Skip to main content
Erschienen in: Pädiatrie & Pädologie 1/2021

Open Access 01.06.2021 | Leitthema – Kapitel 4

Diabetesmonitoring

verfasst von: Sabine E. Hofer, Maria Bauer

Erschienen in: Pädiatrie & Pädologie | Sonderheft 1/2021

Hinweise

Hinweis des Verlags

Der Verlag bleibt in Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutsadressen neutral.
Die metabolische Kontrolle von Kindern und Jugendlichen mit Diabetes soll durch vierteljährliche Messungen der HbA1c-Werte sowie durch regelmäßige tägliche Glukosekontrollen überprüft werden. Ein effektives Diabetesmonitoring soll gewährleisten, dass das Risiko für akute und chronische Komplikationen, der Einfluss von Glukoseschwankungen auf die zerebrale Entwicklung und kognitive Funktionen minimiert und die Lebensqualität optimiert wird [1, 2].
Möglichkeiten des Diabetesmonitorings:
1.
Blutzuckerselbstmessung (SMBG)
 
2.
Kontinuierliche subkutane Glukosemessung (CGMS)
 
3.
HbA1c-Wert
 
4.
Ketonkörpermessung
 

Blutzuckerselbstmessung

Die Anzahl der täglichen Glukosebestimmungen korreliert mit dem Maß der Stoffwechseleinstellung. Für Kinder und Jugendliche mit Typ-1-Diabetes wird empfohlen, 6‑ bis 10-mal täglich Blutzuckermessungen durchzuführen [3]. Entsprechende Messgeräte, Stechhilfen und Teststreifen müssen jedem Patienten mit Typ-1-Diabetes zur Verfügung stehen; die Kosten werden von den Krankenkassen übernommen. Durch die Verwendung von kontinuierlichen Glukosemesssystemen (Glukosesensoren) kann die blutige Glukosemessung zumindest teilweise durch Messungen der Gewebsglukose ersetzt werden (siehe Abschnitt kontinuierliche Glukosemessung).
Blutzuckermessungen sollten zu verschiedenen Tages- und Nachtzeiten stattfinden. Häufigere Blutzuckertestungen sollten bei Hypoglykämien, insbesondere schlechter Hypoglykämiewahrnehmung, Sport, Krankheit und beim Lenken eines Fahrzeugs erfolgen. Blutzuckermessungen während des Besuchs eines Kindergartens oder der Schule sind notwendig, um medizinische Probleme (insbesondere schwere Hypoglykämien) zu vermeiden. Eine entsprechende Schulung von Betreuungspersonal in Kindergärten und Lehrpersonen in Schulen ist daher empfehlenswert.
Die Blutzuckerzielbereiche sind folgendermaßen definiert (ISPAD 2018):
  • Vor der Mahlzeit 70–130 mg/dl
  • Nach der Mahlzeit 90–180 mg/dl
  • Vor dem Einschlafen 80–140 mg/dl

