Ein 32 Jahre alter Mann stellt sich wegen seiner langjährigen rezidivierenden Schluckbeschwerden vor. Gewichtsabnahme, Erbrechen und Nikotinkonsum werden verneint.
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Der Patient berichtet, dass er vor Jahren schon mal notfallmäßig im Krankenhaus war, weil ihm ein Stück Fleisch in der Speiseröhre stecken geblieben ist. Damals habe man ihm einen Säureblocker empfohlen, der zumindest kurzfristig eine Verbesserung der Symptomatik brachte.
Was tut der Hausarzt?
Auf Nachfragen gibt der Patient an, dass die Schluckbeschwerden fast ausschließlich bei festen Speisen auftreten. Er müsse deswegen oft länger Kauen und öfters Flüssigkeiten nachtrinken. Manche Lebensmittel, z. B. Fleisch oder Äpfel, vermeidet er aus Angst vor akuten Schluckbeschwerden weitgehend. Er verspürt manchmal Sodbrennen, wenngleich die Schluckbeschwerden im Vordergrund stehen und ihn stärker belasten. Er fühlt sich aufgrund der Symptome sozial eingeschränkt. An Vorerkrankungen ist eine allergische Rhinitis bekannt, die er saisonal mit kortisonhaltigem Nasenspray behandelt. In der Kindheit bestand über mehrere Jahre eine Neurodermitis. Aktuell nehme er keine weiteren Medikamente ein.
Die orientierende körperliche Untersuchung ergibt keinen auffälligen Befund. Das Körpergewicht ist normal (82 kg, Größe 176 cm). Die Inspektion der Mundhöhle ist unauffällig. Im kleinen Routinelabor findet sich kein auffälliger Befund. Es zeigt sich eine milde periphere Eosinophilie. Zur weiteren Abklärung der Dysphagie ist eine Überweisung an eine Fachärztin/einen Facharzt der Gastroenterologie zur Ösophago-Gastro-Duodenoskopie (ÖGD) indiziert. Auf eine Therapie mit Protonenpumpeninhibitoren (PPI) sollte bis zur ÖGD verzichtet werden, um die Diagnostik nicht zu verfälschen.
Kasuistik – Wie ging es weiter?
In der ÖGD zeigen sich makroskopisch deutliche Ringe im Ösophagus, eine ödematös veränderte Schleimhaut und weißes Exsudat auf der Schleimhaut. Das Lumen des Ösophagus ist verengt, die Passage mit dem Endoskop möglich. Der Magen und das Duodenum sind unauffällig.Es werden Biopsien aus der Speiseröhre entnommen. In den Gewebeproben zeigt sich histologisch eine deutliche Infiltration der Ösophagusschleimhaut mit eosinophilen Granulozyten (55 Eosinophile/Gesichtsfeld). In Zusammenschau der Befunde wird die Diagnose einer eosinophilen Ösophagitis (EoE) gestellt.
In der Endoskopie zeigen sich im Ösophagus Ringe, eine ödematös veränderte Schleimhaut und weißes Exsudat darauf.
S. Miehlke
Nach entsprechender Aufklärung über die möglichen Therapieoptionen (topische Kortikosteroide, hochdosiert PPI, Six-Food-Eliminationsdiät) wird der Patient auch aufgrund der langen Anamnese und der bereits vorliegenden fibrotischen Veränderungen des Ösophagus mit Budesonid-Schmelztabletten 2 × 1 mg täglich für 12 Wochen behandelt und eine Therapiekontrolle vereinbart. Bereits in den ersten 4 Wochen verspürt der Patient eine deutliche Besserung seiner Schluckbeschwerden. Die ÖGD nach 12 Wochen ist bis auf dezente residuelle Ringe unauffällig, die histologische Untersuchung der Gewebeproben bestätigt eine histologische Remission (0 Eosinophile/Gesichtsfeld). Eine Fortsetzung der remissionserhaltenden Therapie mit Budesonid-Schmelztabletten in niedrigerer Dosis (1 mg/Tag) und eine Verlaufskontrolle nach 1 Jahr werden empfohlen.
Prof. Dr. Stephan Miehlke ist am Magen-Darm-Zentrum, Facharztzentrum Eppendorf, Hamburg, tätig.