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Erschienen in: Psychotherapie Forum 3-4/2022

Open Access 05.12.2022 | originalarbeit

Drohender Kontrollverlust: Überlegungen zu autoritären Anpassungsprozessen im gesellschaftlichen, klinischen und institutionellen Kontext

verfasst von: Sascha Schipflinger

Erschienen in: Psychotherapie Forum | Ausgabe 3-4/2022

Zusammenfassung

Beginnend mit den 1980er-Jahren hat sich eine neoliberale Marktideologie in globalem Maßstab zunehmend als Referenz für das politische Handeln durchgesetzt. Die soziologischen Untersuchungen von Wilhelm Heitmeyer und Andreas Reckwitz verweisen auf Erosionsprozesse der Mittelschicht, gekennzeichnet durch Kontrollverlust über die Sicherung des eigenen sozioökonomischen Status. Eine damit korrelierende Zuwendung zu autoritären Einstellungen, insbesondere in Gestalt einer unterwürfigen Haltung, wirkt bis tief in die Mitte der Gesellschaft – und damit der Lebenswelt der meisten Psychotherapeut_innen und Patient_innen. Diese strukturell verursachten Problemlagen sensibilisieren für die Frage nach autoritären impliziten Anpassungsprozessen im Feld des Psychotherapeutischen. Wie diese bewusst werden können, wird anhand zweier Ansätze dargestellt: für den klinischen Bereich mit Bernard Brandchafts Abwehrkonzeption als pathologische Anpassungen. Anhand der kritischen Auseinandersetzung mit dem Begriff negative therapeutische Reaktion wird dargestellt, wie ein Verständnis des therapeutischen Prozesses als wechselseitig verfasstes Geschehen für pathologische Anpassungsprozesse sensibilisieren kann. Für den institutionellen Bereich wird Ludwik Flecks Analyse der Tätigkeit wissensorientierter (Ausbildungs‑)Institutionen herangezogen. Seine Verschränkung des Erwerbs und Nachweises fachlicher Kompetenz mit Anpassungen an das, vom Forscherkollektiv geteilte und prämierte Gestalt-Sehen, eröffnet einen alternierenden Blick auf Sozialisationsvorgänge während der Ausbildung. Mithilfe seiner zentralen Begriffe Denkstil und Denkkollektiv wird als (ein) Faktor für Anpassungsprozesse der Zusammenhang zwischen der Offenheit des institutionellen Diskurses und dem Status der Zugehörigkeit ausgewiesen. Was ein institutionelles und klinisches Verständnis als offen auszeichnet, wird abschließend mit Thomas Bauers Begriff der Ambiguitätstoleranz beleuchtet. Damit wird die Bejahung eines Spannungsverhältnisses, das sich aus der Gleichzeitigkeit normsetzender Ansprüche ergibt, bezeichnet. Gezeigt wird, dass einer ambiguitätstoleranten Haltung eine bedeutsame Funktion als Antidot für negative Anpassungsprozesse im gesellschaftlichen, klinischen und institutionellen Kontext zukäme.
Hinweise

Hinweis des Verlags

Der Verlag bleibt in Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutsadressen neutral.
„Zweideutigkeit gehört zum Wesen der menschlichen Existenz, und alles, was wir leben oder denken, hat stets mehrere Bedeutungen.“ M. Merleau-Ponty

Globalisierter Kapitalismus: sozial-institutionelle und individuelle Kontrollverluste

