Stauke - Fotolia × Reisen und Rheuma schließen einander nicht aus. Auch dann nicht, wenn es sich wie bei der rheumatoiden Arthritis (RA) um eine der folgenschwersten Formen handelt. Wie geht es im Urlaub mit der Therapie weiter? Worauf muss geachtet werden, wenn man Arzneimittel mitnimmt? Braucht man Impfungen und wenn ja, welche bzw. dürfen diese überhaupt durchgeführt werden? Und: Was, wenn man während des Reise einen Schub hat? Fragen über Fragen, die RA-Betroffene vorab mit ihrem Rheumatologen besprechen sollten. Hier zehn Tipps rund ums Reisen mit rheumatoider Arthritis – von Doz. Dr. Johann Gruber, Leiter der Rheuma-Ambulanz sowie Rheuma-Station an der Innsbrucker Universitätsklinik für Innere Medizin VI, und Christine Pleninger von der Österreichischen Rheumaliga, Landesstelle Wien. Pleninger leidet seit 26 Jahren unter RA und ist trotzdem durch Kappadokien in Zentralanatolien, Türkei, gewandert, hat in Spanien sowie Griechenland die Sonne genossen, eine mehrwöchige Schiffreise unternommen und fährt diesen Sommer bereits zum 25. Mal an die venezianische Riviera. 1. Wohin die Reise geht... Geografische und klimatische Bedingungen können einen Einfluss auf die Erkrankung haben und sollten daher bei der Urlaubsplanung berücksichtigt werden. Speziell Wetterextreme, schwülwarmes tropisches Klima und/oder nass-kaltes Wetter sind für RA-Betroffene weniger empfehlenswert. Dennoch muss jeder für sich entscheiden, was das Richtige ist. Christine Pleniger etwa liebt den Süden, während in ihrer Selbsthilfegruppe andere Betroffene den kühlen Norden favorisieren. 2. Medikamente gehören ins Handgepäck Sehr wichtig ist, dass man die Bedarfsmedikation immer im Handgepäck bei sich trägt. „Weniger, weil Gepäckstücke womöglich verloren gehen, sondern vielmehr weil etwa im Gepäckraum eines Flugzeugs Minusgrade herrschen. Oder stellen Sie sich vor, Ihr Koffer liegt auf einem südländischen Flughafen stundenlang in der prallen Sonne", erklärt Rheumatologe Johann Gruber. 3. Rucksack oder Trolley? Bequeme Trolleys sind mittlerweile in jeder Größe erhältlich und eignen sich hervorragend für RA-Betroffene, da sie die Gelenke schonen. Ein schwerer Rucksack ist wohl eher etwas für die jüngere Reisegeneration. Allerdings schont man damit ebenfalls die Gelenke, daher empfiehlt sich für das Handgepäck in jedem Fall ein (kleinerer) Rucksack oder auch eine Umhängetasche. 4. Reisen Sie bequem Der Urlaub beginnt schon bei der Anreise. Während das Gros der Reiselustigen meist so schnell wie möglich als Ziel gelangen möchte, sollten RA-Betroffene, wann immer sie müssen und können, eine Pause einlegen. Oder wie Dr. Gruber sagt: „Reisen Sie so bequem wie möglich." Auch am Urlaubsziel selbst, sollte man stets auf sich und seinen Körper hören, wie Pleniger weiß: „Bei Ausflügen kann man sich zum Beispiel vorab erkundigen, wie lange diese dauern bzw. wie lange man etwa zu Fuß unterwegs ist. Wenn man es sich nicht zutraut, sollte man nicht mitfahren. Da muss man einfach ehrlich zu sich selbst sein." 5. Therapieplan: Auch im Urlaub Damit man den Urlaub richtig genießen kann, muss der Therapieplan in Absprache mit dem behandelnden Arzt auf die Reise abgestimmt und eingehalten werden. Bei Christine Pleniger war das bislang kein Problem, nicht einmal als sie vor eineinhalb Jahren eine mehrwöchige Schiffreise von Florida über Mexiko zu den