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Erschienen in: Pädiatrie & Pädologie 2/2020

01.09.2020 | Leitthema

Eltern unbekannt

Zur Identitätsentwicklung von Findelkindern und anonym geborenen Kindern

verfasst von: Dr. Hélène Siklossy

Erschienen in: Pädiatrie & Pädologie | Sonderheft 2/2020

Zusammenfassung

Die Entwicklung der Identität von Findelkindern nach Abgabe in einer Babyklappe oder nach anonymer Geburt erfordert spezielle therapeutische Begleitung. Die psychosozialen Umstände der abgebenden Mutter sind meist unbekannt. Für die Entwicklung des Kindes ist eine stabile Beziehungssituation wichtig. Zur Verarbeitung der Frage des Kindes „Woher komme ich?“ soll Kinderpsychotherapie eingesetzt werden. Ein spezielles Nachsorgekonzept soll Defizite frühzeitig aufdecken, um psychotherapeutische Begleitung zu ermöglichen, falls nötig auch stationäre Therapie an einer säuglingspsychosomatischen Abteilung.
Hinweise

Hinweis des Verlags

Der Verlag bleibt in Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutsadressen neutral.
Das Babynest wurde im Jahr 2000 durch die Kinderklinik Glanzing im Wilhelminenspital eröffnet. Es gab aber doch Einiges an Diskussionen, auch an kontroversiellen Diskussionen. Uns ist es (abgesehen von diesen Diskussionen) wichtig, zu untersuchen, wie die psychische Entwicklung von Findelkindern durch diese Einrichtung beeinflusst wird.
Findelkinder sind Kinder, die an öffentlichen Plätzen abgegeben werden, die in einem Babynest oder einer Babyklappe abgelegt worden sind oder anonym „von Hand zu Hand“ persönlich von der leiblichen Mutter übergeben wurden. Seit 2001 gibt es Kinder, deren Spitalsentbindung im Krankenhaus anonym stattgefunden hat (anonyme Geburt). Auch die anonyme Schwangerschaftsbetreuung wird von Müttern zunehmend in Anspruch genommen. Es besteht aber neben der anonymen Spitalsentbindung mit oder ohne anonyme Schwangerschaftsbetreuung auch die Möglichkeit der vertraulichen Geburt. Die Mutter ist in der Lage, Daten an das Jugendamt weiterzugeben. Wenn das Kind dann in späteren Jahren Zugang zu diesen Daten haben will, kann es beim Jugendamt danach fragen und die hinterlegte Information der Mutter mit deren ausdrücklicher Zustimmung einsehen.

