Hintergrund
Methodik
Studiendesign und Studienpopulation
Messinstrumente
MBI-Subskala | Ausprägung | ||
---|---|---|---|
Gering | Mäßig | Hoch/stark | |
Emotionale Erschöpfung | 9–19 | 20–26 | 27–45 |
Depersonalisation | 5–9 | 10–13 | 14–25 |
Persönliche Erfüllung | 8–29 | 30–33 | 34–40 |
Statistik
Ergebnisse
Beschreibung der Stichprobe
Variable | Kategorie |
N (%) oder Mittelwert ± SD |
---|---|---|
Alter | Jahre | 36,8 ± 6,5 |
Geschlecht | Männlich | 27 (39 %) |
Weiblich | 42 (61 %) | |
Familienstand | Feste Partnerschaft | 53 (77 %) |
Ohne Partner | 16 (23 %) | |
Kinder | Keine | 34 (53 %) |
1 oder mehr | 30 (47 %) | |
Fachrichtung | Operative Fächer | 20 (31,7 %) |
Nicht-operative Fächer | 16 (25,4 %) | |
Psychiatrie/Neurologie | 10 (15,9 %) | |
Anästhesie | 17 (27,0 %) | |
Tätigkeitsbereich | Vorwiegend Versorgung | 43 (63,2 %) |
Vorwiegend Wissenschaft oder Wissenschaft+Versorgung | 25 (36,8 %) | |
Anstellung | Bund | 30 (43,5 %) |
Land | 39 (56,5 %) | |
Dienststellung | Facharzt | 26 (42,6 %) |
In Ausbildung | 35 (57,4 %) | |
Berufsjahre | Jahre | 8,3 ± 6,0 |
Arbeitszeit pro Woche | Stunden | 54,2 ± 12,6 |
Wochenenddienste | Anzahl | 1,8 ± 1,3 |
Ergebnisse zur Burnout-Symptomatik
MBI Subskalen | Mittelwert ± SDa
| Grad der Ausprägung (nach Maslach)b
| ||
---|---|---|---|---|
Gering | Mäßig | Stark/hoch | ||
Emotionale Erschöpfung | 2,37 ± 0,61 | 31 (44,9 %) | 29 (42,0 %) |
9 (13,0 %)
|
Depersonalisation | 2,14 ± 0,58 | 25 (36,8 %) | 30 (44,1 %) |
13 (19,1 %)
|
Persönliche Erfüllung | 3,74 ± 0,41 |
30 (43,5 %)
| 27 (39,1 %) | 12 (17,4 %) |
Burnout-Risiko
Burnout-Risiko | Kombination im MBI | Anzahl | Prozent | Insgesamt | ||
---|---|---|---|---|---|---|
Emotionale Erschöpfunga
| Depersonalisationa
| Persönliche Erfüllunga
| ||||
Hoch |
Hoch
|
Hoch
|
Gering
| 3 | 4,4 | 6 (8,8 %) |
Hoch
|
Hoch
| Mittel | 1 | 1,5 | ||
Hoch
| Mittel |
Gering
| 2 | 2,9 | ||
Mittel | Mittel | Mittel |
Gering
| 4 | 5,9 | 8 (11,8 %) |
Mittel |
Hoch
| Mittel | 1 | 1,5 | ||
Hoch
| Gering |
Gering
| 2 | 2,9 | ||
Gering |
Hoch
|
Gering
| 1 | 1,5 | ||
Gering/ kein Risiko | Alle anderen Kombinationen | 54 | 79,4 | 54 (79,4 %) | ||
Gesamt | – | 68 | 100,0 | 100,0 % |
Limitationen
Fazit für die Praxis
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Die erste große Untersuchung über Burnout-Symptomatik bei ÄrztInnen wurde 2012 von Shanafelt et al. [9] publiziert. Hier zeigte sich in einer Population von 7288 US.-ÄrztInnen bei 37,9 % eine hohe emotionale Erschöpfung, bei 29,4 % eine hoher Grad an Depersonalisation und bei 12,4 % ein geringes Ausmaß an persönlicher Erfüllung. Verglichen mit unseren Ergebnissen zeigt sich hier eine deutlich höhere Ausprägung von hoher emotionaler Erschöpfung (37,9 % vs. 13 %) und starker Depersonalisation (29,4 % vs. 19,1 %) aber ein deutlich geringeres Ausmaß an geringer persönlicher Erfüllung (12,4 % vs. 43,5 %). Zum annähernd selben Ergebnis kommt auch eine italienische Studie aus dem Jahr 2000 von Grassi und Magnani [22]. Eine Studie aus British Columbia zeigt in ihren Ergebnissen auch mit 80 % (vs. 55 %) deutlich höhere Werte in Bezug auf mäßige und starke emotionale Erschöpfung, ein annähernd gleich ausgeprägtes Ausmaß an mäßig und stark ausgeprägter Depersonalisation (61 % vs. 63,2 %) und wiederum eine geringere Ausprägung von mäßiger und geringer persönlicher Erfüllung (44 % vs. 82,6 %) [23]. Es bestätigt sich also, gleichermaßen, dass sowohl die Prävalenz von Burnout im Gesamten, wie auch die Prävalenz der einzelnen Burnout-Dimensionen zwischen den einzelnen Ländern variieren [24]. Es sollte allerdings beachtet werden, dass die Beurteilung des Ausmaßes der Burnout-Symptomatik nicht in allen Studien in derselben Weise erfolgt ist, wodurch die Vergleichbarkeit der Ergebnisse erschwert wird.
