Die Lungentransplantation: Ein Werk mit vielen Beteiligten. Klin. Abt. f. Thoraxchirurgie × 25 Jahre Lungentransplantation an der MedUniWien und in internationaler Spitzenposition Arbeitszeiten, möglicher Stellenabbau und begrenzte Finanzierung sorgen derzeit in der österreichischen Ärzteschaft und speziell an der Wiener Universitätsklinik für heftige Diskussionen, Am vergangenen Freitag feierte man indessen im AKH in Wien, als Sitz der Medizinischen Universität Wien, das Jubiläum einer hier und auch im internationalen Kontext extrem erfolgreichen Sparte der Spitzenmedizin: 25 Jahre Lungentransplantation unter Leitung von Prof. Walter Klepetko. Eine symbolhafte Zufälligkeit stand am Beginn der Erfolgsgeschichte: Während man an der 2. Chirurgischen Universitätsklinik in Wien auf die erste Spenderlunge wartete, kam die Meldung vom Fall der Berliner Mauer. Es war die Nacht vom 9. auf den 10. November 1989 und als Assistent stand dem damals 34jährigen Oberarzt Dr. Walter Klepetko sein Klinikvorstand, Prof. Ernst Wolner zur Seite. Auch ein Zeichen, wie der Vizerektor für Forschung der MedUniWien, Prof. Marcus Müller, in der Festveranstaltung anlässlich des Jubiläums anmerkte: „Innovation wird von jungen Leuten gemacht.“ Fast jede Abteilung ist beteiligt Als „Aushängeschild“ bezeichnete Prof. Bruno Meiser, Präsident von Eurotransplant und Leiter des Transplantationszentrums der Ludwig- Maximilians-Universität München, das Lungentransplantationsprogramm an der MedUniWien, etwas poetischer, der Vorstand der Chirurgischen Universitätsklinik, Prof. Michael Gnant, als "bunteste Blume der Abteilung für Chriurgie". Die Strahlkraft der Aktivitäten ist jedenfalls stark und vorbildhaft - für die Patientenversorgung, für die wissenschaftliche Forschung und für die internationale Kooperation. Die Fortschritte, die mit dem „Zugpferd“ Lungentransplantation an der Medizinischen Universität Wien erreicht werden konnten, sind weitreichend. Denn, so Klepetko, „es gibt in diesem Haus fast niemanden, der nicht mit Lungentransplantationspatienten zu tun hat.“ Von den Erfahrungen, die man in den unterschiedlichsten Fächern mit diesen oft sehr schwierigen medizinischen Situationen gewinnt, profitieren in der Folge nicht nur die Transplant-Patienten, sondern zahlreiche andere Patienten mit komplexen Krankheitsbildern. An der Erfolgsgeschichte sind viele beteiligt, betonte Klepetko: Abgesehen von den unterschiedlichsten Fachrichtungen und Berufsgruppen auch die Verantwortlichen in Stadt und Bund und der Medizin Universität Wien, und nicht zuletzt die Industrie. Aus der Frequenz wächst die Qualität Mit mittlerweile etwa 120 Lungentransplantationen jährlich ist das Wiener Zentrum heute weltführend und hat durch die Frequenz eine Routine erreicht, die das Ergebnis für jeden einzelnen Patienten optimiert. So wurde die durchschnittliche Dauer des Eingriffs von ursprünglich neun Stunden auf drei bis vier Stunden reduziert, die 5-Jahres-Überlebensrate von unter 50 Prozent auf 74 Prozent gesteigert und mit der extrakorporalen Membranoygenierung - kurz: ECMO - eine Sauerstoffversorgung des Organismus ohne Intubation ermöglicht. Die Zahl der Spenderorgane wurde durch die seit 2010 eingesetzte "Ex vivo lung perfusion" optimiert: Organe, deren Funktion für eine Verpflanzung nicht ausreichend erscheint, werden extrakorporal mit einer speziellen Lösung perfundiert, was häufig zu einer Besserung der Funktion und damit zur Eignung für die Transplantation führt. Grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit Osteuropa Die hohe Zahl der Transplantationen ist auch auf die von Klepetko mit großem Einsatz betriebene grenzüberschreitende Kooperation vor allem mit osteuropäischen Ländern zurückzuführen. Speziell ausgearbeitete Twinning-Agreements ermöglichen die Behandlung von Patienten, Schulung von Chirurgen und effiziente Verteilung von Spenderorganen. Das kommt allen Beteiligten zugute: "Durch die Öffnung nach außen wurden akademische Erfolge und die Erfüllung des Versorgungsauftrags möglich", so Klepetko. Die mittlere Wartezeit auf eine neue Lunge beträgt derzeit 141 Tage, die Mortalität der Patienten auf der Warteliste liegt bei 4,6 Prozent. Zur ursprünglich einzigen Indikation für eine Lungentransplantation, der Lungenfibrose, sind mittlerweile zahlreiche andere Lungenerkrankungen im Endstadium hinzugekommen: Von der Cystischen Fibrose, über die pulmonal-arterielle Hypertonie bis zur COPD. In seltenen Fällen werden auch Transplantationen von Lungen-Lebendspenden von Eltern für ihr Kind, und acht bis zehn Mal pro Jahr pädiatrische Lungentransplantationen durchgeführt. "Die Zukunft ist eine Wissensgesellschaft", so Müller, "und wir sind derzeit noch nicht optimal positioniert. Das Team mit Walter Klepetko ist hier eine Ausnahmeerscheinung." Quelle: Festveranstaltung 25 Jahre Lungentransplantation in Wien, 6. 3. 2015, Wien ×