Kontinuierliches Glukosemonitoring

Die Verwendung von kontinuierlichen Glukosemessungen im subkutanen Fettgewebe hat in den letzten Jahren stark zugenommen [4]. Es stehen verschiedene Messsysteme zur Verfügung, die Kosten werden großteils von den Krankenkassen übernommen. Methodisch wird zwischen der kontinuierlichen Messung der Glukosewerte (CGM) als Real-time-Messung mit Alarmierung bei Hypo- und Hyperglykämie und intermittierendem Scannen von Glukosewerten (isCGM) unterschieden, wobei bei letzterer Methode nur ein Wert mit Trendpfeil erhalten wird, wenn ein Scan durchgeführt wird. Diese Systeme haben keine Alarmierungsfunktion bei Abweichungen der Glukosewerte vom Zielbereich.
Kontinuierliches Glukosemonitoring kann diagnostisch und therapeutisch eingesetzt werden [5]. Die therapeutische Anwendung kann als Stand-alone-Gerät oder in Kombination mit der Insulinpumpe (sensorunterstützte Pumpentherapie) verwendet werden. Je nach verwendetem System sind Kalibrierungen notwendig – Informationen des Herstellers beachten.
Der Einsatz von kontinuierlichen Glukosemesssystemen ermöglicht dem Behandler, zusätzlich zu den bisherigen Informationen zur Stoffwechsellage (Aufzeichnungen von Blutzucker- und HbA1c-Werten) Informationen zu Glukosevariabilität und Hypoglykämien zu erhalten. Ein regelmäßiges und standardisiertes Auslesen und Evaluieren der Daten ist dafür jedoch eine Grundvoraussetzung. Künftig werden der vermehrte Einsatz von Sensorsystemen und deren Auswertung den Umgang mit neueren Begriffen wie „time in range“, Glukosevariabilität, Glucose Management Indicator (GMI) oder „estimated“ HbA1c-Wert aus kontinuierlichem Glukosemonitoring den Behandler beschäftigen (Tab. 1).
Tab. 1
Definition „time in range“ (ISPAD 2018 [6])
Time in range
70–180 mg/dl
Hypoglykämie
Level 1
< 70–54 mg/dl
Level 2
< 54 mg/dl
Hyperglykämie
Level 1
> 180 mg/dl
Level 2
> 250 mg/dl

HbA1c-Wert

Ziel: < 7,0 % ohne schwere Hypoglykämien

Glukose bindet irreversibel an Hämoglobin während der Lebenszeit eines zirkulierenden Erythrozyten (120 Tage). Der Wert spiegelt die Blutzuckereinstellung der letzten 4–12 Wochen wider, wobei die letzte Woche nicht repräsentiert ist und gilt als Maß, das gesichert mit späteren mikro- und makrovaskulären Komplikationen korreliert. Die Korrelation von HbA1c‑, Blutglukose- und CGM-Werten ist hoch, allerdings ist der HbA1c-Wert kein geeignetes Abbild von Hypoglykämien.
Der HbA1c-Zielwert wurde von der Arbeitsgruppe für pädiatrische Endokrinologie und Diabetes Österreich (APEDÖ) seit 2009 für alle Altersgruppen mit < 7,0 % definiert und sollte 4‑mal jährlich bestimmt werden.
Einschränkungen: Der Erythrozytenumsatz (Hämolyse, Blutverlust) und Hämoglobinvarianten müssen bei der Interpretation der HbA1c-Werte berücksichtigt werden.

Ketonkörpermessung

Ketonkörper können im Blut (beta-Hydroxybutyrat) oder im Harn (Azetoazetat und Azeton) bestimmt werden. Die Ketonkörpermessung in Blut und/oder Harn soll im häuslichen Setting möglich sein und helfen, eine ketoazidotische Stoffwechselentgleisung frühzeitig zu Erkennen. Messungen sollten bei Krankheit, Fieber und Erbrechen [6], bei Blutzuckerwerten > 250 mg/dl und schlechtem Allgemeinzustand [7], bei anhaltend hohen Blutzuckerwerten > 250 mg/dl bei Insulinpumpentherapie [8], bei vorangegangenen Episoden von Ketoazidosen [9], bei Polyurie, Polydipsie und anderen Symptomen einer Hyperglykämie oder Ketoazidose durchgeführt werden [10].

Einhaltung ethischer Richtlinien

Interessenkonflikt

S.E. Hofer und M. Bauer geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Für diesen Beitrag wurden von den Autoren keine Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt. Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort angegebenen ethischen Richtlinien.
Open Access Dieser Artikel wird unter der Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz veröffentlicht, welche die Nutzung, Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und Wiedergabe in jeglichem Medium und Format erlaubt, sofern Sie den/die ursprünglichen Autor(en) und die Quelle ordnungsgemäß nennen, einen Link zur Creative Commons Lizenz beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenommen wurden.
Die in diesem Artikel enthaltenen Bilder und sonstiges Drittmaterial unterliegen ebenfalls der genannten Creative Commons Lizenz, sofern sich aus der Abbildungslegende nichts anderes ergibt. Sofern das betreffende Material nicht unter der genannten Creative Commons Lizenz steht und die betreffende Handlung nicht nach gesetzlichen Vorschriften erlaubt ist, ist für die oben aufgeführten Weiterverwendungen des Materials die Einwilligung des jeweiligen Rechteinhabers einzuholen.
Weitere Details zur Lizenz entnehmen Sie bitte der Lizenzinformation auf http://​creativecommons.​org/​licenses/​by/​4.​0/​deed.​de.

