalisieren die Funktion. Selten sind Operationen oder eine Radiojodtherapie nötig.