Ugreen / iStock / Thinkstock × Verbesserte Regeneration durch gesteigerte Produktion von Signalmolekülen. Frankfurter Wissenschaftler haben gemeinsam mit internationalen Forschern eine neue Funktion von Vitamin D entdeckt, die die Basis für wirksamere Behandlungen von Gefäßschädigungen bei Volkskrankheiten wie dem Diabetes legen könnte. Ob Osteoporose, Multiple Sklerose oder möglicherweise Herzinfarkte: Eine Vielzahl von Krankheitsbildern wird mit einem Mangel an Vitamin D in Verbindung gebracht. Auch in Deutschland ist die Vitamin-D-Unterversorgung ausgesprochen häufig. Mindestens 60 Prozent der Deutschen haben einen zu niedrigen Vitamin-D-Spiegel, obgleich der Körper bei ausreichender Sonnenbestrahlung der Haut Vitamin D selbst bilden kann. Frankfurter Wissenschaftler um die Physiologen Prof. Ralf Brandes und PD Dr. Katrin Schröder vom Fachbereich Medizin der Goethe-Universität Frankfurt haben jetzt entdeckt, das Vitamin D die Blutgefäßneubildung fördert. Mit dieser Erkenntnis könnte die Therapie von Krankheiten verbessert werden, die eine eingeschränkte Gefäßregeneration zur Folge haben. Ein sehr verbreitetes Beispiel für eine solche Erkrankung ist Diabetes. Die Ergebnisse und Schlussfolgerungen wurden am 16. September in der aktuellen Ausgabe des renommierten Fachjournals „Circulation" veröffentlicht. Es handelt sich um die erste Studie, die den Zusammenhang von Gefäßregeneration und Vitamin D aufdeckt. Einnahme von Vitamin D erhöht regenerationsaktivierende Zellen Im Gegensatz zu vielen anderen Vitaminen, die im Stoffwechsel gebraucht werden, synthetisiert der menschliche Körper aus Vitamin D ein Hormon. Von diesem Vitamin-D-Hormon, 1,25-Dihydroxycholecalciferol, gehen vielfältige Funktionen aus. Es fördert die Kalziumaufnahme im Darm, wirkt dem Kalziumverlust im Knochen entgegen und reguliert damit den Knochenaufbau. Die Forscher konnten nun nachweisen, dass die Gabe des Vitamin-D-Hormons die Regeneration von Blutgefäßen fördert. Die Wissenschaftler beobachteten, dass die Einnahme von Vitamin D beim Menschen die Menge der im Blut zirkulierenden regenerationsaktivierenden Zellen erhöht. Gleichzeitig konnte im Mausmodell belegt werden, dass die Gabe von niedrigen Dosen des Vitamin-D-Hormons die Heilung von Blutgefäßen beschleunigt. Die bei der Zuckerkrankheit stark eingeschränkte Gefäßneubildung ließ sich damit vollständig normalisieren. Eine besondere Leistung der Forscher war es, den der Gefäßregeneration zugrundeliegenden Mechanismus nachzuweisen. So konnte belegt werden, dass das Vitamin-D-Hormon die körpereigene Regeneration steigert, indem es die Produktion eines sehr wichtigen Signalmoleküls in der Zelle erhöht. Dieses Hypoxie-induzierbarer Faktor (HIF1α) genannte Protein ist für die Bildung einer Vielzahl wichtiger regenerativer Gewebehormone zuständig. Die Wissenschaftler kommen zum Fazit, dass eine Vitamin-D-Gabe bei Patienten mit eingeschränkter Gefäßregeneration, wie im Falle von Diabetikern, therapeutisch erprobt werden sollte.