Hinweis des Verlags

Der Verlag bleibt in Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutsadressen neutral.
Literatur
1.
Zurück zum Zitat Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit Diabetes an Österreichs Schulen. Gemeinsames Positionspapier der Österreichischen Diabetes Gesellschaft (ÖDG), der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) und der Arbeitsgruppe für pädiatrische Endokrinologie und Diabetes Österreich (APEDÖ). Hofer SE, Rami-Merhar B, Fröhlich-Reiterer E, Damm L, Karall D, Kautzky-Willer A. 2018 Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit Diabetes an Österreichs Schulen. Gemeinsames Positionspapier der Österreichischen Diabetes Gesellschaft (ÖDG), der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) und der Arbeitsgruppe für pädiatrische Endokrinologie und Diabetes Österreich (APEDÖ). Hofer SE, Rami-Merhar B, Fröhlich-Reiterer E, Damm L, Karall D, Kautzky-Willer A. 2018
2.
Zurück zum Zitat Bohn B, Karges B, Vogel C, Otto KP, Marg W, Hofer SE, Fröhlich-Reiterer E, Holder M, Plamper M, Wabitsch M, Kerner W, Holl RW for the DPV Initiative (2016) 20 years of pediatric benchmarking in Germany and Austria: age-dependent analysis of longitudinal follow-up in 63,967 children and adolescents with type 1 diabetes. PLoS One 11(8):e0160971CrossRef Bohn B, Karges B, Vogel C, Otto KP, Marg W, Hofer SE, Fröhlich-Reiterer E, Holder M, Plamper M, Wabitsch M, Kerner W, Holl RW for the DPV Initiative (2016) 20 years of pediatric benchmarking in Germany and Austria: age-dependent analysis of longitudinal follow-up in 63,967 children and adolescents with type 1 diabetes. PLoS One 11(8):e0160971CrossRef
3.
Zurück zum Zitat Ziegler R, Heidtmann B, Hilgard D, Hofer SE, Rosenbauer J, Holl RW, DPV Wiss Initiative (2011) Frequency of SMBG correlates with HbA1c and acute complications in children and adolescents with type 1 diabetes. Pediatr Diabetes 12(1):11–17CrossRef Ziegler R, Heidtmann B, Hilgard D, Hofer SE, Rosenbauer J, Holl RW, DPV Wiss Initiative (2011) Frequency of SMBG correlates with HbA1c and acute complications in children and adolescents with type 1 diabetes. Pediatr Diabetes 12(1):11–17CrossRef
4.
Zurück zum Zitat Schütz-Fuhrmann I, Rami-Merhar B, Hofer SE, Fröhlich-Reiterer E, Mader J, Stadler M, Bischof M, Zlamal-Fortunat S, Laimer M, Weitgasser R (2019) Kontinuierliche Glukosemessung (CGM-Continuous Glucose Monitoring) bei Diabetes mellitus (Update 2019). Wien Klin Wochenschr 131(Suppl 1):S119–S123CrossRef Schütz-Fuhrmann I, Rami-Merhar B, Hofer SE, Fröhlich-Reiterer E, Mader J, Stadler M, Bischof M, Zlamal-Fortunat S, Laimer M, Weitgasser R (2019) Kontinuierliche Glukosemessung (CGM-Continuous Glucose Monitoring) bei Diabetes mellitus (Update 2019). Wien Klin Wochenschr 131(Suppl 1):S119–S123CrossRef
5.
