Neue Therapieoption beim platinresistenten Ovarialkarzinom in Aussicht

Die Prognose für Frauen mit einem platinresistenten Ovarialkarzinom ist sehr ungünstig, vor allem, wenn kein therapierelevanter Biomarker nachweisbar ist. In dieser Situation könnte bald ein Antagonist des Glukokortikoidrezeptors eine Therapiemöglichkeit sein. Frauen mit einem fortgeschrittenen Ovarialkarzinom erhalten leitliniengerecht eine Erstlinienchemotherapie aus Carboplatin und Paclitaxel sowie eine Erhaltungstherapie aus Bevacizumab, einem PARP-Inhibitor oder einer Kombination aus beiden Substanzen. Entwickelt der Tumor trotzdem eine Platinresistenz und kommt es daraufhin zu einem Rezidiv, liegt das Gesamtüberleben laut Dr. Alexander Olawaiye, University of Pittsburgh School of Medicine and UPMC Magee-Women‘s Hospital in Pittsburgh, USA, lediglich bei ungefähr einem Jahr. „Neue Therapien werden für diese Patientinnen dringend benötigt“, forderte er. Für Betroffene mit einem Folatrezeptor-alpha(FRα)-positiven, high-grade serösen, platinresistenten epithelialen Ovarial-, Tuben- oder primären Peritonealkarzinom steht seit November 2024 basierend auf den Daten der MIRASOL-Studie (2025 SGO Annual Meeting on Women’s Cancer; Abstr 939696) bereits das Antikörper-Wirkstoff-Konjugat (ADC) Mirvetuximab-Soravtansin (MIRV) zur Verfügung. Chemotherapiesensitivität der Tumorzellen erhöhen Unabhängig von einem Biomarker könnte nun zudem Relacorilant in Kombination mit Nab-Paclitaxel eine Therapieoption für das platinresistente Ovarialkarzinom sein, wie sowohl Olawaiye als auch Professor Debra Richardson, Stephenson Cancer Center an der University of Oklahoma Health Sciences Center in Oklahoma City, USA, beim ASCO 2025 betonten. Ovarialkarzinomzellen exprimieren nach Darstellung von Olawaiye den Glukokortikoidrezeptor (GR), dessen Signalweg die Tumorzellen weniger empfindlich gegenüber einer Chemotherapie mache. Hier setzt Relacorilant an: Als erster selektiver GR-Antagonist (SGRA) stelle er die Sensitivität der Tumorzellen für eine Chemotherapie wieder her, erklärte Olawaiye. Verlängerte Progressionsfreiheit unter Kombinationstherapie Ihre Wirksamkeit stellte die neue Substanz in der Phase-III-Studie ROSELLA unter Beweis. Die Ergebnisse einer Interimsanalyse hat Olawaiye beim ASCO 2025 präsentiert [1], sie wurden parallel dazu in Lancet publiziert [2]. 381 Frauen mit einem platinresistenten, high-grade serösen, epithelialen Ovarial-, Tuben- oder primären Peritonealkarzinom wurden eingeschlossen, die ein bis drei Vortherapien (darunter über 60 Prozent PARP-Inhibitor-Therapie) und eine Vorbehandlung mit Bevacizumab bekommen hatten. Sie erhielten in der internationalen, offenen Studie randomisiert entweder orales Relacorilant zusammen mit wöchentlichen Infusionen mit Nab-Paclitaxel oder eine Nab-Paclitaxel-Monotherapie. Empfehlung der Redaktion ASCO 2025 Annual Meeting der American Society of Clinical Oncology 2025 30. Mai - 3. Juni 2025 | Chicago Zahlreiche vielversprechende Studiendaten wurden dieses Jahr auf dem ASCO in Chicago diskutiert: Ein neuer Standards ist zur Therapie der Polycythemia vera in Sicht. Bei Kolonkarzinom und Plattenepithelkarzinom