Wirkstoff Dronabinol: Linderung bei chronischer Migräne

Eine seit 14 Jahren anhaltende chronische Migräne sorgte bei einer Patientin für eine massive Beeinträchtigung der sozialen Kontakte und der beruflichen Tätigkeit. Nachdem kein Therapieansatz langfristige Erfolge zeigte, wurde anstatt der occipitalen Nervstimulation – last option – eine Dronabinol-Therapie gestartet, die zu einer wesentlichen Verbesserung der Symptomatik führte. Die 31-jährige Patientin litt seit ihrem 16. Lebensjahr nach Einsetzen der Menstruation an einer chronischen Migräne nach ICD-Definition. Die Behandlung wurde von Beginn an primär an Fachärzte für Neurologie weitergeleitet. Zum Vorstellungszeitpunkt der Patientin traten 28 Kopfschmerztage, davon 20 Migränetage pro Monat auf, welche sich mit typischer Hemikranie, Erbrechen und Lichtscheue zeigten. Die Dauer der Attacken betrug durchschnittlich zwei bis acht Stunden, die vor allem tagsüber auftraten. Die häufigsten Migräne-Trigger waren Stress, Alkohol und Müdigkeit. Durch all diese Faktoren kam es zu einer massiven Beeinträchtigung der beruflichen Tätigkeit und der sozialen Kontakte. Therapie und Medikation Die Medikation der Prophylaxe vor Beginn der Dronabinol-Therapie bestand aus Metoprolol und Flunarizin. Außerdem wurde Topiramat, ASS, Paracetamol und Sumatriptan gegeben. Zudem wurden Entspannungsübungen mit Qi Gong und Yoga sowie eine Hypnosetherapie gemacht. Botulinumtoxin wurde nach dem PREEMT-Schema verabreicht. Die Patientin wechselte in diesem Zeitraum zur Stressreduktion auch dreimal den Arbeitgeber. Alle durchgeführten medikamentösen Behandlungen wie auch die Entspannungstherapie führten jeweils nur kurz nach der Einstellung zu einer Besserung der Symptomatik. Über den gesamten Verlauf konnte jedoch keine bleibende Verbesserung hinsichtlich der Anzahl oder der Intensität der Attacken erreicht werden. Die erlaubten Höchstdosen aller verwendeten Medikationen wurden erreicht. Über den Verlauf von 14 Jahren stand nach Ausschöpfen aller zu diesem Zeitpunkt verfügbaren Behandlungsmöglichkeiten als ultima ratio nur mehr die occipitale Nervstimulation zur Verfügung, welche auch der Grund der Patientenvorstellung war. Aufgrund des Alters der Patientin, der Intensität und der Konsequenzen des Eingriffs wurde daher eine optionale Therapie mit dem Wirkstoff Dronabinol in Erwägung gezogen und von der Patientin nach Aufklärung präferiert. Rationale der Dronabinol-Therapie Das primäre Ziel der Dronabinol-Therapie war eine Reduktion von Frequenz und Intensität der Migräneattacken. Daher wurde die 2,5-prozentige ölige Dronabinol-Lösung zunächst mit 1,6 mg (zwei Tropfen abends) gestartet und langsam bis zur gut wirksamen Dosis von 7,5 mg (3 x 3 Tropfen) auftitriert. Klinischer Verlauf Das Steigerungsintervall wurde bei der Patientin auf eine Woche erhöht, da als Nebenwirkung anfangs Müdigkeit auftrat. Diese bildete sich jedoch im Laufe der Therapie zurück. Mit zunehmender Dosierung wurde bei der Patientin ein sukzessiver Rückgang von Frequenz und Intensität der Migräne festgestellt. Nach sechs Wochen kam es bei einer Dronabinol-Dosierung von 7,5 mg/Tag zu keiner Migräne mehr. Es traten seither nur noch zwei bis vier (Spannungs-)Kopfschmerztage im Monat auf, weshalb eine Akuttherapie wahlweise ergänzend mit ASS 500 mg und Paracetamol 500 mg erfolgte. Aus diesem Grund war keine Basistherapie mehr nötig, sodass Metoprolol 1.000 mg pro Tag über einen Zeitraum von vier Wochen ausgeschlichen werden konnte. Die Entspannungstherapien wurden beibehalten. In Abhängigkeit von beruflicher Belastung konnte von der Patientin selbst eine variable Dosisadaptierung erfolgen. Unter Dronabinol verbesserte sich die Schmerzsymptomatik derart, dass für die Patientin wieder Kontinuität im Alltag gegeben war. Der Patientin war es wieder möglich, stabile soziale Kontakte zu pflegen und ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit (freiwilliger Rettungsdienst) nachzugehen. Seit Therapiebeginn war der Wechsel des Arbeitgebers nicht mehr notwendig. Die Patientin konnte sich ebenfalls besser mit ihrer Migräne auseinandersetzen und beeinflussende Faktoren identifizieren. Aktuell befindet sich die Patientin nach wie vor in Therapie und erhält zum Zeitpunkt der Falldokumentation seit zwei Jahren und vier Monaten Dronabinol. Bisher konnte keine Toleranzentwicklung festgestellt werden. Die Patientin zeigte aufgrund der guten Wirksamkeit eine hohe Akzeptanz gegenüber Dronabinol. Alle Kontrolltermine wurden wahrgenommen und die Patientin machte emotional, sozial und hinsichtlich der Migränesymptomatik einen stabilen Eindruck. 2-4 Kopfschmerztage pro Monat. Nach einer sechswöchigen Dronabinol-Therapie mit 7,5 mg/Tag verringerten sich die Schmerzepisoden deutlich bei der jungen Frau. Es traten seither nur noch zwei bis vier (Spannungs-) Kopfschmerztage im Monat statt 28 Kopfschmerztage (davon 20 Migränetage/Monat) auf.

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