Identität

Was ist eigentlich Identität? Was ist die Basis, was braucht man, um eine gute Identitätsentwicklung erleben zu können? Es geht um Selbstempfinden, um Selbstvertrauen und um Selbstwertgefühl. Wer bin ich? Das ist eine Frage, die man sich gelegentlich stellt, wie bin ich im Leben, wo ist mein Platz. Das hören wir in der Therapie auch von vielen Kindern mit Depression, die sagen: Ich habe keinen Platz auf dieser Welt. Und wenn Kinder das so ausdrücken, dann ist das auch ein Identitätsproblem. In diesem Zusammenhang hat Karl Hein Brisch auf die Bedeutung der Früherkennung von Bindungs-Entwicklungsstörungen aufmerksam gemacht [3].
Es gibt auf der einen Seite ein generelles Selbstkonzept, also ein generelles Ich, ein starkes Ich des Vertrauten, um eine Kernidentität zu spüren und dann gibt es spezielle Selbstkonzepte, die eher situationsbezogen sind. Sie sind dynamisch, da kann es darum gehen, dass es kritische Lebensereignisse gibt, die unsere Identitätsentwicklung beeinflusst haben, oder eben eine Peer-Group, also die Gruppe der Gleichaltrigen oder ein Berufsumfeld.
Seitens der abgebenden Mutter, der ablegenden Mutter, sind ein paar Faktoren zu nennen, die auch später für das Kind wichtig sind. Auf der einen Seite ist es unumstritten ein traumatisches Ereignis oder eine traumatische Krise für die Frau, die enorm hohe Anforderungen an die Bewältigungsmechanismen und an die Entscheidungskräfte der Mutter stellt.
Vermutlich sind das auch Insuffizienzgefühle, die dahinterstehen, dass eine Mutter mit hoher Verantwortung ihr Kind eben in ein Babynest legt. Die psychosozialen Umstände sind meistens nicht bekannt. Wenn wir hier die Häufigkeiten im Wilhelminenspital analysieren, wurden in Wien im Zeitraum 2000 bis zum Oktober 2015 im Babynest 28 Kinder abgegeben, das bedeutet einen Durchschnitt von ungefähr zwei Kindern pro Jahr.
Bei der anonymen Geburt hingegen wurden im Zeitraum von 2002 bis 2018 von der Statistik Austria 151 Kinder in Wien erfasst, das sind in diesem Zeitraum in Wien durchschnittlich zehn Kinder pro Jahr. Österreichweit sind in diesem Zeitraum 544 Kinder erfasst, also durchschnittlich drei Kinder pro Jahr, um zwei Drittel mehr, als im Babynest abgegebene Neugeborene. Die anonyme Geburt wird in Wien also fünfmal häufiger in Anspruch genommen als das Babynest (Tab. 1).
Tab. 1
Anonyme Geburten seit 2002 nach Bundesländern
Jahr
Österreich
Burgenland
Kärnten
Niederösterreich
Oberösterreich
Salzburg
Steiermark
Tirol
Vorarlberg
Wien
2002
45
2
5
4
4
12
1
1
16
2003
40
2
1
1
9
1
6
3
17
2004
27
4
3
3
9
1
7
2005
36
5
5
5
3
7
1
10
2006
27
2
4
3
5
3
2
8
2007
37
1
1
3
2
4
10
1
15
2008
37
1
6
5
4
11
2
8
2009
27
2
4
1
4
6
3
7
2010
27
1
1
6
4
1
2
2
2
8
2011
36
1
1
5
4
7
7
2
1
8
2012
26
1
5
5
1
5
2
7
2013
25
2
1
5
2
3
3
1
8
2014
35
1
2
2
7
4
8
2
9
2015
32
4
4
1
2
9
6
1
5
2016
39
9
2
6
1
6
6
2
7
2017
25
3
2
1
4
6
3
6
2018
23
1
4
2
3
6
1
1
5
 
544
        
151
STATISTIK AUSTRIA, Statistik der natürlichen Bevölkerungsbewegung

Nachsorgekonzept

Was wäre wünschenswert, wenn Kinder im Babynest abgelegt werden? Wir sind im Krankenhaus eine Schnittstelle in ihrem Leben. Wir wissen nicht, was davor geschehen ist, und oft wissen wir aus der Gruppe der Erstbetreuenden nicht, was danach geschehen ist. Wir wissen nicht, zu welchen Adoptiv- oder Pflegefamilien diese Kinder kommen. Wir sind also nur in diesem Moment der Abgabe involviert, nicht davor, aber auch nicht danach. Auf der einen Seite wäre ein Nachsorgekonzept sehr wichtig, individuell gesehen für jedes Kind, um frühzeitig eventuelle biopsychosoziale Risikofaktoren zu erkennen und dann auch entsprechend durch Therapien oder Förderungsmaßnahmen frühzeitig helfen zu können. Eine spezialisierte Entwicklungsambulanz an einer Kinderklinik oder Kinderabteilung eignet sich dafür sehr gut. Denn dort ist fachkundiges, kompetentes Personal in der Routinearbeit tätig. Diese wenigen (Findel‑)Kinder würden weder zusätzliches Personal noch sonstige Ressourcen erfordern und könnten österreichweit jeweils im Alltagsroutinebetrieb betreut werden.

