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Erschienen in: Psychotherapie Forum 1-2/2017

Open Access 01.06.2017 | editorial

Editorial – „Traumatherapie in der Praxis“

verfasst von: Johanna Schwetz-Würth, Martina Bernhaupt-Hopfner

Erschienen in: Psychotherapie Forum | Ausgabe 1-2/2017

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Diese Arbeit ist Teil des Leitthemas „Traumatherapie in der Praxis“.
Das Thema „Traumatherapie in der Praxis“ ist aufgrund der bahnbrechenden Erkenntnisse der Neurowissenschaften und deren Implikationen für die Behandlung und nicht zuletzt aufgrund der großen Migrations- und Fluchtbewegungen der letzten Jahre in der „Psy-Community“ (PsychotherapeutInnen, PsychologInnen, PsychiaterInnen) omnipräsent und viel diskutiert.
Das psychotherapie forum hat dieser Thematik bereits in der Ausgabe vom Dezember 2016 Rechnung getragen. Im vorliegenden Heft wird das Thema Trauma aus dem speziellen Blickwinkel der psychotherapeutischen Praxis beleuchtet.
Dazu haben wir PsychotherapeutInnen aus der freien Praxis eingeladen, Beiträge über ihre Herausforderungen und Überlegungen in der Behandlung von traumatisierten Menschen zu verfassen. Vielleicht mag der eine oder andere Beitrag eine Anregung für die LeserInnen sein, die eigene Praxis unter den angebotenen Blickwinkeln zu reflektieren oder auch verstärkt berufspolitisch aktiv zu werden. Therapeutische Angebote für Menschen, die an Traumafolgeerkrankungen leiden, werden aufgrund gesundheitspolitischer und sozialversicherungstechnischer Rahmenbedingungen nicht ausreichend zur Verfügung gestellt. Dies verlängert Leiden und hat schwerwiegende Folgen – nicht nur für die Betroffenen, sondern für die ganze Gesellschaft.
Ruth Kronsteiner führt in ihrem Artikel über Spezifika der Psychotherapie mit international Schutzsuchenden in die psychotherapeutische Arbeit mit geflüchteten Menschen ein. Dabei vermittelt sie anschaulich, welche Phasen und damit verbundene Belastungen Exilierte durchleben müssen, um ein tieferes Verständnis der traumatischen Not dieser Menschen zu ermöglichen. Darauf aufbauend richtet die Autorin noch ihren Blick auf die konkreten Anforderungen der psychotherapeutischen Arbeit mit Schutzsuchenden in den unterschiedlichen Phasen ihres Asylverfahrens. Sie gibt darüberhinaus konkrete Hinweise, was Psychotherapie in diesem Kontext leisten kann und wo die Grenzen und Herausforderungen liegen.
Martina Bernhaupt-Hopfner und Theresia Kosicek widmen sich jenen Herausforderungen, denen niedergelassene PsychotherapeutInnen in ihrer Arbeit mit komplex traumatisierten KlientInnen begegnen. Sie stellen dar, mit welchen Symptombildern, lebenspraktischen Anforderungen und systemimmanenten Gegebenheiten PsychotherapeutInnen konfrontiert sind. In ihrem Beitrag legen sie den Schwerpunkt einerseits auf bestehende Mängel und Kritikpunkte des Ausbildungs – sowie des psychosozialen Versorgungssystems und skizzieren andererseits Lösungsansätze auf struktureller und individueller Basis.
Johanna Schwetz-Würth führte ein Interview mit der deutschen Psychotrauma-Expertin und Buchautorin Michaela Huber. In pointierter und klarer Sprache verdeutlicht Frau Huber, worauf KollegInnen vorbereitet sein müssen, wenn schwer traumatisierte Menschen in psychotherapeutische Behandlung kommen – und wie wichtig es ist, dass auch nicht spezialisierte PsychotherapeutInnen darauf gut vorbereitet sind. Darüber hinaus weist sie auf die Schwierigkeiten hin, denen sich traumatherapeutisch ausgebildete und arbeitende KollegInnen tagtäglich stellen müssen – ein Beitrag, der zum Nachdenken, Mitfühlen und Aktiv werden einlädt.
Über Achtsamkeit als Gewahrsein des Erlebens in einer nicht bewertenden, ergebnisoffenen und mitfühlenden Weise und dessen Bedeutung für die Traumatherapie schreibt Sabine Fabach in ihrem Beitrag. Ihr Fokus ist sowohl der aktuelle Stand der wissenschaftlichen Forschung zur Achtsamkeit als auch der praktische Nutzen, der sich aus der Anwendung achtsamkeitsbasierter Interventionen für die Arbeit mit KlientInnen mit Traumafolgestörungen erzielen lässt. Anschaulich beschreibt sie dabei ihre eigenen therapeutischen Erfahrungen in den unterschiedlichen Therapiephasen verknüpft mit traumatherapeutischen Ansätzen. Sie zeigt Möglichkeiten aber auch Risiken auf und streicht nicht zuletzt die Wichtigkeit einer Achtsamkeitspraxis für TherapeutInnen selbst heraus, um Mitgefühl für die PatientInnen aber auch für sich selbst zu bewahren und weiterzuentwickeln und um diese Fähigkeit den eigenen (traumatisierten) KlientInnen zur Verfügung stellen zu können.
Im letzten Beitrag betrachtet Eva Münker-Kramer die Praxis der Traumatherapiemethode EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing), die für lernende KollegInnen auch Herausforderungen birgt: einerseits verlangt sie eine große Methodentreue, um wirksam zu werden und andererseits schafft sie Spielräume für Modifikationen, wenn die Standards beherrscht werden. Der Beitrag führt kurz in die Methode, deren Hintergrundtheorie und Wirkmechanismen ein, stellt Diskussionen und Kritikpunkte dar und befasst sich dann ausführlich mit der Praxis des EMDRs und der klinischen Erfahrung von PraktikerInnen.
Wir hoffen, den LeserInnen dieser Ausgabe mit diesen fünf unterschiedlichen Beiträgen zum Thema „Traumatherapie in der Praxis“ anregende Einblicke, Denkanstöße, Erkenntnisse, Diskussionen und Reflexionen zu ermöglichen. Wir wünschen dabei viel Lesevergnügen!
Johanna Schwetz-Würth
Martina Bernhaupt-Hopfner

Interessenkonflikt

J. Schwetz-Würth und M. Bernhaupt-Hopfner geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Open Access Dieser Artikel wird unter der Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz (http://​creativecommons.​org/​licenses/​by/​4.​0/​deed.​de) veröffentlicht, welche die Nutzung, Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und Wiedergabe in jeglichem Medium und Format erlaubt, sofern Sie den/die ursprünglichen Autor(en) und die Quelle ordnungsgemäß nennen, einen Link zur Creative Commons Lizenz beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenommen wurden.
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Metadaten
Titel
Editorial – „Traumatherapie in der Praxis“
verfasst von
Johanna Schwetz-Würth
Martina Bernhaupt-Hopfner
Publikationsdatum
01.06.2017
Verlag
Springer Vienna
Erschienen in
Psychotherapie Forum / Ausgabe 1-2/2017
Print ISSN: 0943-1950
Elektronische ISSN: 1613-7604
DOI
https://doi.org/10.1007/s00729-017-0091-1

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