Die mit Beginn der 1980er-Jahre in England (Thatcher) und den USA (Reagan) erfolgten neoliberalen Einschnitte in wohlfahrtsstaatliche Regulations- bzw. Sicherungssysteme initiierten eine Wirtschafts- und Sozialpolitik, die zu einer beschleunigten Dynamisierung globaler Wirtschaftskonkurrenz führte. Zu den kritischen Stimmen, die den Zusammenhang eines globalisierten Kapitalismus und demokratischer Entwicklung als zukünftige Herausforderung einer Politik der Freiheit erkannten, gehörte Ralf Dahrendorf (1997): „Globalisierung bedeutet, dass Konkurrenz groß- und Solidarität kleingeschrieben wird. (…) Es ist schwer zu sagen, an welchem Punkt Ungleichheiten, insbesondere des Einkommens, Solidarität in der Gesellschaft zerstört. Sicher aber ist, dass keine Gesellschaft es sich ungestraft leisten kann, eine beträchtliche Zahl von Menschen auszuschließen. In modernen Staatsbürgergesellschaften bedeutet solcher Ausschluss die praktizierte Leugnung von sozialen Grundwerten“ (Dahrendorf 1997, S. 14 f.).
Wilhelm Heitmeyer (2018) nähert sich einem Verständnis gegenwärtiger ökonomischer Makroprozesse, indem er das „Neue“ an der Globalisierung der letzten Jahrzehnte zu identifizieren sucht. Vor dem Hintergrund einer historischen Betrachtung wird dabei auf das Verhältnis von Wirtschaft und Politik fokussiert. Konkret darauf, wie es um die wechselseitige Zähmung der Pole Freiheit und Sicherheit bestellt ist. Die aktuelle Phase der Globalisierung zeichnet sich demnach durch eine „Umkehrung im Abhängigkeitsverhältnis zwischen Weltwirtschaft und Nationalstaat“ aus, denn der „Vernetzungsgrad wirtschaftlicher Akteure führe zu einem Zugewinn an Selektionsmacht des Kapitals gegenüber nationalstaatlichen Wirtschaftsstandorten, während den Nationalstaaten nur noch die Standortkonkurrenz bleibe …“ (Heitmeyer 2018, S. 37 f.). Dazu kommt, dass sich die Marktdogmen als ideologisches Muster weitgehend durchgesetzt haben. Die Erosion des wechselseitigen Kontrollverhältnisses zwischen ökonomischen und politischen Institutionen erschien als natürlich und die damit verknüpften konkreten politischen und sozialen Maßnahmen als alternativlos.
Da die von sozioökonomischem Abstieg Betroffenen bzw. Bedrohten ihre Anliegen nicht mehr wahrgenommen, geschweige denn anerkannt und vertreten sehen, ziehen sie sich vermehrt von einer Partizipation an der demokratischen Legitimation „ihres“ Systems zurück. Bezogen auf die aktuellen Verhältnisse in Deutschland formuliert der Armutsforscher Christoph Butterwegge (2022): „Was fälschlicherweise oft als ‚Politikverdrossenheit‘ oder ‚Wahlmüdigkeit‘ bezeichnet und damit den Armen selbst zugeschrieben wird, ist in Wahrheit eine Krise der politischen Repräsentation.“ Heitmeyer erachtet die fehlende Repräsentation und Ansprechbarkeit als Faktoren, die autoritäre Einstellungen befördern, weil „das Alternativlose und das Anonyme besonders anfällig für autoritäre Versuchungen machen“ (Heitmeyer 2018, S. 45).
Dass die Angst, den eigenen Status gegenwärtig und zukünftig nicht erhalten zu können, längst die Mitte der Gesellschaft erfasst hat, ist nach Andreas Reckwitz (2018) Ausdruck eines umfassenden gesellschaftlichen Erosions- und Differenzierungsprozesses der traditionellen Mittelschicht im Übergang von der Moderne zur Spätmoderne. Den Beginn dieser Entwicklung sieht der Kultursoziologe in der Postindustrialisierung, also gesamtwirtschaftlichen Ausrichtung von der Industrie hin zur Dienstleistung (vgl. Reckwitz 2019). Dieser Wechsel wirkt massiv polarisierend – denn aus der traditionellen „ruhigen“ Mittelklasse, die auf Restbestände schrumpft(e), entstehen zwei Dienstleistungsklassen: einfache Dienstleistungen mit entsprechend niedrigen Anforderungen und solche, deren Ausübung an eine hohe Qualifikation gebunden ist. Damit sind neben Bildungsabschlüssen auch andere soziale und kulturelle Fertigkeiten wie einflussreiche Netzwerke oder Freizeit-Expertisen gemeint (vgl. Pierre Bourdieu: Die feinen Unterschiede). Im scharfen Kontrast dazu steht die Lebenssituation der Mitglieder einer ebenfalls neu entstandenen prekären Mittelklasse mit schlecht entlohnten Jobs und tagweisen Anstellungsverträgen: etwa im Transportwesen, in der Fleischverarbeitung oder als Paketzusteller – „Arbeit, die wenige machen wollen, aber viele machen müssen“ (Harald Welzer).
