Zeitschrift für Komplementärmedizin 2009; 1(5): 1
DOI: 10.1055/s-0029-1186151
zkm | Editorial

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Gelenkerkrankungen sind eine Domäne der Naturheilverfahren

Rainer Stange
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Publication Date:
16 September 2009 (online)

Diagnostik, Therapie und sozialmedizinische Folgekosten muskuloskeletaler Erkrankungen verbraten einen Löwenanteil des gesamten Gesundheitsbudgets und sind führend bei den Ursachen für Arbeitsunfähigkeit und Frühberentung. Früher meist als „orthopädische“ Erkrankungen klassifiziert, tragen mittlerweile Hausärzte und Internisten die Hauptlast ihrer Versorgung. Denn die Orthopädie versteht sich zunehmend als interventionelles Fachgebiet, dem so notwendigerweise Interesse und Gespür für konservative Behandlungsmöglichkeiten abhanden geht.

Dank erhöhter diagnostischer Sensibilität und klinisch sinnvoll anwendbarer Algorithmen, nicht durch neue Laborparameter und bildgebende Verfahren, werden chronisch entzündliche Gelenkerkrankungen, insbesondere Spondylarthropathien, heute wesentlich früher erkannt. Dies führte zu einem nur scheinbaren Anstieg ihrer Inzidenzen und Prävalenzen: knapp 4 % der Bevölkerung leiden daran. Damit zählen sie zu den häufigeren Erkrankungen; noch vor 10 Jahren galten sie eher als selten. In den Praxen ist naturgemäß ein noch höherer Anteil der Patienten betroffen. Nicht nur aufgrund der unzureichenden Erreichbarkeit eines Rheumatologen stellen diese ihre Fragen an Internisten und Allgemeinmediziner.

Gelenk- und muskuloskeletale Erkrankungen sind und waren von jeher eine Domäne der Naturheilverfahren, der Akupunktur, ausleitender Verfahren usw.

Die vorliegende Ausgabe der zkm versucht, sich nicht nur auf den sicheren Pfaden zu bewegen, die durch dieses Thema führen, und die bereits ausreichend dokumentiert sind (z. B. Akupunktur).

Der Refresher zur Akupunktur bei Kniegelenksarthrose von P. Velling komprimiert den heutigen Stand der Erkenntnisse und Praktiken.

Das Interview mit einem Doyen der Fastentherapie, H. Lützner, ist ein Einstieg in eine der wichtigsten Methoden der naturheilkundlichen Entzündungskontrolle und Schmerztherapie.

Pro und Kontra um die Fastentherapie bei rheumatischen Erkrankungen wird bewusst nicht um das Fasten an sich, also um die Grundsatzfrage, geführt, sondern um ihren differenziell gerechtfertigten Einsatz.

Die Therapie mit Weihrauch bei entzündlichen wie degenerativen Gelenkschmerzen ist äußerst weit verbreitet. Das Internet sprudelt über vor Angeboten. Bei aller berechtigten Hoffnung ist dennoch angesichts der dürftigen wissenschaftlichen Bearbeitung Vorsicht angebracht. Die zkm stellt sich diesem Thema mit 3 Beiträgen, insbesondere weil Weihrauch bei Patienten fast noch populärer ist als bei Ärzten. H. Gerhardt dürfte als einzelner Arzt in Deutschland die meisten Patienten mit Weihrauch behandelt haben und berichtet über seine Erfahrungen. Ergänzt durch eine Kasuistik von R. Brenke und das Heilpflanzenporträt von S. Bäumler stellt der Weihrauch einen kleinen Schwerpunkt des Heftes dar.

Die Renaissance der ausleitenden Verfahren, insbesondere Blutegel und Aderlass, nimmt A. Michalsen zum Anlass, um auf ihren besonderen Stellenwert bei periartikulären Prozessen hinzuweisen. Dazu können wir Ihnen mit dem Beitrag von M. Aurich und D. Koeppen die Originaldaten einer Anwenderumfrage zur Blutegeltherapie vorstellen.

C. Kessler und E. Stapelfeld entwickeln ausgehend von der westlichen Diagnose „Arthrose“ die individuellen, konstitutionsabhängigen Strategien der ayurvedischen Medizin.

Was kann der Patient selbst tun? Dieser häufigen, aber oft nicht qualifiziert beantworteten Frage widmet sich J. Rohde, der nicht müde wird, auf die Bedeutung von Automobilisation und Gelenkschutz im Alltag hinzuweisen.

Inzwischen sind Sie bereits auf die ergänzenden Kurzstatements der vier Fachleute sowie die Praxisinfo als feste und bewusst knapp und konkret abgefasste Bestandteile jeder zkm-Ausgabe gespannt!

Viel Spaß und Anregungen beim Lesen wünscht Ihnen

Dr. med. Rainer Stange

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