Anonyme Geburt

Zur kontrovers geführten Diskussion, ob das Babynest oder die anonyme Geburt oder beide Möglichkeiten gut sind, was darf es sein, was ist ethisch vertretbar, was nicht, möchte ich die Studie von Claudia Klier zitieren, die 2012 im AKH Wien durchgeführt wurde [10]. Klier und ihre Arbeitsgruppe untersuchten den Einfluss der Implementierung der anonymen Geburt in Österreich im Jahr 2001. Gibt es seither eine Abnahme der polizeilich erfassten Neonatizide? Zusammengefasst gab es österreichweit zwischen 1991 und 2001 Neonatizide bei 7 von 100.000 Neugeborenen und in den Jahren 2002 bis 2009 nur noch 3 von 100.000 Neugeborenen, was den positiven Effekt der anonymen Geburt belegt.
Berücksichtigt wurden in der Studie auch eventuell in dieser Zeit geänderte gesundheitspolitische Voraussetzungen, die die Zahlen beeinflusst haben könnten. Dies wären Variablen aus den politischen Strategien oder aus dem sozioökonomischen Umfeld sowie die Einführung von finanzieller Zuwendung bei der Geburt oder Veränderung der Gesetzeslage bei Schwangerschaftsunterbrechung. Diese Faktoren wurden weitgehend ausgeschlossen. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass die Einführung der anonymen Geburt zu einer deutlichen Abnahme der Neonatizide geführt hat. Babyklappen werden in der Studie kurz als hilfreiches Zusatzangebot erwähnt. Der positive Effekt sei jedoch deutlich geringer als jener der anonymen Geburt.
Zu dieser kontroversen Diskussion sei die Stellungnahme des Deutschen Ethikrats von 2009 angeführt [4]. Die Angebote anonymer Kindesabgabe sind ethisch und rechtlich sehr problematisch, insbesondere weil das Recht des Kindes auf Kenntnis seiner Herkunft und auf Beziehung zu seinen Eltern verletzt wird.
Die Auseinandersetzung des Kindes mit der eigenen Abstammung wird in den Vordergrund gesetzt, aber es wird nicht überlegt, dass es erstens auch viele andere Kinder gibt, die ihre Abstammung nicht kennenlernen werden oder nicht kennen und sich hier die anonyme Kindesabgabe nicht wesentlich von einer Adoption ohne Kenntnis der Eltern unterscheidet.
Wichtig ist aber auch ein Evaluierungsziel im Sinn einer Langzeitstudie, um zu untersuchen, wie sich diese Kinder entwickeln, sowohl von der biologischen und der psychologischen Seite, aber auch hinsichtlich der sozialen Entwicklung. Nur eine Langzeitstudie kann valide Aussagen zu diesen Fragen geben.
Dazu wurde 2019 ein Projekt von Prof. Angelika Berger von der Wiener Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde initiiert. Unter der Projektleitung von Claudia Klier werden abgebende Frauen und Adoptivfamilien anhand von Fragebögen zur „Anonyme Geburt: Psychosoziale Aspekte bei abgebenden Frauen, adoptierten Kindern und ihren Adoptivfamilien nach anonymer Geburt oder Abgabe in einer Babyklappe“ befragt.

UN-Kinderrechtskonvention

Das Abkommen wurde am 20. November 1989 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedet und ist am 2. September 1990 in Kraft getreten. Die Kinderrechtskonvention, offiziell das „Übereinkommen über die Rechte des Kindes“ (Convention on the Rights of the Child, CRC) ist das wichtigste internationale Menschenrechtsinstrumentarium für Kinder. Sie gehört zu den 9 internationalen Menschenrechtsverträgen. Kinderrechte sind Menschenrechte. Mit dem Übereinkommen über die Rechte des Kindes haben die Vereinten Nationen die in verschiedenen Abkommen aufgeführten Einzelregelungen zum Schutz der Kinder in einer allgemeinen Erklärung zusammengefasst [14].
Gemäß der UN-Kinderrechtskonvention Art. 7 ist das Kind unverzüglich nach seiner Geburt in ein Register einzutragen, es hat das Recht auf einen Namen von Geburt an, es hat das Recht, eine Staatsbürgerschaft zu erwerben und, soweit es geht, seine Eltern zu kennen und von ihnen betreut zu werden.
Wie beeinflusst eine unbekannte Herkunft die Persönlichkeitsentwicklung negativ? In vielen Diskussionen wird Identität als ein amtliches, bürokratisches Verständnis von Identität und nicht ein persönlich-psychologisches in den Vordergrund gestellt. Identität wird uns auf keinen Fall durch die Herkunft verliehen, sondern Identitätsgefühl entwickelt sich vornehmlich durch Bindungserfahrungen und im Austausch zwischen dem ICH und dem DU [2], zwischen mir und der Umwelt.

