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Ärzte Woche

28.11.2018

Interview

„Der Ärzteball ist ein Glückstreffer“

verfasst von: Mit Isabella Heissenberger hatMartin Kenek-Burger gesprochen

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Organisatorin Dr. Isabella Heissenberger über ihren Ball-Moment, ihre Zukunft als Ballmutter und eine Eröffnungsshow, die von Tänzern mit Trisomie 21 gestaltet wird.

Darf man zu einer jungen Frau Ballmutter sagen?

Heissenberger: Ich würde mich schon als Ballmutter bezeichnen, das ist eigentlich sehr nett gemeint. Ich würde auch nicht sagen, dass dies ein antiquierter Begriff ist. Es ist ja auch der Ball etwas Traditionelles, da darf ruhig was Altbackenes mitschwingen. Wenn das Wort Ballmutter fällt, weiß man sofort, wer gemeint ist.

Nämlich?

Heissenberger: Die, die darauf schaut, dass es dem Ball gut geht. Dass das Baby Ärzteball gewissermaßen die ersten Schritte macht, strahlt und dass am Ende jeder einen netten Abend verbracht hat.

Ein Ballvater ist mir noch nicht oft begegnet.

Heissenberger: Bevor ich es übernommen habe, gab es tatsächlich einen Ballvater, den Medizinalrat Fuchs. Mit der Übergabe der Ballorganisation an mich hat ein Generationswechsel stattgefunden. Wobei meine Hände auch schon bewährte Hände sind, denn es ist bereits der 7. Ball, den ich machen darf. Und es ist immer noch eine Ehre für mich.

Woran erkennt der Ballgast Ihre Handschrift?

Heissenberger: Ich habe den Ärzteball modernisiert, aber die Tradition nicht mit Füßen getreten. Ich habe eine Verantwortung, gewisse Dinge weiterzutragen. Es gibt immer noch Debütantinnen und Debütanten, die auf diese schöne Weise in die Gesellschaft eingeführt werden. Unsere Eröffnungen sind oft klassisch gestaltet, mit Zylinder und Spazierstock – deswegen sind sie aber nicht stocksteif. Wir hatten aber auch Eröffnungen mit Regenschirmen, ich würde meinen Stil als modern-elegant beschreiben. Für mich käme es nie infrage, den Dresscode zu ändern. Eine große Robe, Frack oder Smoking, das gehört sich für einen großen Ball. Das Spektakel soll ja allen Generationen, nicht nur dem jungen Gast, gefallen, sondern auch dem, der schon seit Jahrzehnten auf den Ball geht. Im Idealfall kommt die ganze Familie. Wenn wir was richtig gemacht haben, dann hat sich am Ende des Balls jeder so wohl gefühlt, dass er sagt, ich komme wieder und bringe noch meine Freunde mit.

Im Vorjahr lautete das Tanzmotto „Wiener Blut“, die Eröffnungseinlage der Tanzprofis war feurig-rockig. Heuer haben Sie als Motto „Tanzen ist Medizin“ ausgegeben, wie wollen Sie das auf dem Parkett umsetzen?

Heissenberger: Ich darf aus dem Nähkästchen plaudern, es wird ein paar Überraschungen geben. Wir haben den gesundheitsfördernden Aspekt des Tanzens in den Mittelpunkt gestellt. Schließlich braucht man eine aufrechte Haltung, sonst kann man gar nicht tanzen. Tanzen ist für den Bewegungsapparat gut, aber auch fürs Gemüt, es macht Spaß, man hat Freude an der Bewegung. Die „Ich bin O. K. Dance Company“ studiert eine Einlage für die Eröffnung mit unserem Choreografen Andy Pohl ein.

Was möchten Sie damit sagen?

Heissenberger: Egal, wie du ausschaust, etwa wie alt du bist oder welche Erkrankung du hast, tanzen kann jeder, jeder kann Spaß daran haben, jeder profitiert. Der Kreis schließt sich, die Details passen zueinander.

Wie kommen Sie auf so ein Ballmotto?

Heissenberger: Es ist meist ein Geistesblitz, aber dieses Mal haben wir uns mehrere Themen überlegt. Die Verknüpfung von Medizin und Tanz hat mir am meisten zugesagt. Die Eröffnung werden wir heuer wieder modern gestalten. Ein kleiner Ausblick: Es wird ein spannender Abend werden. Die künstlerische Gesamtleitung liegt beim Wiener Balletttheater Mastaire.

Eine Eröffnung bedeutet eine Menge an menschlichem Gedränge in den schmalen Seiteneingängen. Im Vorjahr wurde eine Dame bewusstlos, gab es schon gröbere Unfälle?

