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Ärzte Woche

26.02.2023

Buckelige Verwandtschaft

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Braunbären zählen zu den größten an Land lebenden Raubtieren der Welt. Die etwa zehn derzeit identifizierten Unterarten sind in Nordamerika, Europa, Russland und Asien verbreitet. Aufgrund neuer genetischer Befunde ändert sich die Stellung einzelner Bärensippen.

Charakteristisch für Bären ist der muskulöse Buckel über den Schultern, der den Vorderbeinen zusätzliche Kraft verleiht. Die zehn derzeit identifizierten Braunbären-Unterarten sind in Nordamerika, Europa, Russland und Asien verbreitet. Sie weisen, abseits des Buckels, große Unterschiede hinsichtlich ihrer Gestalt, ihrer Lebensräume und ihres Verhaltens auf.

Wie bei anderen Familien und Gattungen auch, blickt die Wissenschaft aber mittlerweile tief in das Genom der Lebewesen, erstellt neue Stammbäume und Hierarchien, die sich nicht immer mit Erkenntnissen aus anderen älteren Teildisziplinen decken.

Für den Vergleich der Braunbären-Unterarten untersuchte ein internationales Forscherteam das Erbgut von 128 Braunbären aus dem gesamten Verbreitungsgebiet. 95 dieser Genome wurden extra für diese Studie entschlüsselt. Ziel war es, mit neuen genomischen Analysemethoden frühere Erkenntnisse zu Ähnlichkeiten und Unterschieden der verschiedenen Populationen zu überprüfen und offene Fragen zu beantworten. „Wir fanden heraus, dass die Populationsstruktur, die sich aus unseren genetischen Daten ergibt, zwar weitgehend mit der derzeitigen Einteilung der Unterarten übereinstimmt – jedoch nicht vollständig“, erklärt Dr. Menno de Jong, Erstautor ( https://tinyurl.com/47nn5y2h ) und Wissenschaftler am Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum. Bei den nordamerikanischen Braunbären stießen die Forschenden auf eine Besonderheit, die nicht der aktuellen Zuordnung entspricht. Abgesehen vom riesigen Kodiakbären ( Ursus arctos middendorffi ), der auf der Insel Kodiak vor der Küste Südwestalaskas heimisch ist, werden derzeit alle anderen Bären Nordamerikas zur Unterart des Grizzlybären ( Ursus arctos horribilis ) gezählt. Der im Südwesten Alaskas beheimatete Alaska-Halbinsel-Braunbär, der schon einmal als eigene Unterart ( Ursus arctos gyas ) anerkannt war, unterscheidet sich laut der neuen Analyse jedoch deutlich von anderen Grizzlybären und ähnelt eher dem Kodiakbären. „Eine mögliche Interpretation ist, dass die Unterart der Alaska-Halbinsel-Braunbären wieder berücksichtigt werden muss. Eine andere Deutung ist, dass die Braunbären der Alaska-Halbinsel und die Kodiakbären eine Festland- und eine Inselpopulation derselben Unterart darstellen“, sagt de Jong.

Der Bestand an Braunbären wird weltweit auf 200.000 Tiere geschätzt, von denen mehr als die Hälfte in Russland lebt. Nachdem Braunbären im Mittelalter noch auf dem gesamten europäischen Festland verbreitet waren, beläuft sich ihre Zahl hier auf noch 17.000 Tiere.

Weitere Informationen:

https://tinyurl.com/47nn5y2h

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Metadaten
Titel
Buckelige Verwandtschaft
Publikationsdatum
26.02.2023
Zeitung
Ärzte Woche
Ausgabe 09/2023

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