Identitätsentwicklung

Das Selbst und die Identität sind Begriffe, die im letzten Jahrhundert Psychologie und auch Ethnologie, aber auch Kinderpsychiatrie und Psychoanalyse beschäftigt haben. Eric Erickson [6] ist der Vater dieser Theorien. Er hat ein Modell entwickelt, wonach sich die Identität stufenweise ein Leben lang entwickelt. Es gibt keinen direkten Abschluss, es gibt aber den Beginn und das ist nur Vertrauen.
Die Life-span-Entwicklungspsychologie des Amerikaners Paul Baltes [1] hat genauso ihren Beitrag im Sinn von Entwicklungspsychologie geleistet; sie betrachtet nicht die Psychologie des Säuglings, des Kindes und des Jugendlichen, sondern betrifft den gesamten Lebenslauf. Sein Konzept spricht nicht mehr von starren Systemen, sondern versucht, die Theorie dynamisch darzustellen. In diesem dynamischen Konzept werden die Entwicklung und die Identitätsgefühle nicht als erreichtes Starres gesehen: Identitätsgefühle verändern sich ständig und adaptieren sich, je nach Lebenslage. Es gibt vielfältige Teil-Selbste mit einem Kern-Selbst. Verena Kast [9] beschreibt das autobiografische Gedächtnis, also unsere Fähigkeit, aus der Vergangenheit zu schöpfen und diese Erfahrungen und Empfindungen in unser heutiges Tun zu involvieren.

Empirische Säuglingsforschung

In der empirischen Säuglingsforschung ist der Säugling plötzlich in den Vordergrund getreten. Die Fähigkeiten des Säuglings waren bisher ungeklärt; heute weiß man, ein Säugling hat Kompetenzen. Martin Dornes beschreibt in seinem Buch Der kompetente Säugling [5], wie sich ein primäres Selbstgefühl bereits intrauterin entwickelt. Sobald sich das zentrale Nervensystem entwickelt hat, entwickeln sich auch zunehmend die Sinne, also auch psychische Funktionen. Die Sensorik ist ein Teil der psychischen Funktion, ebenso die Hautsinne, die Gleichgewichtssinne und die auditive Wahrnehmung.
Daniel Stern, Entwicklungspsychologe und Psychoanalytiker, hat sich mit dem präverbalen subjektiven Selbsterleben beschäftigt [13]. Sobald ich mich als Selbst wirksam gegenüber meiner Umwelt erlebe, wenn ich als Neugeborenes spüre, dass ich wirksam bin, und dass meine Mutter, mein Vater, meine Bezugsperson auf mich reagieren, ist das schon ein Grundbaustein für ein subjektives Selbsterleben. In der Literatur wird immer von der mütterlichen Feinfühligkeit gesprochen, das ist natürlich die Feinfühligkeit der Hauptbezugsperson. Wesentlich ist, die Signale des Kindes erkennen, das passiert auch heute normalerweise intuitiv.