Zurück zum Zitat Petrie JR, Peters AL, Bergenstal RM, Holl RW, Fleming GA, Heinemann L (2017) Improving the clinical value and utility of CGM systems: issues and recommendations. A joint statement of the European Association for the Study of Diabetes and the American Diabetes Association Diabetes Technology Working Group. Diabetologia 60:2319–2328CrossRef Petrie JR, Peters AL, Bergenstal RM, Holl RW, Fleming GA, Heinemann L (2017) Improving the clinical value and utility of CGM systems: issues and recommendations. A joint statement of the European Association for the Study of Diabetes and the American Diabetes Association Diabetes Technology Working Group. Diabetologia 60:2319–2328CrossRef
6.
Zurück zum Zitat DiMeglio L, Acerini C, Codner E, Craig M, Hofer SE, Pillay K, Maahs DM (2018) ISPAD Clinical Practice Consensus Guidelines 2018: glycemic control targets and glucose monitoring for children, adolescents, and young adults with diabetes. Pediatr Diabetes 19(Suppl. 27):105–114CrossRef DiMeglio L, Acerini C, Codner E, Craig M, Hofer SE, Pillay K, Maahs DM (2018) ISPAD Clinical Practice Consensus Guidelines 2018: glycemic control targets and glucose monitoring for children, adolescents, and young adults with diabetes. Pediatr Diabetes 19(Suppl. 27):105–114CrossRef
8.
Zurück zum Zitat Neu A et al (2014) Diagnosis, therapy and control of diabetes mellitus in children and adolescents. Exp Clin Endocrinol Diabetes 122(7):425–434CrossRef Neu A et al (2014) Diagnosis, therapy and control of diabetes mellitus in children and adolescents. Exp Clin Endocrinol Diabetes 122(7):425–434CrossRef
9.
Zurück zum Zitat Sherr JL, Tauschmann M, Battelino T, deBock M, Forlenza G, Roman R, Hood KK, Maahs DM (2018) ISPAD clinical practice consensus guidelines 2018: diabetes technologies. Pediatr Diabetes 19(Suppl. 27):302–325CrossRef Sherr JL, Tauschmann M, Battelino T, deBock M, Forlenza G, Roman R, Hood KK, Maahs DM (2018) ISPAD clinical practice consensus guidelines 2018: diabetes technologies. Pediatr Diabetes 19(Suppl. 27):302–325CrossRef
10.
Zurück zum Zitat Bratina N, Forsander G, Annan F, Wysocki T, Pierce J, Clliari LE, Pacaud D, Adolfsson P, Dovc K, Middlehurst A, Goss P, Goss J, Janson S, Acerini CL (2018) ISPAD Clinical Practice Consensus Guidelines 2018: Management and support of children and adolescents with type 1 diabetes in school. Pediatr Diabetes 19(Suppl. 27):287–301CrossRef Bratina N, Forsander G, Annan F, Wysocki T, Pierce J, Clliari LE, Pacaud D, Adolfsson P, Dovc K, Middlehurst A, Goss P, Goss J, Janson S, Acerini CL (2018) ISPAD Clinical Practice Consensus Guidelines 2018: Management and support of children and adolescents with type 1 diabetes in school. Pediatr Diabetes 19(Suppl. 27):287–301CrossRef
Metadaten
Titel
Diabetesmonitoring
verfasst von
Sabine E. Hofer
Maria Bauer
Publikationsdatum
01.06.2021
Verlag
Springer Vienna
Erschienen in
Pädiatrie & Pädologie / Ausgabe Sonderheft 1/2021
Print ISSN: 0030-9338
Elektronische ISSN: 1613-7558
DOI
https://doi.org/10.1007/s00608-021-00881-x

Weitere Artikel der Sonderheft 1/2021

Pädiatrie & Pädologie 1/2021 Zur Ausgabe

Leitthema – Kapitel 10

Spätkomplikationen

Leitthema – Kapitel 8

Diabetesmanagement bei Krankheit