bewähren sich adjuvante Immuntherapien. Mehr zu diesen und weiteren Highlights lesen Sie hier im Kongressdossier. Im primären Endpunkt konnten die Patientinnen im Relacorilant-Arm ein medianes progressionsfreies Überleben (PFS) von 6,54 versus 5,52 Monaten unter Nab-Paclitaxel allein erreichen. Das Progressionsrisiko reduzierte sich damit um 30 Prozent (Hazard Ratio [HR] 0,7; Konfidenzintervall [KI] 0,54–0,91). Die Daten zum zweiten dualen Endpunkt, dem Gesamtüberleben (OS), seien zwar noch nicht reif, allerdings habe sich bereits eine klinisch relevante Verbesserung des medianen OS um 4,47 Monate (15,97 vs. 11,5 Monate; HR 0,69; KI 0,52–0,92) gezeigt, berichtete Olawaiye. Der Überlebensvorteil sei über alle Subgruppen hinweg nachweisbar gewesen. „Dies war vor allem bemerkenswert in der Gruppe mit High-risk-Tumoren, wozu Patientinnen mit drei Vortherapien, einer PARP-Inhibitor-Therapie, einem kurzen platinfreien Intervall oder einer hohen Tumorlast gehörten“, hob er hervor. Ein unerwarteter positiver Effekt der SGRA-Therapie war laut Olawaiye die reduzierte Häufigkeit von Aszites (alle Grade: fünf vs. elf Prozent). Nebenwirkungen hauptsächlich mit Nab-Paclitaxel assoziiert Wie Olawaiye erläuterte, handelt es sich bei der neuen Kombinationstherapie um ein sehr gut verträgliches Regime. Es seien keine neuen Sicherheitssignale aufgetreten. Die aufgetretenen Nebenwirkungen traten vergleichbar häufig zwischen den Studienarmen auf. Am häufigsten kam es zu Anämie (58 Prozent), Neutropenie (56 Prozent) und Übelkeit (39 Prozent), die bereits als typische Toxizitäten von Nab-Paclitaxel bekannt sind. Nebenwirkungen, die zum Abbruch der Therapie führten (9 vs. 7,9 Prozent) waren in mehr als zwei Patientinnen eine intestinale Obstruktion und eine Paraesthesie. Zukunftsfragen: Welche Therapiesequenz am sinnvollsten? Auch nach Meinung von der Diskutantin Richardson sind die Studiendaten sehr vielversprechend. Da mit MIRV und Relacorilant nun zwei Regimes einen OS-Vorteil gezeigt hätten, müsse für Patientinnen, die für beide Regimes geeignet seien, zukünftig eine sinnvolle Sequenz der Therapien geklärt werden. Zusätzlich habe nun ebenfalls die Phase-III-Studie KEYNOTE-B96-Studie mit dem Checkpointinhibitor Pembrolizumab in Kombination mit Paclitaxel (mit oder ohne Bevacizumab) ihren primären Endpunkt, das mediane PFS, bei Frauen mit einem platinresistenten Ovarialkarzinom mit einer PD-L1-Expression erreicht [5]. „Es könnte also demnächst noch eine weitere Option zur Verfügung stehen“, prognostizierte sie. Empfehlung der Redaktion ASCO 2025 Annual Meeting der American Society of Clinical Oncology 2025 30. Mai - 3. Juni 2025 | Chicago Zahlreiche vielversprechende Studiendaten wurden dieses Jahr auf dem ASCO in Chicago diskutiert: Ein neuer Standards ist zur Therapie der Polycythemia vera in Sicht. Bei Kolonkarzinom und Plattenepithelkarzinom bewähren sich adjuvante Immuntherapien. Mehr zu diesen und weiteren Highlights lesen Sie hier im Kongressdossier. basierend auf: ASCO Annual Meeting 30. Mai - 3. Juni 2025, Chicago, Late Breaking Abstract Session LBA5507

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