Bei aller grundlegender Unterschiedlichkeit der Lebensrealitäten: Ein gemeinsames Kennzeichen der neu entstandenen Mittelklassen ist die im Vergleich zur traditionellen Mittelklasse enorm gestiegene Unsicherheit des Status bzw. Statuserhalts. Während Angehörige der prekären Mittelschicht nicht zuletzt durch den hohen körperlichen Verschleiß und damit der Angst, den Job nicht mehr machen zu können, bedroht sind (vgl. Heinz Bude: „Gesellschaft der Angst“), droht den Mitgliedern der „Hyperkultur“ stets der Wegfall ihrer Geschäftsgrundlage: denn sie bewegen sich in einem Umfeld, das von einem schnellen, nichtlinearen Wandel geprägt ist. Die Polarisierung der Dienstleistungsgesellschaft resultiert in einer extrem beschleunigten gesellschaftlichen Dynamik (vgl. Hartmut Rosa: Beschleunigung).
Was lässt sich aus soziologischer Perspektive über die mentalen Auswirkungen eines ständig drohenden Statusverlustes sagen? Heitmeyers Analyse der Entwicklung „der wechselseitigen Kontrolle von Staat und Markt … im Sinne von ‚check und balances‘“ (S. 42) bietet eine differenzierte Annäherung. Von den Kategorien, die er für die „Bilanzierung“ anwendet, sind für hier angestellte Überlegungen die „sozialen“ und „individuell-biografischen Kontrollverluste“ von größter Relevanz. Mit „sozialen Kontrollverlusten“ sind jene „Umstellungszumutungen durch den Flexibilisierungszwang, um in Berufsfeldern und im Arbeitsmarkt bestehen zu können“ (ders., S. 44), angesprochen. Sie umfassen auch die Einschränkungen über die individuelle Kontrolle der Statussicherung – und das macht ihre Wirkmächtigkeit aus. „Solche Kontrollverluste über die ‚eigenen Verhältnisse‘ hinterlassen besondere Bedrohungsgefühle, weil unsicher ist, ob und auf welcher Statusebene ein Wiedereinstieg gelingt“ (Heitmeyer 2018, S. 42). Dieses persönliche Risiko sozialer Kontrollverluste ist stark gestiegen. Als „individuell-biografische Kontrollverluste“ benennt Heitmeyer jene Erscheinungen, die zeigen, dass „der ‚flexible Kapitalismus‘ (Richard Sennett) Menschen die Kontrolle über das eigene Leben zu entziehen droht, was sich z. B. in Zeitverfall, Kontinuitätsverfall und Anerkennungszerfall niederschlägt“ (ebd.).
Heitmeyers Analyse identifiziert nun eine damit korrelierende Form autoritärer Einstellung, der für den Bereich des Psychotherapeutischen unmittelbare Bedeutung zukommt: unterwerfende Anpassungsprozesse. Denn neben der durch Kontrollverlust und Zukunftspessimismus freigesetzten Unsicherheit „wird Angst erzeugt über einen Flexibilisierungszwang, so dass eine neue Unterwürfigkeit und Verfügbarkeit hervorgebracht wird“ (Heitmeyer 2018, S. 54). „Insgesamt zeichnen sich hier veränderte Zwänge und Ausmaße einer neuen Unterwürfigkeit ab …“ (S. 48).
Die soziologische Analyse lässt sich folgendermaßen zusammenfassen: Die Ursache für die Problemlage sind sozial strukturelle Desintegrationsprozesse, verbunden mit einem erhöhten Risiko von Orientierungslosigkeit. Dazu kommen die Anforderungen, die man erfüllen muss, um im „autoritären Kapitalismus“ bestehen zu können: Flexibilisierungszwang etc. „Die damit in Verbindung stehenden autoritären Haltungen können als Folge erlebter Verunsicherungen interpretiert werden, und autoritäre Unterwürfigkeit lässt sich dann als Versuch deuten, solche Verunsicherungen zu reduzieren oder zu kompensieren, indem die betreffenden Personen sich an Autoritäten und deren Positionen klammern und dort Halt suchen“ (Heitmeyer 2018, S. 167).
Eine wichtige Ergänzung stellt die Erkenntnis dar, dass es (in Westeuropa) nicht die objektiv feststellbare materielle Verelendung ist, die mit autoritären Einstellungen hoch korreliert, sondern die Zugehörigkeit zu „Milieus, in denen berufliche Abstiegserfahrungen und damit oft auch einhergehende soziale Desintegrationsprozesse als Schande betrachtet werden. Dies betrifft v. a. jene Milieus, die sich bisher in Sicherheit wiegten und zunehmend in einen prekären Zustand hineingeraten“ (Heitmeyer 2018, S. 56).
Der schambesetzte drohende Verlust der Verfügung über identitätsstiftende Lebensbereiche kann als Hinweise dafür verstanden werden, dass die Hinwendung zu autoritären Einstellungen wenig bewusst wahrgenommen bzw. abgewehrt und kaum kommuniziert wird. Im Folgenden wird eine Annäherung an ein Verständnis für unterwürfige Anpassungsprozesse aus einer psychoanalytischen (selbstpsychologisch-intersubjektiven) Perspektive versucht.