Heissenberger: Bislang noch nicht. Es passiert so gut wie nie, dass jemand mit der Rettung ins Spital geführt werden muss. Wir haben aber ein medizinisches Notfallteam am Ball, einen Notarzt und Sanitäter, die die Erstversorgung machen. Gott sei dank kann das meiste vor Ort gelöst werden, es gibt kleine Wunden, etwa verstauchte Knöchel zu versorgen und hin und wieder Kreislaufprobleme .

Nach sieben Jahren Ballorganisation, was war Ihr besonderer Ärzteball-Moment?

Heissenberger: Ich bin selbst eine leidenschaftliche Ballgeherin. Mein persönliches Ärzteballerlebnis habe ich jedes Jahr, wenn die Eröffnung vorbei ist, der Ball beginnt und alles so passt, wie ich es mir vorgestellt habe.

Erleichterung?

Heissenberger: Stolz. Die ganze Arbeit des Jahres hat sich gelohnt für diesen einen perfekten Tag, dieses Gefühl, diese Stimmung, dieses Drumherum ist mein perfekter Ärzteball-Moment.

Wann und wie beginnt ihr Balltag?

Heissenberger: Sehr früh. Ich bin schon um 8 Uhr beim Friseur. Um 11 Uhr findet die erste Besprechung in der Hofburg mit dem Ballkomitee und den engsten Mitarbeitern statt. Die Generalprobe des Damen- und Herren-Komitees ist der nächste Tagesordnungspunkt, nebenbei werden die Dekorationen und der Blumenschmuck gebracht. Erst um 18 Uhr findet die Begehung mit dem Magistrat statt, bei der entschieden wird, ob der Ball überhaupt stattfinden kann. Theoretisch könnte es zu diesem Zeitpunkt passieren, dass wir alles abblasen müssen. Ich habe von so einem Fall zwar noch nie gehört, aber wer weiß, es gibt immer ein erstes Mal.

Mit Stress geht jeder anders um, man soll ja nicht sehen, wie groß die Anspannung ist. Wielegen Sie den Schalter bei der Eröffnung um?

Heissenberger: Dafür ist mein Brotjob als Kinderärztin im Spital verantwortlich. Ich bin es gewohnt, auch mal 25 Stunden durchzuarbeiten, und bei der Eröffnung freue ich mich dann auf einen weiteren schönen Ball.

Sie sind die Erste im Ballsaal. Drehen Sie auch das Licht ab?

Heissenberger: Ich bleibe meist nicht bis ganz zum Schluss, weil meine Füße nicht mehr mitmachen, aber bis 4 Uhr Früh bin ich schon da, also fast bis zum Schluss. Wenn man durchhält – das hat ein eigenes Flair.

Apropos Flair. Unser deutsches Schwesterblatt, die Ärzte Zeitung, übernimmt die Berichterstattung vom Wiener Ärzteball. Ballkultur verbindet man mit Wien. Wie groß ist das Interesse von deutschen Ballgästen?

Heissenberger: Es ist unfassbar. Ich habe vor Kurzem einen Anrufer aus Deutschland gehabt, der unbedingt wiederkommen will, obwohl er einen Schlaganfall erlitten und keine Tanzpartnerin hat. Andere planen eine mehrtägige Wien-Reise rund um den Ärzteballbesuch.

Was unterscheidet die Wiener Bälle von deutschen?

Heissenberger: Es gibt in Deutschland sehr wenig, was mit der Wiener Ballkultur vergleichbar ist. In Deutschland ist ein Ball sehr oft ein Dinner, eine Verbindung aus Essen und Tanz. Auf einem klassischen Wiener Ball gibt es zwar auch etwas zu essen und zu trinken, aber das ist sekundär. Der schöne Rahmen, das Tanzen und das Vergnügen stehen im Vordergrund. Manche Elemente der Ballkultur, die für uns ganz normal sind, wie die Damenspende, sind für Gäste von außerhalb faszinierend. Viele Anfragen aus dem Ausland drehen sich um die Frage, ob man diese mysteriöse Damenspende selbst mitbringen muss.

Im Vorjahr hat Nina Proll ihre Vorstadtlieder gesungen, wen werden wir 2019 erleben?

Heissenberger: Heuer tritt eine Independentband auf.

Ist nach dem 100. Ärzteball Schluss?

Heissenberger: Für mich ist es extrem schön, mich jedes Jahr zu übertreffen. Es ist zwar Arbeit, aber eigentlich ein Vergnügen. Der Ärzteball ist mein Glückstreffer, es gibt nichts, was mich dabei belastet. Wenn man möchte, dass ich das mache, dann bleibe ich dem Ärzteball ganz lange treu.

Weitere Informationen:

https://www.ichbinok.at/dance-company/

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Metadaten
Titel
Interview
„Der Ärzteball ist ein Glückstreffer“
Publikationsdatum
28.11.2018
Zeitung
Ärzte Woche
Ausgabe 49/2018

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