Bahamas gemacht hat: „Ich musste nur schauen, dass sich das vom Datum her ausgeht." Übrigens: In der Regel sollten Arzneimittel auch bei einer Zeitverschiebung stets zur gleichen Zeit eingenommen werden. Diese und andere Details müssen aber vorab mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden, denn Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel. 6. Reiseapotheke Wer Arzneimittel auf die Reise mitnimmt, sollte einige Dinge beachten. Dazu der Innsbrucker Rheumatologe: „Die Lagerung bzw. der Transport von Medikamenten sollte laut Angaben der Gebrauchsinformation erfolgen. Und am besten klärt man auch im Vorfeld ab, ob am Urlaubsort ein Kühlschrank zur Verfügung steht." Außerdem sollten RA-Betroffene stets einen internationalen Medikamentenausweis und/oder eine ärztliche Bestätigung mitführen. Überdies sollte die Reiseapotheke Desinfektionsmittel, Wund- und Heilsalben, Verbandsmaterial, Pinzette und Schere, Fieberthermometer, Insekten- und Sonnenschutz, Schmerzmittel, Augen-, Ohren- und Nasentropfen, Durchfallmedikamente und orale Rehydrierungslösungen beinhalten. 7. Ein Schub im Urlaub? Was tun? Wer für einen Schub Vorkehrungen treffen möchte, kann entsprechende Präparate mitnehmen. Hierfür muss der behandelnde Arzt jedoch ein Dosierungsschema festlegen, mit dem ein Schub selbst im Urlaub kurzfristig behandelt werden kann. In einigen Ländern gibt es freilich deutschsprachige Ärzte, die bei einem akuten Schub aufgesucht werden können. Zur Information des Arztes im Ausland sollten Betroffene eine Kopie des letzten Arztbriefes mitnehmen und schon vorher informieren, welche Spezialisten in der Nähe der Urlaubsdestination verfügbar sind. 8. Impfschutz beachten Impfungen sind für RA-Betroffene ein ganz spezielles Thema, da Lebendimpfungen etwa für Patienten mit immunmodulierenden Therapien verboten sind. Das heißt: Impfungen gegen Masern, Mumps, Röteln, Varizellen, BCG (Bacille Calmette-Guérin), Typhus (oral), Polio (oral) und Gelbfieber sind nicht möglich. Dr. Gruber unterstreicht daher, dass es Aufgabe des behandelnden Rheumatologen sei, „den Patienten gut zu beraten und im Bedarfsfall an einen Spezialisten, sprich Reisemediziner, zu überweisen." Übrigens sei an dieser Stelle betont, dass Totimpfungen (u. a. gegen Hepatitis A und B, FSME) nicht nur erlaubt, sondern besonders für Menschen mit einer chronisch entzündlichen Erkrankung wie RA wichtig und sinnvoll sind (Pneumokokken und Influenza). 9. Gut geschützt sonnt man besser Prinzipiell tut die Sonne RA-Betroffenen gut, denn sie fördert die Vitamin D-Produktion, was wiederum ermöglicht, dass die Knochen Calcium aufnehmen. Voraussetzung ist allerdings, dass man die Haut vor zu viel UV-Strahlung schützt (Cremen mit LSF 30+, Bekleidung, Kopfbedeckung etc.) und den Körper durch stetiges Trinken vor dem Austrocknen bewahrt. 10. Keine Angst vor dem Reisen „Bei unserer Krankheit braucht man keine Angst vor dem Reisen zu haben", sagt Christine Pleniger. Man solle sich nicht zuhause einigeln, so die 61-jährige Großmutter: „Ob es eine längere Reise ist oder nur ein kurzer Wochenendausflug: Es ist wichtig, dass man unter Menschen geht, auch wenn es mitunter schwer fällt." Rheumatologe Gruber kann dem nur zustimmen: „Speziell neue Therapien zielen darauf ab, den Betroffenen ein normales Leben zu ermöglichen. Und da gehört das Reisen einfach dazu."