Brandchafts psychoanalytisches Konzept pathologischer Anpassungsprozesse

Bernard Brandchaft (1916–2013), Lehranalytiker und Professor für Klinische Psychiatrie, war wesentlich an der klinischen Vertiefung der von R. Stolorow und G. Atwood entwickelten Intersubjectiv System Theory beteiligt. Er beschäftigte sich zeitlebens immer wieder mit psychoanalytischen Ansätzen, die sich um den klinischen Umgang mit frühen psychischen Vorgängen bemühten. Im Zuge dessen setzte er sich auch kritisch mit dem Konzept „negative therapeutische Reaktion“ auseinander (Brandchaft 1983). Darunter versteht man ein „Phänomen, dem man in manchen psychoanalytischen Behandlungen als besonders schwer zu überwindender Form des Widerstands gegen die Heilung begegnet. Immer dann, wenn durch den Fortschritt in der Analyse eine Besserung zu erwarten wäre, kommt es zu einer Verschlimmerung, als ob manche Patienten das Leiden der Heilung vorziehen würden. Freud führte dieses Phänomen auf ein unbewusstes Schuldgefühl zurück, das bestimmten masochistischen Strukturen inhärent ist“ (Laplanche und Pontalis 1986, S. 419 f.).
Auf Basis seines selbstpsychologisch-intersubjektiven Zugangs zu klinischen Phänomenen hinterfragte er die Einseitigkeit dieser Erklärung als intrapsychisches Geschehen. Davon ausgehend, dass therapeutische Prozesse ko-determiniert – also wechselseitig verfasst – sind, entwickelte er einen alternierenden Ansatz: Die Annahme von Deutungen und unmittelbar bejahenden Reaktionen durch Patient_innen und die Erfahrung, dass sich daraus in weiterer Folge keine positiven Veränderungen ergeben, ist Ausdruck pathologischer Anpassungsprozesse. Eine sich wiederholende affektive Fehlabstimmung wichtiger Fürsorgepersonen stellt den frühen Kontext für das konfliktuöse Erleben des Kindes, sich zu unterwerfen oder zu rebellieren, dar – beides Wege pathologischer Anpassung. (In weiterer Folge wird auf den Weg der Unterwürfigkeit fokussiert.) Um den Verlust einer für die Kohärenz des Selbsterlebens (überlebens-)notwendigen Bezogenheit abzuwehren, kann das Kind „… wesentliche Strebungen aufgeben, um die essenzielle Bindung zu erhalten – der Weg von Unterwerfung und chronischer Verzweiflung“ (Brandchaft et al. 2015, S. 92). Eine Infragestellung dieses Musters im Rahmen eines analytischen Prozesses wird unmittelbar als Bedrohung erlebt und führt zu einer Verhärtung des unterwerfenden abwehrenden Charakters. Dieses Geschehen im Sinne einer unbewussten masochistischen Dynamik zu deuten führt nach Brandchaft in eine therapeutische Sackgasse und befestigt zudem die autoritäre Anpassung: Sie werden von Patient_innen angenommen – weil die Anpassung an die Deutung eine Verbundenheit auf gewohnte (unterwürfige) Weise herstellt, und bleiben folgenlos – weil das vergangene und gegenwärtige affektive Beziehungsgeschehen als primärer Motivationsbereich und als Kontextbedingung für die pathologische Anpassung nicht erschlossen wird.
Das mit Brandchaft aufgezeigte Geschehen weist auf einen paradigmatischen Unterschied hin (vgl. M. Altmeyer & H. Thomä: Die vernetzte Seele): Aus einer intersubjektiven Perspektive befördert ein Verständnis des therapeutischen Prozesses im Sinne einer 1‑Personen-Psychologie negative Anpassungsprozesse. Denn ein Verständnis, das das Erleben von Patient_innen und darin insbesondere die Bedeutung von Analytiker_innen auf ein Übertragungsgeschehen reduziert (etwa als Verschiebung, Regression, Projektion oder Verzerrung; Stolorow et al. 1996), verzerrt den Einfluss der Person des Analytikers/der Analytikerin auf das gegenwärtige Geschehen. Die Anerkennung der unhintergehbaren Intersubjektivität des therapeutischen Prozesses eröffnet erst eine Perspektive auf die Ko-Determiniertheit unbewusster Anpassungs-(Abwehr‑)Prozesse. Atwood (2017) zeigt eindrücklich, wie bedrohlich es für das Selbsterleben sein kann, als Analytiker_in in ein psychotisch organisiertes Beziehungserleben verwoben zu werden. Anhand klinischer Beispiele zeigt er, dass eine häufige Abwehrreaktion des Analytikers/der Analytikerin in der Hinwendung zu „objektiven“ theoretischen Standpunkten besteht. Etwa, indem die beziehungssuchenden Aspekte einer archaischen idealisierenden Übertragung aufgrund eines befürchteten eigenen Autonomieverlustes als Aggressionen weggedeutet werden. Diese stellt Patient_innen vor die „Alternative“, sich gegen das therapeutische Verständnis zu wehren oder aber sich diesem zu unterwerfen.
In Zusammenhang mit Überlegungen zu autoritären unterwürfigen Anpassungen stellt sich die Frage, inwieweit die bei Brandchaft beschriebene Dynamik auch auf psychotherapeutische (Ausbildungs‑)Institutionen zutreffen. Heinz Kohut, Begründer der Selbstpsychologie, hat sich früh mit institutionelle Anpassungsphänomenen beschäftigt (vgl. Kohut 1978) und sie als geborgte Selbst-Kohäsion („borrowed cohesion“) beschrieben. Damit ist eine nicht bearbeitete defensive Form von Idealisierung in Lehranalysen gemeint, die dazu führt, dass Absolvent_innen psychoanalytischer Institute in ihrer Originalität und Kreativität durch vorauseilende Loyalität eingeschränkt sind (vgl. Kohut 2016, S. 243 f.).
Einer Ausbildung, die vorrangig an der Anpassung an die in der Institution vorherrschenden Überzeugungen bzw. Theorie ausgerichtet ist, maß Kohut eine unterdrückende Funktion zu. Er sah darin die Begründung, „dass in den allermeisten Fällen die Ausbildung eines zukünftigen Analytikers diesen für sein ganzes Berufsleben an eine bestimmte Gruppe von theoretischen Überzeugungen bindet. Mit sehr seltenen Ausnahmen … weicht der Analytiker nicht von diesen Überzeugungen ab, die er sich zu eigen gemacht hat. Er verteidigt sie vielmehr loyal und legt Feindseligkeit und Verachtung gegenüber jenen an den Tag, die sie nicht teilen“ (Kohut 2016, S. 236).
Wie der Zusammenhang von Anpassungsprozessen während der Ausbildung und den institutionell vertretenen Theorien und Überzeugungen gedacht werden kann, wird im Folgenden mit Ludwik Flecks Überlegungen dargestellt.

