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Erschienen in: Wiener klinisches Magazin 5/2018

10.09.2018 | Chirurgie | Plastische Chirurgie

Den Finger möglichst erhalten

Die Gefahren des Ringtragens – ein besonderer Fallbericht

verfasst von: Dr. Albert Niepel, Dr. Lara Steinkellner, Dr. Fercan Kömürcü, Ass.-Prof. Dr. Dirk Hellekes, MA

Erschienen in: Wiener klinisches Magazin | Ausgabe 5/2018

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Zusammenfassung

Das Ringtragen nach Verletzungen kann durch Schwellung die Blutversorgung beeinträchtigen und zur akuten Ischämie mit dem Verlust des gesamten Fingers oder dem Auftreten eines chronischen Gangräns der betroffenen Weichteile mit oder ohne Superinfektion führen. In diesem Fallbericht präsentieren wir den Fall einer dementen Patientin, die sich nach einer Bagatellverletzung des Ringfingers trotz Schwellung und Schmerzen weigerte, ihre Ringe zu entfernen. Sie wurde mit drei vollständig eingewachsenen Ringen am linken Ringfinger in unserer Ambulanz vorstellig. Klinisch war lediglich ein Ring sichtbar zusammen mit einer massiven Gewebshyperplasie, weshalb zunächst differenzialdiagnostisch auch an ein verwildertes Plattenepithelkarzinom gedacht wurde. Die restlichen Ringe zeigten sich erst im angefertigten Röntgenbild.
Operativ wurden das hypertrophe, superinfizierte Gewebe debridiert und die Ringe mit einem Ringschneider entfernt. Es erfolgte eine vorsichtige Nekrektomie, wobei auf eine ausgiebige Dekompression der fingerversorgenden Gefäßnervenbündel geachtet wurde. Die dorsalen Gefäß- und Nervenstrukturen waren unwiderruflich geschädigt und konnten nicht erhalten werden bzw. waren zum Zeitpunkt des Ersteingriffs bereits aufgebraucht. Das ulnopalmare Gefäßnervenbündel war massiv geschädigt. Trotz Erhalt des gesamten radiopalmaren Gefäßnervenbündels zeigte sich der Finger postoperativ kritisch perfundiert. Es wurde ein feuchtes Verbandsregime mit antiseptischen Lösungen sowie eine i. v. Breitbandantibiose angeordnet.
Bei einer Second-look-Operation wurde das noch bestehende nekrotische Gewebe debridiert sowie der dorsale Wunddefekt mithilfe von Transpositionslappen vom Handrücken gedeckt. Unter Antibiose, Ruhigstellung und feuchter Wundauflage zeigte sich eine weitgehend zufriedenstellende Heilung. Nach zweimonatiger, konsequenter Ergotherapie zeigte der Finger eine nahezu vollständige funktionelle Beweglichkeit.
Dieser eindrückliche Fall zeigt, dass auch bei klinisch hoffnungslos erscheinenden Fällen durch sparsames Débridement, geeignetes Verbandsregime sowie Antibiose ein Fingererhalt erreicht werden kann.
Literatur
1.
Zurück zum Zitat Kates SL (2010) A novel method of ring removal from the aging finger. Geriatrorthop Surg Rehabil 1(2):78–79CrossRef Kates SL (2010) A novel method of ring removal from the aging finger. Geriatrorthop Surg Rehabil 1(2):78–79CrossRef
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Zurück zum Zitat Cresap CR (1995) Removal of a hardened steel ring from an extremely swollen finger. Am J Emerg Med 13(3):318–320CrossRefPubMed Cresap CR (1995) Removal of a hardened steel ring from an extremely swollen finger. Am J Emerg Med 13(3):318–320CrossRefPubMed
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Zurück zum Zitat Awan B, Samargandi OA, Aljaaly HA, Makhdom AM (2013) Single patent vessel over an embedded ring: a case report. Hand Surg 18(1):125–128CrossRefPubMed Awan B, Samargandi OA, Aljaaly HA, Makhdom AM (2013) Single patent vessel over an embedded ring: a case report. Hand Surg 18(1):125–128CrossRefPubMed
Metadaten
Titel
Den Finger möglichst erhalten
Die Gefahren des Ringtragens – ein besonderer Fallbericht
verfasst von
Dr. Albert Niepel
Dr. Lara Steinkellner
Dr. Fercan Kömürcü
Ass.-Prof. Dr. Dirk Hellekes, MA
Publikationsdatum
10.09.2018
Verlag
Springer Vienna
Schlagwort
Chirurgie
Erschienen in
Wiener klinisches Magazin / Ausgabe 5/2018
Print ISSN: 1869-1757
Elektronische ISSN: 1613-7817
DOI
https://doi.org/10.1007/s00740-018-0249-7

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