In Zeiten rasanter Veränderung wollen die Menschen Sicherheit. Für das Gesundheitssystem stellt die Apotheke dafür einen verlässlichen Grundpfeiler dar, den die Politik unterstützen soll. Deshalb richtet die Standesvertretung sieben Forderungen an die künftige Bundesregierung.
Sicherheit wird durch vertrauensvolle Ansprechpartner gewährleistet, die den Menschen fundiertes Wissen geben, so Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr, Präsidentin der Österreichischen Apothekerkammer, kürzlich bei der Präsentation der Forderungen: „Genau das ist unsere Stärke und die Grundlage für unsere Empfehlungen“. Zwei Kriterien bilden dafür das Fundament: Apothekerinnen und Apotheker stehen für die solide Basisversorgung der österreichischen Bevölkerung, die wohnortnah, für jeden Österreicher gleich und bundesweit einheitlich ist. „Gleich, fair und gerecht – von Anfang an.“
Die Apotheke als Eingangstüre
Die Stärkung der Apotheken sei der zentrale Schlüssel, um die Gesundheit der Menschen zu verbessern, das medizinische System zu entlasten und bestehende Versorgungslücken zu schließen, erklärte Mursch-Edl-mayr. Die Apotheke fungiere als Eingangstür in das „Haus der Gesundheitsversorgung“, in dessen oberster Etage die stationäre Behandlung angesiedelt sei. Denn nur 20 Prozent der Patientinnen und Patienten in der Apotheke benötigen tatsächlich eine medizinische Behanldung. Daher müsse sich die Politik zu den öffentlichen Apotheken als unverzichtbare Gesundheitsinfrastruktur klar bekennen und die Versorgungsleistungen müssen fair abgegolten werden. „Viele Leistungen der Apothekerinnen und Apotheker werden aktuell überhaupt nicht bezahlt. Dazu gehören die personal- und zeitintensive Bewältigung von Lieferengpässen, die Nachtdienste sowie die Beratung im Rahmen der Patientenlenkung“, sagt Mursch-Edlmayr. Dienstleistungen der Apotheken können heute nicht mehr über die Arzneimittelspannen abgegolten werden.
Die Rolle der Apotheken in der Prävention könnte durch den Ausbau gesundheitsfördernder Test- und Screening-Angebote in den Bereichen Zuckerkrankheit, Herzkreislauf- und Infektionskrankheiten sowie Tumorvorsorge vorort gestärkt werden. Hier bedürfe es jedoch einer schnellen Umsetzung: „Österreich braucht eine bundesweite Präventionsstrategie mit klaren Zielen, Verantwortlichkeiten und einer einheitlichen Finanzierung. Präventive Maßnahmen, die über die Apotheken angeboten und abgerechnet werden, sind wirksam, treffsicher, nachhaltig und kosteneffizient“, so Mursch-Edlmayr.
Viele Potenziale
Die Maßnahmen, die die Apothekerschaft von der kommenden Bundesregierung fordert, umfassen auch die Schaffung der rechtlichen Grundlage für Impfungen in den Apotheken sowie die Aufnahme in das öffentliche Impfprogramm, die Einführung von verpflichtenden klinisch-pharmazeutischen „Medikations-Checks“ im Krankenhaus zur Verringerung von Medikationsfehlern und unerwünschten Nebenwirkungen sowie die lückenlose Digitalisierung des Medikationsprozesses von der Verordnung bis zur Verabreichung der Arzneimittel im Spital. Die Medikationsanalyse in der öffentlichen Apotheke in Form der Prüfung der eingenommenen Arzneimittel einer Patientin bzw. eines Patienten erhöht die Therapietreue und Gesundheitskompetenz – und verbessert damit die Gesundheit der Bevölkerung.
Neue Dienstleistungen
Aktuelle Projekte der Apothekerkammer betreffen beispielsweise eine Verschränkung der telefonischen Auskunftsnummer 1450 mit den Apotheken als stationärer Anlaufstelle, die mit Nacht- und Wochenenddiensten rund um die Uhr wohnortnah verfügbar sind. Denn derzeit werden die meiste Anrufer letztlich doch an eine medizinische Versorgung verwiesen. Der Ausbau einer auch zu Randzeiten verfügbaren telemedizinischen Ordination mit Bildmöglichkeit und für den Austausch bestimmter Testmöglichkeiten, die für die stationäre Apotheke als Ansprechpartner zur Verfügung steht, könnte viele Spitalsbesuche vermeiden. Ebenso ließen sich viele unerwünschte Arzneimittelwirkungen durch eine Medikationsanalyse bei Multimedikation vermeiden und die Therapietreue verbessern. Ein Pilotprojekt mit der MedUni Wien soll zeigen, welche Auswirkungen eine konsequente Überprüfung und gegebenenfalls Revidierung der Medikation hat. In Sachen Digitalisierung haben die Apothekerinnen und Apotheker mit der Umsetzung des e-Rezepts bereits eine Pionierrolle eingenommen.
Derzeit wird ein neuer Gesamtvertrag mit der Sozialversicherung verhandelt. Das Ziel ist klar: Der Leistungskatalog muss an das neue Dienstleistungsspektrum angepasst werden .
Quelle: PK und Presseinformation Österreichische Apothekerkammer