01.02.2017 | fallbericht
Beidseitige posttraumatische Abduzensparalyse
Erschienen in: Spektrum der Augenheilkunde | Ausgabe 1/2017
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Wir berichten über eine 56-jährige Frau mit bilateraler Abduzensparalyse nach einem schweren Motorradunfall. Die Patientin erhielt in den ersten 3 Monaten zweimal 10 Units Botulinumtoxin (Dysport®) in den M. rectus medialis an beiden Augen zur Kontraktionsvermeidung. Die Motilität zeigte sich nach der Injektion klinisch unverändert. Eine einzeitige Schieloperation nach Jensen an beiden Augen wurde 5 Monate nach dem Unfall durchgeführt. Die Rücklagerung des M. rectus medialis beidseits war bei passiv nahezu freier Motilität nicht erforderlich.
Postoperativ bestanden konsekutive Adduktionseinschränkungen mit Divergenzstellung, in erster Linie aufgrund des Botulinumtoxins, die sich innerhalb der darauffolgenden zwei Monate postoperativ deutlich besserte. Vier Monate später hatte die Patientin wieder Stereosehen, eine Kopfzwangshaltung musste nicht mehr eingenommen werden.
Schlussfolgerungen Bilaterale posttraumatische Abduzensparalysen zeigen eine geringe Tendenz zur Spontanremission. Besonders bei Wunsch nach baldiger Rehabilitation stellt die einzeitige beidseitige Teiltransposition eine gute Therapieoption mit gleichzeitiger Gefäßschonung dar. Die präoperative Anwendung von Botulinumtoxin verhinderte eine Kontraktur des M. rectus medialis beidseits, wodurch sich die Anzahl der zu operierenden Muskeln reduzierte.
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