Institutionelle Sozialisationsprozesse als Anpassung an einen Denkstil

Der Arzt und Mikrobiologe Ludwik Fleck (1896–1961) veröffentlichte beginnend mit Ende der 1920er-Jahre seine wissenschaftstheoretischen Überlegungen. Seine Auswertung von Forschungsprozessen im medizinisch-biologischen Wissenschaftsbereich zeigt die Bedeutung kollektiver Strukturen für den Verlauf und das Ergebnis natur- und geisteswissenschaftlicher Tätigkeit: Wissenschaft wird von Menschen kooperativ veranstaltet, weswegen die sozialen Strukturen und die die Individuen verbindenden Überzeugungen vorrangig berücksichtigt werden müssen (Schäfer und Schnelle 2017, S. XXV).
Für einen nicht am Individuum orientierten Erkenntnisbegriff stand noch kein Vokabular zur Verfügung, weswegen der soziologisch und philosophisch belesene Fleck begrifflich Anleihe aus der Wissens- und Ethnosoziologie nahm: Denkkollektiv und Denkstil (vgl. Schäfer und Schnelle 2017, S. XXIV). Denkstil lässt sich „als gerichtetes Wahrnehmen, mit entsprechendem gedanklichen und sachlichen Verarbeiten des Wahrgenommenen, definieren“ (Fleck 2017 [1935], S. 130). Begrifflich benannt sind damit die „Fluktuation von Gedanken“ und die denkmäßigen Voraussetzungen, auf denen ein Kollektiv sein Wissensgebäude aufbaut. Denkstile haben keinen logisch-systematischen Aufbau, lassen sich weder rational korrigieren oder vervollständigen (vgl. Werner und Zittel 2011, S. 21). Vielmehr bezeichnen sie „Vorgänge: Zirkulation von Ideen und sozialen Praktiken und die aus ihnen resultierende unbewusste Konditionierung von Wahrnehmung, Denken und Handeln der Forscher“ (dies., S. 19). Bei der Genese eines Denkstils lassen sich verschiedene Stadien identifizieren: 1) Verstetigung des Denkverkehrs innerhalb des Kollektivs: durch die Wiederholung einer spezifischen Denkform. 2) Gemeinschaftsinterne Wanderung eines Gedankens, wodurch dieser verstärkt und eine kollektive Stimmung der Selbstbestätigung erzeugt wird. 3) Denkstil formt sich aus, wird fixiert, schließt die Gruppe als (lokales) Denkkollektiv ab (vgl. Werner und Zittel 2011, S. 21). Mit Denkkollektiv wird die soziale Einheit der Gemeinschaft der Wissenschaftler bezeichnet, eine „Gemeinschaft der Menschen, die im Gedankenaustausch oder in gedanklicher Wechselwirkung stehen“ und „Träger geschichtlicher Entwicklungen eines Denkgebietes, eines bestimmten Wissensbestandes und Kulturstandes, also besonderen Denkstils“ sind (Fleck 2017 [1935], S. 54 f.). Je nach Offenheit bzw. Geschlossenheit des Denkstils lassen sich Denkkollektiv-Phasen unterscheiden. Auch wenn die Entwicklung eines lokalen (wissenschaftlichen) Denkstils im Kontext der Genealogie des jeweiligen Wissensfeldes stattfindet, erachtet Fleck ein Verständnis über die Grenzen eines lokalen Denkkollektivs hinaus als nicht möglich, denn „nur die Mitglieder des eigenen Kollektivs (sind) in der Lage, spezifische Stilfärbungen herauszufühlen“ (Werner und Zittel 2011, S. 19).
Inwieweit ist es für ein Verständnis von Anpassungsprozessen in psychotherapeutischen Ausbildungsinstitutionen hilfreich, diese als Assimilation in den von einem Denkkollektiv getragenen Denkstil zu verstehen? Angesprochen ist damit auch die Frage, wie Fleck Anpassungsprozesse an den Denkstil und die Zugehörigkeit zum Denkkollektiv versteht.
