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Ärzte Woche

21.11.2024 | ELGA

Elefant erkannt, Problem gebannt?

verfasst von: Josef Broukal

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Stefan Sabutsch zeigt sich über den kritischen RH-Bericht erfreut.

Ärzte Woche: Was sagen Sie zu dem Rechnungshofbericht (die Ärzte Woche berichtete in Ausgabe 48/2024, Anm.)?

Stefan Sabutsch: Wir finden diesen Bericht spannend und hilfreich. Er zeigt insgesamt viele Probleme auf. Probleme, die wir erkannt haben – und was eigentlich wichtiger ist –, die unsere Eigentümer – Bund, Länder und SV – ebenfalls erkannt haben. Mit dem Rückenwind durch den Rechnungshof können wir diese Themen jetzt angehen. Die Prüfer haben uns den Elefanten im Raum gezeigt. Und das hat viele Stakeholder motiviert, über Änderungen nachzudenken, sich diesen nicht zu verschließen.

Ärzte Woche: In dem Prüfbericht lesen wir, dass es 20 ELGA-Gremien gibt, mit zusammengezählt 181 Sitzungstagen. Ist Besserung in Sicht?

Sabutsch: Dieses Problem wurde angegangen – mit einem eigenen Gremium für die Verschlankung der Gremien (lacht). Spaß beiseite: Als nationale E-Health-Einrichtung brauchen wir Gremien für konsensuale, breite, verbindliche Entscheidungen. In der Vergangenheit wurden einige Gremien aufgelöst und Zuständigkeitsbereich sowie Entscheidungsbefugnis der einzelnen Gremien klar festgelegt.

Ärzte Woche: Die Prüfer schlagen vor, dass Sie für mehrjährige Ziele mehrjährige Budgets bekommen...

Sabutsch: Wir sind auf dem richtigen Weg. Wir haben mit den Systempartnern eine Mehrjahresplanung über 3 bis 5 Jahre vereinbart. Dadurch werden wir gegenüber der derzeitigen Einjahresplanung längerfristiger und stabiler planen können.

Ärzte Woche: Fix is‘ nix?

Sabutsch : Unser Wunsch nach Planungssicherheit ist gut aufgenommen worden. Es sind alle Eigentümer guten Willens. Die Beschlüsse müssen erst gefasst werden.

Ärzte Woche: Der Rechnungshof empfiehlt Ihnen, sich auf drei Prioritäten zu konzentrieren: E-Befund, E-Medikation und E-Impfpass.

Sabutsch : Alle drei Anwendungen sind in Betrieb, sollten jedoch weiter ausgebaut werden. So sind beim E-Befund weitere Gesundheitsdiensteanbieter einzubeziehen – wie das der Rechnungshof fordert. Im Europäischen Gesundheitsdatenraum wird es einheitliche Regelungen geben. Wichtig sind uns drei Punkte:

- ambulante Diagnosecodierung;

- integrierte Versorgung;

- Patient Summary.

Durch Diagnoseinformationen aus dem niedergelassenen Bereich kann eine große Lücke in unserem Gesundheitssystem geschlossen werden. Heute wissen wir in der Statistik nicht, woran die Patienten leiden. Es ist zwar ersichtlich, welche Medikamente verschrieben werden, aber nicht für welche Erkrankungen. Wenn wir diese Informationen in ELGA hätten, könnte das nicht nur der Statistik, sondern auch den Akteuren in der Behandlungskette zugänglich gemacht werden. Denken Sie daran, dass derzeit nicht klar ist, wie viele Diabetiker es gibt. Wenn jemand erstmals mit Diabetes diagnostiziert wurde, aber noch keine Beschwerden aufgetreten sind, kann es sein, dass diese Information für spätere Besuche bei anderen Ärzten verloren geht. Sofern der Patient nicht selbst aktiv seine Diagnose weiterträgt, kann keine Behandlung starten und der Patient schlägt erst im Gesundheitswesen auf, wenn Folgen manifest sind.

Ärzte Woche: Welche Daten wären für die Aufnahme in ELGA wichtig?

Sabutsch : Drei Informationen: Medikamente, Diagnosen und relevante Allergien. Heute wissen wir bloß über Medikamente Bescheid, Diagnosen und Allergien sind nur im stationären Entlassungsbrief ersichtlich. Deshalb ist die geplante Diagnosecodierung so wichtig. Diese wäre der Grundstock für ein Patient Summary.



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Metadaten
Titel
Elefant erkannt, Problem gebannt?
Schlagwort
ELGA
Publikationsdatum
21.11.2024
Zeitung
Ärzte Woche
Ausgabe 49/2024