FotografiaBasica / iStock × Zum Wohl der Patientensicherheit. Rund fünf Prozent jener WGKK-Versicherten, die Medikamente brauchen, nehmen zehn oder mehr Präparate. Besonders betroffen sind Frauen und ältere Menschen. Sie gehen damit nicht selten ein gesundheitliches Risiko ein. Eine Informationskampagne zur sogenannten Polypharmazie soll nun alle Beteiligten sensibilisieren. "Unser Ziel ist es, hier gegenzusteuern - mit Hilfe der Ärztinnen und Ärzte und im Sinne der Patientensicherheit", sagt Edith Brandner, Leiterin der Abteilung Medizinische Behandlungsökonomie der WGKK.Die Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) startete dieser Tage eine umfassende Informationskampagne zum Thema Polypharmazie. Der Begriff steht für die gleichzeitige Einnahme mehrerer Medikamente - ein Phänomen, das durch eine älter werdende Gesellschaft, die Zunahme von Mehrfacherkrankungen und komplexere Krankheitsbilder zunehmend in den Fokus der Gesundheitspolitik rückt. Denn: Polypharmazie kann medizinisch begründet sein, ist allerdings aufgrund verschiedenster Wechselwirkungen nicht selten mit erheblichen gesundheitlichen Risiken, verminderter Lebensqualität und auch hohen Folgekosten verbunden. In Wien zeigt sich auf Basis einer WGKK-internen Auswertung für das 2. Quartal 2014, dass von all jenen Versicherten, die Medikamente nehmen, rund fünf Prozent zehn oder noch mehr Wirkstoffe allein von einer Ärztin/einem Arzt verschrieben bekommen haben. Das sind an die 21.000 Personen. Nicht berücksichtigt sind dabei etwaige Privateinkäufe, also etwa Präparate, die nicht rezeptpflichtig sind oder unter der Rezeptgebühr liegen. Generell sind Frauen mit einem Anteil von fast zwei Drittel vom Phänomen der Polypharmazie weitaus häufiger betroffen als Männer. Und auch das zunehmende Alter spielt eine Rolle: Bei den Polypatientinnen sind drei Viertel über 60 Jahre alt, bei den Männern liegt der Anteil bei rund zwei Drittel. Infos vom Medikamenten-Ratgeber bis zum Polyquoten-Brief Die Zahl von Medikamenten auf ein individuell sinnvolles Maß einzuschränken - das sei der Ansatz, den alle Beteiligten konsequent verfolgen sollten, appelliert Brandner sowohl an Ärztinnen und Ärzte als auch an Patientinnen und Patienten. Als Unterstützung bietet die WGKK umfassendes Informationsmaterial an, das für die aktuelle Kampagne von der Sozialversicherung gemeinsam mit der Österreichischen Gesellschaft für Geriatrie und Gerontologie und mit der Österreichischen Pharmakologischen Gesellschaft erstellt wurde. Unter dem Slogan "Vorsicht Wechselwirkung" gibt es diverse Folder, Broschüren und einen Medikamenten-Ratgeber für Versicherte und Ärztinnen und Ärzte. Zudem hat die Sozialversicherung in diesem Zusammenhang die sogenannte Polyquote entwickelt: Sie gibt den Prozentsatz der Patientinnen und Patienten an, deren (abgerechnete) Medikation zehn Wirkstoffe in einem Quartal überschreitet. Zur Information und als Denkanstoß erhalten die Allgemeinmediziner nun erstmals und in weiterer Folge einmal jährlich von der WGKK einen Polyquoten-Brief, in dem die Werte für die jeweilige Ordination ausgewiesen sind. Brandner abschließend: "Wir gehen hier ein schwieriges Projekt an, weil es darum geht, Verhalten zu ändern. Gemeinsam können wir es aber schaffen, die Sensibilität bei diesem Thema zu erhöhen und im Umkehrschluss die Risiken der Polypharmazie zu minimieren."