Cannabis als Add-on mindert Übelkeit und Erbrechen

Die zusätzliche Gabe eines Cannabisextrakts zur Standardantiemetikagabe kann Übelkeit und Erbrechen weiter reduzieren, allerdings nicht ohne Nebenwirkungen. Das zeigte der erste Teil einer Phase-II/III-Studie. In der Studie, die Peter S. Grimison vom Chris O'Brien Lifehouse in Sydney anlässlich des virtuellen ASCO-Kongresses 2020 vorstellte (Abstract 12008) wurde ein Gemisch von 2,5 mg Tetrahydrocannabinol (THC) und 2,5 mg Cannabidiol (CBD) verwendet, um psychische Nebenwirkungen von THC abzumildern und die angstlösenden Effekte von CBD mit auszunutzen. Die Kapseln wurden dreimal täglich über sechs Tage beginnend am Tag vor der Chemotherapie eingenommen. Zur Nauseakontrolle oder Verminderung von Nebenwirkungen war eine Titration von ein bis vier Kapseln pro Dosis möglich. Die Patienten, die eine hochemetogene Therapie wegen unterschiedlicher Krebserkrankungen und eine medikamentöse Standardantiemese erhielten, wurden randomisiert in eine Cannabis- und eine Placebogruppe. Nach einem Zyklus wurde die Studienmedikation gewechselt, im dritten Zyklus konnten die Patienten die (immer noch verblindete) Medikation erhalten, die sie bevorzugten. 72 von 81 Patienten schlossen zwei Zyklen komplett ab. Das mediane Alter dieser Patienten lag bei 55 Jahren, 55 % wurden in kurativer Absicht behandelt. 42 % hatten bereits einmal Cannabis konsumiert. Alle Patienten hatten zur Antiemese Steroide und 5-HT3-Antagonisten, 79 % auch einen NK-1-Antagonisten und 4 % Olanzapin erhalten. Cannabis-Produkt überzeugt Patienten Ein Komplettansprechen (keine Emesis, keine Notfallmedikation notwendig) erreichten mit Cannabis 25 % der Patienten, mit Placebo 14 % (p=0,04). Nicht erbrechen mussten sich mit Cannabis 69 %, mit Placebo 57 % (p = 0,05). 28 % der Patienten benötigten mit Cannabis keine Notfallmedikation wegen Nausea oder Emesis, mit Placebo waren es 15 % (p = 0,04). Keine Übelkeit berichteten 21 % der Patienten mit Cannabis und 10 % mit Placebo, sowohl ein Komplettansprechen als auch keine Übelkeit 13 % bzw. 6 % in den beiden Gruppen. Schwere unerwünschte Ereignisse gab es mit Cannabis nicht, aber 19 % der Patienten berichteten über Sedierung (Placebo 4 %), 10 % über Benommenheit (Placebo 1 %) und 3 % über Desorientiertheit (Placebo 0 %). Für den dritten Chemotherapiezyklus bevorzugten aber 83 % der Patienten das Cannabis-Produkt. Jetzt läuft der Phase-III-Teil der Studie an. O’Brien erhofft sich dann einen robusteren Beleg für die antiemetischen Effekte der Cannabiskapseln. Quelle: ASCO Annual Meeting 2020, 29.5-31.5.2020, virtuell; Abstract 12008: Results of crossover phase II component of randomized placebo-controlled trial evaluating oral THC/cannabis extract for refractory chemotherapy-induced nausea and vomiting (CINV). www.springermedizin.de

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