Siemens × Neuroimaging und onkologische Bildgebung als Aushängeschild der bildgebenden Forschung in Österreich Um der rasanten Entwicklung auf dem Gebiet der Bildgebung auch im Bereich der Forschung Rechnung zu tragen erarbeitete der Österreichische Wissenschaftsrat im vergangenen Jahr eine Bestandsaufnahme der Situation von Forschung, Lehre und Ausstattung an den drei heimischen Medizinischen Universitäten und gibt darauf aufbauende Empfehlungen. Das entsprechende Dokument wurde Ende 2014 präsentiert. Fazit: Die Bereiche Neuroimaging und onkologische Bildgebung werden international hervorragend vertreten, die Forschungsinfrastruktur allerdings nicht optimal ausgenützt. Eine mögliche Besserung der Situation sehen die Autoren durchaus in der nun tatsächlich geltenden EU-Arbeitszeitrichtlinie, die die Chance für eine eindeutige Definition der Zeiten für Forschung und Krankenversorgung öffnen könnte. Deutlich leistungsfähigere Geräte, bildgesteuerte medizinische Interventionen, neue Möglichkeiten der Datenauswertung und die Teleradiologie gewannen in Forschung, Lehre und Klinik gewaltig an Bedeutung. Eine der Besonderheiten des Fachs: Die Bildgebung ist nicht einer einzelnen Disziplin zugeordnet, sondern sie fungiert als Querschnittfach, das die klinische Versorgung von Patienten, weite Teile der biomedizinischen und vor allem der translationalen und klinischen Forschung entscheidend unterstützt. Die Bildgebung sei zwar, so der Bericht, kostenintensiv, die aus den Ergebnissen ableitbaren Konsequenzen ermöglichen jedoch zielgenauere Therapien. Damit sei die Bildgebung, richtig eingesetzt, im Gesamtbudget des Gesundheits- und Wissenschaftssystems kosteneffizient. International exzellent positioniert In den vergangenen Jahren wurde in Österreich erfolgreich in die bildgebende Forschung investiert, was sich beispielsweise in kumulierten Impact-Faktoren, Zitierhäufigkeiten und der Gesamtzahl der Publikationen als den gängigen Messgrößen für den Forschungserfolg ablesen lässt. Vor allem wurden die beiden Bereiche Neuroimaging und onkologische Bildgebung international exzellent positioniert. Allerdings: Eine optimale Auslastung der bestehenden bildgebenden Forschungsinfrastruktur in Österreich ist derzeit noch nicht gegeben. Auch sei unklar, so der Bericht des Österreichischen Wissenschaftsrates, welche Profilierung über das Neuroimaging und die onkologische Bildgebung hinaus angestrebt werde. Das beeindruckende Potential in vielen Fachbereichen und an allen drei Universitäten sieht man durch wenige, aber wirksame Hindernisse in der vollen Ausschöpfung und Bündelung verzögert. Dazu zählt unter anderem auch, dass Geräte sowohl durch mangelnde personelle Ausstattung nur zeitlich limitiert genutzt werden können, andererseits durch die im europäischen Vergleich überdurchschnittliche Zahl von Journaldiensten die Geräte nicht in ausreichendem Maße der Forschung zur Verfügung stehen. Die Empfehlungen – kurz gefasst Anhand dieser Bestandsaufnahme formuliert das Expertenteam konkrete Empfehlungen zu Forschung, Lehre, Nachwuchsförderung und Klinik, die für die drei Medizinischen Universitäten ihrem Standort und ihrem Profil angepasst wurden. Als Kurzfassung bietet der Bericht acht für den Wissenschafts- und Forschungsstandort Österreich relevanten Empfehlungen: - Neben den bereits profilierten Bereichen Neuroimaging und onkologische Bildgebung sollte, passend zum jeweiligen Forschungsprofil der Universität, eine arbeitsteilige und ergänzende Stärkung der bildgebenden Forschung angestrebt werden. - Die Auslastung der Infrastruktur für die Bildgebung ist unbedingt zu steigern. Nicht an allen Standorten Medizinischer Universitäten müssen alle Geräte in gleicher Weise angeschafft und betrieben werden. Die Betriebszeiten der kostenintensiven Geräte sind zugunsten von (kooperativer) Forschung, Lehre und Patientenversorgung zu verlängern. Modelle effizienter Dienstplangestaltung sollten umgesetzt werden. - Die erfolgreichen interuniversitären Vernetzungen und Kooperationen im Bereich Neuroimaging sollten weiter ausgebaut und ähnliche Strukturen im Bereich der onkologischen Bildgebung aufgebaut werden. - Zur verbesserten Vernetzung der Forschungsinfrastruktur sind die Budgets für die Einwerbung von SFBs (Spezialforschungsbereich) mit dem Schwerpunkt Bildgebung zu erhöhen und profilbildende Antragstellungen zu fördern. - Der Ausbau von Imaging-Plattformen sollte förderpolitische Priorität genießen; auch sollten Investitionsentscheidungen der Universitäten damit verbunden sein. Die Teilnahme am paneuropäischen Wissenschaftsinfrastrukturprojekt Euro-Bio-Imaging des European Strategy Forum on Research Infrastructures (ESFRI) sollte forschungspolitisch unterstützt werden. - Die Biobankaktivitäten an den Medizinischen Universitäten sollten ausgebaut und die Anbindung von Bilddatenbanken an die Biobankeninfrastruktur verbessert werden. Dies ist als innovative Perspektive für populationsbasierte Forschungsprojekte unter Einschluss bildgebender Fragestellungen zu sehen. - Die adäquate Organisation der fächerübergreifenden radiologischen Forschung ist zentrale Aufgabe der Leitungsebene einer radiologischen Universitätsklinik. Geräte, Messzeiten und Bilddatensätze sind Forschungsressourcen, zu denen Wissenschaftler offenen, geregelten und personell unterstützten Zugang, auch interuniversitär, erhalten müssen. Es sollte überprüft werden, inwieweit die anstehende Umsetzung der EU-Arbeitszeitrichtlinie für eine Veränderung der Personalpolitik der Universitäten mit dem Ziel genutzt werden kann, Zeiten für Forschung und Krankenversorgung eindeutig und gewidmet zu definieren. Ein so weiterentwickeltes transparentes Personalmanagement wirkt sich erfahrungsgemäß günstig auf die Arbeitsplatzzufriedenheit und die Attraktivität eines Standorts für externe Forscher aus. Quelle: Österreichischer Wissenschaftsrat: Bildgebung. Forschung, Lehre und Ausstattung an den Medizinischen Universitäten Graz, Innsbruck und Wien, Bestandsaufnahme und Empfehlungen. November 2014. Das gesamte Dokument kann über die Internetseite des www.wissenschaftsrat.ac.at heruntergeladen werden.