Der zentrale Topos in Flecks Konzeption der Sozialisation in wissenschaftlich orientierte Ausbildungsinstitutionen ist das Gestalt-sehen-Lernen. Fleck unterscheidet dabei zwischen einem anfänglichen unklaren Schauen und dem entwickelten unmittelbaren Gestaltsehen (vgl. Fleck, S. 121). Letzteres ist kein naives Beobachten, sondern nur nach praktisch-theoretischer Einführung in ein Gebiet und mit eigenen Erfahrungen möglich. Erst für den Eingeweihten ist Beobachten in wissenschaftlichem Sinne möglich. Diese Fähigkeit geht einher mit dem Verlust, Widersprechendes wahrnehmen zu können: „Die Disposition für gerichtetes Wahrnehmen wird erkauft mit der Preisgabe, Heterogenes wahrnehmen zu können“ (Schäfer und Schnelle 2017, S. XXVI) – nach erfolgter Sozialisation gibt es kein voraussetzungsloses, objektives Betrachten und Beobachten mehr, da immer schon Denkstil-gebundene Gewohnheiten Einfluss nehmen.1 Fleck charakterisiert die „im Tatsachenbegriff liegende Nötigung in seiner Begriffssprache als ‚Denkzwang‘“ (ebd.).
Dieser Denkzwang zeigt sich insbesondere im Zuge der Ausbildung, denn „über die Einführung in ein Arbeitsgebiet lässt sich am ehesten erschließen, wie ein Denkstil funktioniert: Mitgliedschaft und Identität, Arbeitsweise und Problemstellung, theoretisches Rüstzeug und experimentelle Verwendung bilden sich aus bzw. werden erworben in der konkreten Ausbildungsphase des Vor- und Nachmachens exemplarischer Leistungen“ (dies., XXXIV). Die Zugehörigkeit zum Denkkollektiv sieht Fleck an den Erwerb jener praktischen Erfahrenheit gebunden. Konzeptionell orientiert an der Anpassung an den Denkstil, bewertet Fleck die Einführung in ein wissensorientiertes Arbeitsgebiet nüchtern: Diese hätte „eher den Charakter einer Indoktrination als den der Weckung kritisch-wissenschaftlichen Denkens“ (XXXVI): „Jede didaktische Führung ist also wörtlich eine Hinein-Führung, ein sanfter Zwang“ (Fleck 2017 [1935], S. 137). „Die besonderen Abhängigkeitsverhältnisse sind für ein Denkkollektiv konstitutiv. Das gilt besonders für das Verhältnis zwischen Lehrer und Schüler. Es ist kein persönliches Verhältnis“ (Schäfer und Schnelle 2017, S. XXXVI).2
Die Begrifflichkeiten Denkstil und Denkkollektiv eröffnen eine alternierende Perspektive auf Anpassungsprozesse im Zuge einer Ausbildung: indem institutionelle Sozialisationsprozesse als ein Anpassen in Form des Erkennen-Lernens der von der sozialen Einheit (Denkkollektiv) als Tatsachen fixierten Gestalten vorgestellt werden. Da dies über Status und Zugehörigkeit mitentscheidet, können sie für die Auswirkungen sensibilisieren, die sich aus den impliziten Erwartungen und Prämierungen ergeben, sich dem lokalen Denkstil einzufügen („Denkzwang“) – sowohl für Kandidat_innen als auch (Lehr‑)Analytiker_innen.
Geht man davon aus, dass Anpassungen nicht nur unvermeidbare, sondern auch notwendige und hilfreiche Prozesse im Rahmen jeder Ausbildung darstellen und dadurch auch Kreativität freigesetzt werden kann, stellt sich die Frage, wie sich emanzipatorische von pathologischen Assimilationsprozessen unterscheiden (lassen).
Flecks Unterscheidung von geschlossenen und offenen Denkstil-Phasen bietet einen Ansatzpunkt für eine Differenzierung anpassender Wirkungen. Denn unmittelbar nachvollziehbar scheint, einen Zusammenhang zwischen einem vergleichsweise geschlossenen Denkstil und damit Abgeschlossenheit der sozialen Einheit (Denkkollektiv) und pathologischen Anpassungsprozessen zu sehen. Was aber qualifiziert einen Denkstil als offen? Dafür wende ich mich abschließend Bauers Überlegungen zur Ambiguitätstoleranz zu.