Säuglingspsychosomatik

Wenn man ein Kind bekommt, entsteht in den meisten Fällen die Bindung glücklicherweise intuitiv. Wenn das nicht oder in gestörter Weise passiert, ist spezifische Unterstützung und Therapie nötig. Diese Mutter-Kind-Paare behandeln wir in der Kinderklinik Glanzing im Wilhelminenspital auf der Säuglingspsychosomatik. Die Affektabstimmung bedeutet, ich bekomme ein Signal und kann es entsprechend der Lautstärke, der Sprachmelodie dem Kind zurückgeben und einen Dialog entstehen lassen.
John Bowlby, der Vater der Bindungsforschung, war Kinderpsychiater und Psychoanalytiker und hat in London das Elend der Zwischenkriegszeit selbst kennengelernt. Er hat an der Tavistock Clinic gearbeitet und aus diesem Elend gelernt. Er kam aus einer sehr wohlhabenden Familie, war aber durch das Elend der Kinder der damaligen Zeit betroffen und hat sich deshalb mit der Bindungsforschung beschäftigt [2]. Er beobachtete, dass Kinder im Sinn der reinen Pflege bestmöglichst gepflegt sein können, trotzdem geht es ihnen nicht gut. Selbsterlebnis („sense of self“), Selbstaffektivität („self affectivity“) beginnend im 2. bis 3. Lebensmonat und sich bis zum 7. bis 8. Lebensmonat entwickelnd, führt zur Bildung eines ziemlich invarianten Kern-Selbsts. Bei Störungen forderte Bowlby für diese Kinder spezielle Kinderpsychotherapie. Die Bezugsperson, der ein Kind vertrauen kann, wird zur sicheren Basis.
Selma Fraiberg sprach von den Geistern im Kinderzimmer, „ghosts in the nursery“ [7]. Gespenster kommen als heimliche Besucher aus nicht erinnerter eigener, konfliktbeladener Vergangenheit der biologischen Eltern in das Kinderzimmer. Sie dringen in die aktuelle Eltern-Kind-Beziehung ein. Unbewusste Übertragungen der biologischen bzw. der Adoptiveltern können so zu Identitäts- und Entwicklungsstörungen führen.
Gibt es Lebensgeschichten ohne Lücken? Im Fall von Findelkindern sind es Fragmente, es liegt durch Beziehungsabbruch eine fragmentierte Lebensgeschichte vor. Bei der Geschichte eines abgelegten Kindes weiß man nicht, was vorher war. Wichtig ist die Basisselbstakzeptanz. Wichtig ist es auch zu erkennen, dass es sehr vergängliche Selbstwertquellen geben kann, die durch einen plötzlichen Erfolg den Selbstwert steigen lassen, aber in Wirklichkeit nichts mit der festen Identität zu tun haben. Je selbstsicherer der Mensch ist, desto geringer ist die Diskrepanz zwischen dem subjektiven Ist- und dem Soll-Zustand. „So bin ich“ stellt das Real-Selbst dar, „So wäre ich gern“ das Ideal-Selbst.
In Forschung und Literatur wird auf Bindung als Gefüge psychischer Sicherheit mehrfach hingewiesen [8]. Bei Bindungsstörungen sollte entsprechend der Bindungstheorie eine frühzeitige Therapie eingesetzt werden.
Welche protektiven Faktoren spielen da eine Rolle? Da geht es eben um „significant caregivers“, also identitätsstiftenden Bezugspersonen nach Hilarion Petzold [11, 12]. Für abgelegte Säuglinge ist die Situation zunächst vergleichbar mit jeder anderen Adoptionssituation. Für die Identitäts- und Persönlichkeitsentwicklung ist das Wissen um die spezielle Herkunft und die Umstände der Herkunft im Lauf des Lebens von Bedeutung, zunächst jedoch nicht prioritär. Wenn der Säugling zur Adoptivfamilie kommt, sind aber vorerst ganz andere Aspekte wichtig: nämlich ganz einfach geliebt, geschätzt und respektiert und in seiner Neugierde auf die Welt unterstützt zu werden. Das ist prioritär und führt dann auch zu einem sicheren Bindungsmuster.

Einhaltung ethischer Richtlinien

Interessenkonflikt

H. Siklossy gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Für diesen Beitrag wurden vom Autor keine Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt. Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort angegebenen ethischen Richtlinien.

