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30.04.2019 | Leitthema
Die alltägliche medizinisch-therapeutische Versorgung unserer Kinder
Ein ethisches Dilemma
Erschienen in: Pädiatrie & Pädologie | Sonderheft 1/2019
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In den letzten Jahrzehnten hat sich die Arbeitssituation in den kinderärztlichen Ordinationen gravierend geändert. Es werden immer mehr Kinder mit Fehlernährung (Übergewicht und Karies), Allergien und mit Verhaltens- und Entwicklungsproblemen und psychischen Erkrankungen vorgestellt. Kinder aus sozial schwachen Familien haben ein höheres Risiko. Im Gegensatz zu dem steigenden Bedarf an Betreuung und Beratung nimmt die Zahl der Kinderfachärzte mit Kassenpraxis ab. Das Angebot an kostenfreien Plätzen für Psycho-, Ergo-, Physiotherapie oder Logopädie ist völlig unzureichend. Es gibt jahrelange Wartezeiten.
Aufgrund der ungünstigen, fordernden und schlecht entlohnten Arbeitsbedingungen in den Kassenpraxen, ziehen es immer mehr junge Kinderfachärzte vor, eine Wahlarztordination zu eröffnen. Das führt zu einer Zwei-Klassen-Medizin. Kinder und Jugendliche aus sozial schwachen Schichten werden schlechter medizinisch-therapeutisch versorgt und haben ein höheres Risiko für physische und psychische Entwicklungsstörungen und chronische Erkrankungen im späteren Leben. Diese Entwicklung birgt die Gefahr von hohen Kosten für medizinische therapeutische Versorgung der kommenden Generationen und von sozialen Spannungen. Es besteht dringender Handlungsbedarf, um die öffentliche Gesundheitsversorgung mit genügend finanziellen und personellen Ressourcen an den geänderten und steigenden Bedarf anzupassen. Neue multidisziplinäre pädiatrische Netzwerke und Kooperationsmodelle mit multikultureller und multilingualer Unterstützung sollten dringend eingeführt werden.