-
In der Literatur finden sich bezüglich Österreich nur vereinzelt Arbeiten zum Thema Burnout bei ÄrztInnen. 2006 untersuchte Kinzl et al. [13] die Burnout-Belastung bei 89 Intensivmedizinern und beschrieb eine Burnout-Gefährdung von 25 % in dieser speziellen Fachgruppe. 2011 wurde von Hofmann im Auftrag der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) eine Online-Untersuchung der heimischen Ärzteschaft durchführte. Bislang ist daraus nur bekannt, dass 54 % der Befragten sich in unterschiedlichen Phasen des Burnouts – von der relativ „harmlosen“ Phase I bis hin zur behandlungsbedürftigen Phase III befinden [25]. Unserer Untersuchung zeigt nun differenzierter, dass basierend auf der Kombination der drei MBI-Subskalen 20,6 % der teilnehmenden KlinikärztInnen ein mittleres oder hohes Burnout-Risiko aufweisen. Da Betroffene in der Regel auch in ihrer Leistungsfähigkeit eingeschränkt sind [10] kann auch eine adäquate Patientenversorgung durch die Betroffenen gefährdet sein, was die Bedeutung dieser Thematik noch unterstreicht.
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In der Literatur wird der Einfluss von Soziodemographischen Variablen auf die Burnout Entwicklung vielfach widersprüchlich diskutiert. Studien aus den USA zeigen zum Beispiel eine höhere Burnoutgefährdung unter Ärztinnen während Untersuchungen in Europa ein höheres Burnoutrisiko bei Ärzten beschreiben [24]. Diese Widersprüchlichkeit ist sicher darin begründet, dass die Untersuchungen in verschiedenen Ländern mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen und Arbeitsbedingungen wie auch an verschiedenen ÄrztInnengruppen durchgeführt wurden.
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In unserer Untersuchung ergab sich beim Vergleich der MBI-Scores hinsichtlich Alter, Geschlecht, Familienstand, Fachrichtung, Berufsjahre, Wochenarbeitszeit und Anzahl der Wochenenddienste kein signifikanter Einfluss. Ein neues und überraschendes Ergebnis ist die Tatsache, dass wissenschaftliches Arbeiten sich als protektiver Faktor im Rahmen der Burnout-Gefährdung bei Klinikärzten erwies. Bei der persönlichen Erfüllung zeigten sich deutliche Unterschiede zugunsten wissenschaftlich arbeitender KlinikärztInnen. Wissenschaftliches Arbeiten scheint daher nicht als Mehrbelastung das Burnoutrisiko zu erhöhen, sondern im Gegenteil diesbezüglich einen protektiven Effekt auszuüben. Erklärbar ist dieses Ergebnis wohl durch die Tatsache, dass wissenschaftliches Arbeiten die Selbstwirksamkeit erhöht und den Erhalt von Belohnung im Austausch von Leistung und Gegenleistung fördert und damit das Selbstwertgefühl erhöht. Es bietet also einen Gegenpol zu den sozialen Stressoren die in der modernen Arbeitswelt häufig und wiederkehrend auftreten und die Burnoutgefährdung erhöhen [26]. In den letzten 20 Jahren haben sich einfach die Arbeitsbedingungen der ÄrztInnen deutlich verändert. Die Arbeitsautonomie sowie der gesellschaftliche Status allgemein haben abgenommen, dafür ist die Arbeitsbelastung stetig angestiegen [27].
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Die in der vorliegenden Untersuchung aufgezeigte Burnout-Gefährdung von KlinikärztInnen verdient ernst genommen zu werden. Die Erforschung der dazu führenden Ursachen sollte intensiviert werden, um dann in Folge spezifische Präventivmaßnahmen entwickeln und etablieren zu können. Zusätzlich bedarf es auch der Entwicklung und Bereitstellung spezieller Therapieangebote, die den Kriterien von Leitlinien entsprechend fundierte Empfehlungen beinhalten.