Hinweis des Verlags

Der Verlag bleibt in Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutsadressen neutral.
Literatur
1.
Zurück zum Zitat Baltes PB, Hayner R, Nesselroade J (1988) Life-span developmental psychology. Introduction to research methods. Lawrence Erlbaum, New Yersey. ISBN 13: 978-1138146327 Baltes PB, Hayner R, Nesselroade J (1988) Life-span developmental psychology. Introduction to research methods. Lawrence Erlbaum, New Yersey. ISBN 13: 978-1138146327
2.
Zurück zum Zitat Bowlby J (2014) Bindung als sichere Basis. Grundlagen und Anwendungen der Bindungstheorie, 3. Aufl. Ernst Reinhardt-Verlag, München. ISBN 978-3-497-02454‑4 Bowlby J (2014) Bindung als sichere Basis. Grundlagen und Anwendungen der Bindungstheorie, 3. Aufl. Ernst Reinhardt-Verlag, München. ISBN 978-3-497-02454‑4
3.
Zurück zum Zitat Brisch KH (2013) Bindungsstörungen: von der Bindungstheorie zur Therapie, 12. Aufl. Klett-Cotta, Stuttgart. ISBN 978-3-608-94532‑4 Brisch KH (2013) Bindungsstörungen: von der Bindungstheorie zur Therapie, 12. Aufl. Klett-Cotta, Stuttgart. ISBN 978-3-608-94532‑4
4.
Zurück zum Zitat Deutscher Ethikrat (2009) Das Problem der anonymen Kindesabgabe. Deutscher Ethikrat, Berlin Deutscher Ethikrat (2009) Das Problem der anonymen Kindesabgabe. Deutscher Ethikrat, Berlin
5.
Zurück zum Zitat Dornes M (2015) Der kompetente Säugling – die präverbale Entwicklung des Menschen, 14. Aufl. S. Fischer, Frankfurt am Main. ISBN 978-3-596-11263‑0 Dornes M (2015) Der kompetente Säugling – die präverbale Entwicklung des Menschen, 14. Aufl. S. Fischer, Frankfurt am Main. ISBN 978-3-596-11263‑0
6.
Zurück zum Zitat Erikson EH (1950) Childhood and society. WW Norton, New York London. ISBN 978-0-393-31068‑9 Erikson EH (1950) Childhood and society. WW Norton, New York London. ISBN 978-0-393-31068‑9
7.
Zurück zum Zitat Fraiberg S (Hrsg) (2011) Seelische Gesundheit in den ersten Jahren – Studien aus einer psychoanalytischen Klinik für Babys und ihre Eltern. Bibliothek der Psychoanalyse. Psychosozial-Verlag, Gießen. ISBN 978-3-8379-2018‑5 Fraiberg S (Hrsg) (2011) Seelische Gesundheit in den ersten Jahren – Studien aus einer psychoanalytischen Klinik für Babys und ihre Eltern. Bibliothek der Psychoanalyse. Psychosozial-Verlag, Gießen. ISBN 978-3-8379-2018‑5
8.
Zurück zum Zitat Grossmann K, Grossmann KF (2012) Bindungen, das Gefüge psychischer Sicherheit, 5. Aufl. Klett-Cotta, Stuttgart. ISBN 978-3-608-94720‑5 Grossmann K, Grossmann KF (2012) Bindungen, das Gefüge psychischer Sicherheit, 5. Aufl. Klett-Cotta, Stuttgart. ISBN 978-3-608-94720‑5
9.
Zurück zum Zitat Kast V (2013) Trotz allem ICH: Gefühle des Selbstwerts und die Erfahrung von Identität, 9. Aufl. Herder Spektrum, Freiburg i.Br.. ISBN 978-3-451-05641‑3 Kast V (2013) Trotz allem ICH: Gefühle des Selbstwerts und die Erfahrung von Identität, 9. Aufl. Herder Spektrum, Freiburg i.Br.. ISBN 978-3-451-05641‑3
11.
Zurück zum Zitat Petzold HG (Hrsg) (1993) Frühe Schädigungen – späte Folgen? Psychotherapie & Babyforschung Bd. 1. Jungfermann, Paderborn. ISBN 978-3-87387-092‑5 Petzold HG (Hrsg) (1993) Frühe Schädigungen – späte Folgen? Psychotherapie & Babyforschung Bd. 1. Jungfermann, Paderborn. ISBN 978-3-87387-092‑5
12.
Zurück zum Zitat Petzold HG (Hrsg) (1995) Die Kraft liebevoller Blicke. Psychotherapie & Babyforschung Bd. 2. Jungfermann, Paderborn. ISBN 978-3-492-21843‑6 Petzold HG (Hrsg) (1995) Die Kraft liebevoller Blicke. Psychotherapie & Babyforschung Bd. 2. Jungfermann, Paderborn. ISBN 978-3-492-21843‑6
13.
Zurück zum Zitat Stern DN (2011) Tagebuch eines Babys. Was ein Kind sieht, spürt, fühlt und denkt, 20. Aufl. Piper, München. ISBN: 978-3-492-21843-6 Stern DN (2011) Tagebuch eines Babys. Was ein Kind sieht, spürt, fühlt und denkt, 20. Aufl. Piper, München. ISBN: 978-3-492-21843-6
Metadaten
Titel
Eltern unbekannt
Zur Identitätsentwicklung von Findelkindern und anonym geborenen Kindern
verfasst von
Dr. Hélène Siklossy
Publikationsdatum
01.09.2020
Verlag
Springer Vienna
Erschienen in
Pädiatrie & Pädologie / Ausgabe Sonderheft 2/2020
Print ISSN: 0030-9338
Elektronische ISSN: 1613-7558
DOI
https://doi.org/10.1007/s00608-020-00784-3

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