Die metabolische Kontrolle von Kindern und Jugendlichen mit Diabetes soll durch vierteljährliche Messungen der HbA1c-Werte sowie durch regelmäßige tägliche Glukosekontrollen überprüft werden. Ein effektives Diabetesmonitoring soll gewährleisten, dass das Risiko für akute und chronische Komplikationen, der Einfluss von Glukoseschwankungen auf die zerebrale Entwicklung und kognitive Funktionen minimiert und die Lebensqualität optimiert wird [
1,
2].
Möglichkeiten des Diabetesmonitorings:
1.
Blutzuckerselbstmessung (SMBG)
2.
Kontinuierliche subkutane Glukosemessung (CGMS)
Blutzuckerselbstmessung
Die Anzahl der täglichen Glukosebestimmungen korreliert mit dem Maß der Stoffwechseleinstellung. Für Kinder und Jugendliche mit Typ-1-Diabetes wird empfohlen, 6‑ bis 10-mal täglich Blutzuckermessungen durchzuführen [
3]. Entsprechende Messgeräte, Stechhilfen und Teststreifen müssen jedem Patienten mit Typ-1-Diabetes zur Verfügung stehen; die Kosten werden von den Krankenkassen übernommen. Durch die Verwendung von kontinuierlichen Glukosemesssystemen (Glukosesensoren) kann die blutige Glukosemessung zumindest teilweise durch Messungen der Gewebsglukose ersetzt werden (siehe Abschnitt kontinuierliche Glukosemessung).
Blutzuckermessungen sollten zu verschiedenen Tages- und Nachtzeiten stattfinden. Häufigere Blutzuckertestungen sollten bei Hypoglykämien, insbesondere schlechter Hypoglykämiewahrnehmung, Sport, Krankheit und beim Lenken eines Fahrzeugs erfolgen. Blutzuckermessungen während des Besuchs eines Kindergartens oder der Schule sind notwendig, um medizinische Probleme (insbesondere schwere Hypoglykämien) zu vermeiden. Eine entsprechende Schulung von Betreuungspersonal in Kindergärten und Lehrpersonen in Schulen ist daher empfehlenswert.
Die Blutzuckerzielbereiche sind folgendermaßen definiert (ISPAD 2018):
-
Vor der Mahlzeit 70–130 mg/dl
-
Nach der Mahlzeit 90–180 mg/dl
-
Vor dem Einschlafen 80–140 mg/dl
Kontinuierliches Glukosemonitoring
Die Verwendung von kontinuierlichen Glukosemessungen im subkutanen Fettgewebe hat in den letzten Jahren stark zugenommen [
4]. Es stehen verschiedene Messsysteme zur Verfügung, die Kosten werden großteils von den Krankenkassen übernommen. Methodisch wird zwischen der kontinuierlichen Messung der Glukosewerte (CGM) als Real-time-Messung mit Alarmierung bei Hypo- und Hyperglykämie und intermittierendem Scannen von Glukosewerten (isCGM) unterschieden, wobei bei letzterer Methode nur ein Wert mit Trendpfeil erhalten wird, wenn ein Scan durchgeführt wird. Diese Systeme haben keine Alarmierungsfunktion bei Abweichungen der Glukosewerte vom Zielbereich.
Kontinuierliches Glukosemonitoring kann diagnostisch und therapeutisch eingesetzt werden [
5]. Die therapeutische Anwendung kann als Stand-alone-Gerät oder in Kombination mit der Insulinpumpe (sensorunterstützte Pumpentherapie) verwendet werden. Je nach verwendetem System sind Kalibrierungen notwendig – Informationen des Herstellers beachten.
Der Einsatz von kontinuierlichen Glukosemesssystemen ermöglicht dem Behandler, zusätzlich zu den bisherigen Informationen zur Stoffwechsellage (Aufzeichnungen von Blutzucker- und HbA1c-Werten) Informationen zu Glukosevariabilität und Hypoglykämien zu erhalten. Ein regelmäßiges und standardisiertes Auslesen und Evaluieren der Daten ist dafür jedoch eine Grundvoraussetzung. Künftig werden der vermehrte Einsatz von Sensorsystemen und deren Auswertung den Umgang mit neueren Begriffen wie „time in range“, Glukosevariabilität, Glucose Management Indicator (GMI) oder „estimated“ HbA1c-Wert aus kontinuierlichem Glukosemonitoring den Behandler beschäftigen (Tab.
1).
Tab. 1
Definition „time in range“ (ISPAD 2018 [
6])
Time in range | 70–180 mg/dl |
Hypoglykämie |
Level 1 | < 70–54 mg/dl |
Level 2 | < 54 mg/dl |
Hyperglykämie |
Level 1 | > 180 mg/dl |
Level 2 | > 250 mg/dl |
HbA1c-Wert
Ziel: < 7,0 % ohne schwere Hypoglykämien
Glukose bindet irreversibel an Hämoglobin während der Lebenszeit eines zirkulierenden Erythrozyten (120 Tage). Der Wert spiegelt die Blutzuckereinstellung der letzten 4–12 Wochen wider, wobei die letzte Woche nicht repräsentiert ist und gilt als Maß, das gesichert mit späteren mikro- und makrovaskulären Komplikationen korreliert. Die Korrelation von HbA1c‑, Blutglukose- und CGM-Werten ist hoch, allerdings ist der HbA1c-Wert kein geeignetes Abbild von Hypoglykämien.
Der HbA1c-Zielwert wurde von der Arbeitsgruppe für pädiatrische Endokrinologie und Diabetes Österreich (APEDÖ) seit 2009 für alle Altersgruppen mit < 7,0 % definiert und sollte 4‑mal jährlich bestimmt werden.
Einschränkungen: Der Erythrozytenumsatz (Hämolyse, Blutverlust) und Hämoglobinvarianten müssen bei der Interpretation der HbA1c-Werte berücksichtigt werden.
Ketonkörpermessung
Ketonkörper können im Blut (beta-Hydroxybutyrat) oder im Harn (Azetoazetat und Azeton) bestimmt werden. Die Ketonkörpermessung in Blut und/oder Harn soll im häuslichen Setting möglich sein und helfen, eine ketoazidotische Stoffwechselentgleisung frühzeitig zu Erkennen. Messungen sollten bei Krankheit, Fieber und Erbrechen [
6], bei Blutzuckerwerten > 250 mg/dl und schlechtem Allgemeinzustand [
7], bei anhaltend hohen Blutzuckerwerten > 250 mg/dl bei Insulinpumpentherapie [
8], bei vorangegangenen Episoden von Ketoazidosen [
9], bei Polyurie, Polydipsie und anderen Symptomen einer Hyperglykämie oder Ketoazidose durchgeführt werden [
10].
Einhaltung ethischer Richtlinien
Für diesen Beitrag wurden von den Autoren keine Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt. Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort angegebenen ethischen Richtlinien.
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