Ambiguitätstoleranz als Antidot geschlossener Denkstil-Phasen

Thomas Bauer, Professor für Islamwissenschaft und Arabistik (Wilhelmsuniversität Münster), nimmt für die Entwicklung seines Begriffsverständnisses von Ambiguität zunächst Anleihen aus der Sprachwissenschaft. In dieser versteht man unter Ambiguität eine „Eigenschaft von Ausdrücken natürlicher Sprachen, denen mehrere Interpretationen zugeordnet werden können … Damit unterscheidet sich Ambiguität von dem komplementären Begriff der Vagheit als Bezeichnung für pragmatische Mehrdeutigkeit, beziehungsweise Unbestimmtheit, die nicht systematisch beschreibbar ist“ (Bußmann 1990, S. 75; zit. n. Bauer 2016, S. 30). Dies deckt sich mit den philosophischen Überlegungen von Caputo (2005), für den Ambiguität nicht Unklarheit, sondern „einen Überschuss an Bedeutung“ bezeichnet. Sie ist „eine Bedingung, die Bedeutung überhaupt erst ermöglicht, indem sie klare und eindeutige Bedeutungszuweisungen unmöglich macht“ (Caputo 2005, S. 20; zit. n. Bauer 2016, S. 34), wodurch ein adäquateres Verständnis der Komplexität der Welt ermöglicht wird.
Kulturelle Ambiguität – dieser gilt Bauers primäres Forschungsinteresse – fragt nach dem Umgang mit sprachlicher Ambiguität, „also danach, wie diese dargestellt und bewertet wird, wie und wann sie vermieden oder im Gegenteil gesucht wird, und ob beziehungsweise wann sie den Menschen Quelle des Unbehagens oder der Freude ist“ (Bauer 2016, S. 34). Er setzt sich dafür umfassend mit der klassisch-arabischen Kultur auseinander. Als eine ihrer Grundtendenzen benennt er, „Ambiguität zu bändigen, aber nicht zu beseitigen“ (S. 31). „Damit“, so Bauer, „weicht die Kultur des Islams (der klassischen Periode; Anm. S. Sch.) deutlich vom Hauptstrom der antiken und abendländischen Tradition ab, in der Ambiguität über viele (aber auch nicht alle) Epochen hinweg weitgehend abgelehnt wurde“ (ebd.).
In Abgrenzung zu Ambivalenz definiert Bauer Ambiguität als psychologischen Begriff, „der das gleichzeitige Vorhandensein widersprüchlicher Gefühle, Wünsche und Gedanken bezeichnet“ (S. 38 f.). Ambivalenz ist ein „Zustand zwischen Hass und Liebe, zwischen Nähe und Distanz, zwischen Wollen und Nichtwollen, der sich oft der Einsicht der Betroffenen entzieht und weit schwerer zu interpretieren und aufzulösen ist als Ambiguität. Dieses Unbehagen an der eigenen Person kann wiederum dazu führen, dass uneindeutige Phänomene Unbehagen auslösen. Ambivalenz kann mithin eine Ursache für Ambiguitätsintoleranz sein“ (Bauer 2016, S. 39).
Die Antwort auf die Frage, was einen Denkstil als offen qualifiziert, führt über die Bestimmung, was einen Diskurs als ambig auszeichnet. Bauer nennt das Vorhandensein bestimmter Elemente, darunter folgende zwei: 1) Akzeptanz einer Pluralität von Diskursen. Ambiguität liegt vor, wenn in einzelnen Bereichen nebeneinander verschiedene Diskurse existieren, die jeweils gleichzeitig innerhalb des Subsystems normsetzende Kraft besitzen, wobei die jeweiligen Normen oft nicht miteinander vereinbar sind. Entscheidend ist, dass dieses Nebeneinander von vielen akzeptiert wird (vgl. S. 42 f.). 2) Zwei oder mehr Diskurse, die zwei oder mehr Perspektiven auf die Welt bieten, dürfen nebeneinander bestehen bleiben, nicht ohne Konkurrenz und ohne Verdrängungswettbewerb (vgl. S. 45 f.).
Den Begriff der Ambiguitäts(in)toleranz entlehnt Bauer den Arbeiten der austro-amerikanischen Psychologin Else Frenkel-Brunswik (vgl. dazu Theodor W. Adorno et al.: The Autoritarian Personality). Sie sah darin eine Grundvariable sowohl der kognitiven als auch emotionalen Einstellung zum Leben, die zu Schwarz-Weiß-Lösungen und vorschnellen endgültigen Urteilen tendiere bzw. Menschen ambiguitätsfrei entweder restlos zu akzeptieren oder abzulehnen. Spätere Untersuchungen über Ambiguitätsintoleranz zeigen einen signifikant positiven Zusammenhang zu Dogmatismus, Rigidität und Autoritarismus (vgl. Bauer 2016, S. 36) – womit sich eine Klammer zur Analyse von Heitmeyer schließt.

Conclusio

Bauers Verständnis von Ambiguität bzw. Ambiguitätstoleranz stellt ein methodenübergreifendes Kriterium für die Verfasstheit eines lokalen Denkstils und für eine klinische Haltung dar. Der Begriff eignet sich zudem dafür, sich das Zusammenwirken der institutionellen und klinischen Ebene zu vergegenwärtigen und damit für Anpassungsprozesse zu sensibilisieren. Ein damit indirekt angesprochenes befreiendes Potenzial vermag folgendes Zitat von Kohut zu verdeutlichen. Als eine Bedingung für „kreative Mobilität im früheren Lehranalysanden“ benennt er, dass „wenn der Lehranalytiker mit echter Lust auf die Kreativität seines Analysanden reagieren kann – unabhängig von den offen geäußerten Überzeugungen des Analytikers, d. h. unabhängig vom Inhalt der Deutungen, die aus seinen Theorien folgen – der analytische Prozess nicht zu einer Verpflichtung auf das traditionelle Denksystem führen wird, die auf Kosten der intellektuellen Unabhängigkeit des zukünftigen Analytikers geht“ (Kohut 2016, S. 244 f.). In diesem Sinne sind ambiguitätstolerante klinische Haltung und institutionelle Denkstil-Offenheit Wirkfaktoren für entwicklungsfördernde Anpassungen in therapeutischen (Lehr‑)Prozessen. Et vice versa.

Schlussbemerkung

Hinwendung zu autoritären Einstellungen, pathologische Anpassungen und geschlossener Denkstil: Konvergieren die vorgestellten Überlegungen zu autoritären Anpassungsprozessen im gesellschaftlichen, klinischen und institutionellen Bereich im Sinne eines Ansatzes, damit umzugehen? Betrachtet man die Ausführungen von Brandchaft, Fleck und Bauer, zeigt sich die Bedeutung, die einer aktiven Anerkennung des Gegensätzlichen bei Aufrechterhaltung der Bezogenheit beigemessen wird: bei Brandchaft als intersubjektiver Konflikt, der sich aus der analytischen Haltung einer geteilten Erfahrung und getrennten Perspektive ergibt (Brandchaft et al. 2015, S. 89); bei Fleck geht es „darum, sich auf die Fremdheit anderer Denkstile einzulassen und zu versuchen, die Gründe für ihre unaufhebbare Fremdheit anzugeben“ (Werner und Zittel 2011, S. 25); und bei Bauer etwa als Toleranz gegenüber Konzepten mit jeweils normsetzenden Ansprüchen und nicht miteinander kompatiblen Grundsätzen in einem Diskurs.
Rückbezogen auf ein intersubjektiv orientiertes psychoanalytisches Verständnis kann die aktive Anerkennung des Gegensätzlichen in Bezogenheit als Haltung verstanden werden, die den Prozess einer Selbstdifferenzierung befördert, der ohne „Risiko der (affektiven) Verbundenheit“ (Chris Jaenicke) nicht umsetzbar ist. Und die emanzipierend gegen die „Logik“ einer unterwürfigen Haltung als vermeintliche Lösung für (drohenden) Kontrollverlust steht.

Interessenkonflikt

S. Schipflinger gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
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Hinweis des Verlags

Der Verlag bleibt in Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutsadressen neutral.
Fußnoten
1
Schäfer & Schnelle weisen darauf hin, dass die Kritik an einem positivistischen Tatsachenbegriff mit Einsichten der Gestaltpsychologie zeitnah u. a. auch von Wittgenstein und Popper vorgetragen wurde. Das Originelle, das „über die These von der Theoriebeladenheit aller Beobachtung“ hinausführt, ist, dass Fleck am „Gestaltsehen die kollektive Verfassung der Forschung aufzeigt …“ (S. XXVI).
 
2
Diese Ausführungen im Sinne einer mehr oder minder zutreffenden Beschreibung von Vorgängen in therapeutischen Ausbildungsinstitutionen zu lesen wäre ein Missverständnis. Was damit vielmehr verdeutlicht werden soll, ist, wie Fleck den Sozialisationsprozess in ein Wissensgebiet als Anpassung an einen spezifischen Denkstil darstellt.
 
Literatur
Zurück zum Zitat Atwood, G. (2017). Der Abgrund des Wahnsinns. Psychoanalytische Erkundungen von Erfahrungen seelischer Zerstörung. Gießen: Psychosozial.CrossRef Atwood, G. (2017). Der Abgrund des Wahnsinns. Psychoanalytische Erkundungen von Erfahrungen seelischer Zerstörung. Gießen: Psychosozial.CrossRef
Zurück zum Zitat Bauer, T. (2016). Die Kultur der Ambiguität. Eine andere Geschichte des Islams. Berlin: Verlag der Weltreligionen im Insel Verlag. Bauer, T. (2016). Die Kultur der Ambiguität. Eine andere Geschichte des Islams. Berlin: Verlag der Weltreligionen im Insel Verlag.
Zurück zum Zitat Brandchaft, B. (1983). The negativism of the negative therapeutic reaction and the psychology of the self. In A. Goldberg (Hrsg.), The future of psychoanalysis (S. 327–359). New York: International Universities Press. Brandchaft, B. (1983). The negativism of the negative therapeutic reaction and the psychology of the self. In A. Goldberg (Hrsg.), The future of psychoanalysis (S. 327–359). New York: International Universities Press.
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Metadaten
Titel
Drohender Kontrollverlust: Überlegungen zu autoritären Anpassungsprozessen im gesellschaftlichen, klinischen und institutionellen Kontext
verfasst von
Sascha Schipflinger
Publikationsdatum
05.12.2022
Verlag
Springer Vienna
Erschienen in
Psychotherapie Forum / Ausgabe 3-4/2022
Print ISSN: 0943-1950
Elektronische ISSN: 1613-7604
DOI
https://doi.org/10.1007/s00729-022-00212-w

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